Quarantäne: Ischgl-Tourismus informierte Betriebe vorab

Der Tourismusverband Ischgl hat die Beherbergungsbetriebe bereits vorab über die bevorstehende Quarantäne informiert. Daraufhin forderten viele Betriebe ihre Mitarbeiter dazu auf, den Ort noch schnell zu verlassen. Das berichtete gestern die ZIB2.

„Liebe Vermieter! Wir möchten euch informieren, dass wir um 12.30 Uhr vom Land Tirol über die Einrichtung von Check Points ab 14.00 Uhr informiert wurden“, zitierte die ZIB2 aus der E-Mail des Verbands. Dessen Geschäftsführer Andreas Steibl sprach gegenüber der APA jedoch von einer reinen Serviceleistung. Daran, dass daraufhin Betriebe ihre Mitarbeiter unverzüglich und noch vor der Quarantäne heimschicken könnten, habe man nicht gedacht.

Land Tirol verurteilt Verständigung

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass tatsächlich Mitarbeiter dann innerhalb einer Stunde abgereist sind“, so Steibl. Immerhin sei das nicht so schnell möglich, da zuvor auch noch formelle Angelegenheiten, etwa Abrechnungen, erledigt werden müssten. Die Gefahr, dass auf die Mail hin jemand vorzeitig abreise, habe man nicht gesehen. Ein Saisonarbeiter, der in der ZIB2 via Skype interviewt wurde, berichtete jedoch, dass er von seiner Firma den „Befehl“ bekommen habe zusammenzupacken und auszureisen.

Ischgl beschäftigt die Staatsanwaltschaft

Mit den Coronavirus-Erkrankungen in Ischgl in Tirol befasst sich jetzt die Staatsanwaltschaft Innsbruck.

Seitens des Landes habe man aber keine Kenntnis davon gehabt, dass der TVB die Vermieter verständigte, wurde betont. Das sei auf Eigeninitiative erfolgt und werde vom Land Tirol verurteilt, hieß es.

Ruf nach unabhängiger Kommission

Nach der Kritik am Krisenmanagement wollen die Tiroler Regierungsparteien ÖVP und Grüne eine unabhängige Expertenkommission zur Aufarbeitung aller im Raum stehenden Fragen und Vorwürfe einsetzen. Vertreter beider Parteien bestätigten der APA einen dahingehenden Bericht der „Tiroler Tageszeitung“ (Onlineausgabe). Zuvor hatte SPÖ-Chef Georg Dornauer auf die Einsetzung einer solchen unabhängigen Kommission „besetzt mit Sachverständigen aus anderen Bundesländern oder dem Ausland“ gedrängt.

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Tirol und seine Tourismushochburgen fürchten nun, die Schlagzeilen der jüngsten Zeit könnten dem Image des Tourismuslandes Tirol langfristig schaden, so ein Experte des Wirtschaftsforschungsinstituts.

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