Virus breitet sich in Afrika aus

Lange ist es um das Coronavirus in Afrika ruhig geblieben. Die Hoffnung war groß, dass das Virus den Kontinent nicht erreicht oder sich SARS-CoV-2 im wärmeren Klima schwerer tut. Doch die Illusion ist zerbrochen. Inzwischen gibt es der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge mehr als 1.000 Fälle in mindestens 40 Ländern.

„Aktuell ist das weltweite humanitäre System nicht auf einen größeren Ausbruch von Covid-19 in Krisengebieten und chronisch armen Regionen vorbereitet“, warnte jüngst der Generalsekretär der Organisation CARE Deutschland, Karl-Otto Zentel. „Ärmere Länder mit einer extrem schwachen medizinischen Infrastruktur müssen jetzt unterstützt werden.“

Händewaschen gilt im Kampf gegen das Virus als das A und O. Doch der Zugang zu Wasser und Seife ist in vielen afrikanischen Ländern schwierig. Das ist nicht nur in Städten der Fall. Händewaschen sei „vor allem in ländlichen Regionen, wo Zugang zu Seife und Wasser ein Problem sein könnte, eine der Herausforderungen“, sagte Michel Yao, der Leiter der Notfallprogramme der WHO in Afrika.

„Social Distancing“ schwierig umzusetzen

Auch „Social Distancing“ ist in Afrika kaum wie in Europa umzusetzen. „Die sozioökonomischen Umstände vieler Afrikaner, vor allem in den Städten, machen Social Distancing (…) zu einer großen Herausforderung“, sagte die WHO-Chefin in Afrika, Matshidiso Moeti. Viele Menschen leben auf engstem Raum.

Obwohl viele Länder mit weitreichenden und drastischen Maßnahmen versuchen, ihre Bevölkerung vor einer Infizierung zu schützen, reicht ihre Infrastruktur bei einer hohen Zahl von Erkrankten kaum aus. An allem fehlt es: Intensivbetten, Ärzte und Ärztinnen, Pflegepersonal, Atemgeräte.

Malawi etwa hat nach Angaben des nationalen „Medical Journal“ in seinen Spitälern gerade einmal eine zweistellige Zahl von Notfallbetten für seine gut 18 Millionen Einwohner. Andere Länder wie Kamerun und Demokratische Republik Kongo haben Konflikte auf ihrem Staatsgebiet, was die Gesundheitsvorsorge und die Aufklärung über das Virus schwierig werden lässt.

Südafrika besonders betroffen

In Südafrika stieg die Zahl der Coronavirus-Infektionen heute auf 709. Am Vortag seien es noch 554 Infektionen gewesen, sagte Gesundheitsminister Zweli Mkhize dem Fernsehsender SABC. Bisher gibt es demnach keine Todesopfer, zwei Menschen würden aber auf der Intensivstation behandelt.

Nachdem es sich zunächst um „importierte Fälle“ gehandelt habe, seien nun verstärkt Ansteckungen im Land selbst zu beobachten, sagte der Minister. Südafrika ist derzeit das am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land auf dem afrikanischen Kontinent. Am Montagabend hatte Staatschef Cyril Ramaphosa eine dreiwöchige Ausgangssperre angekündigt, die am Freitag um Mitternacht Ortszeit beginnen soll.

Ex-Bischof Tutu: Wie Schwestern und Brüder handeln

Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger und frühere anglikanische Bischof Desmond Tutu rief angesichts der Pandemie zum Zusammenhalt auf. Besondere Solidarität erfordere die Bekämpfung von Covid-19 in seiner Heimat Südafrika, so der 88-Jährige.

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