Rudolf Anschober
APA/Georg Hochmuth
Schutzausrüstung

Erste Großlieferungen erwartet

In Österreich werden ab Donnerstag mehrere Großlieferungen an dringend benötigter Schutzausrüstung eintreffen. Das kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) an, der zudem die Spitäler für die nächsten Wochen der Pandemie – etwa bei der Bettenkapazität – gut gerüstet sieht.

Laut Anschober wurden bundesweit einheitliche Schutzkonzepte für die Krankenhäuser ausgearbeitet, um ein Einschleppen des neuartigen Coronavirus möglichst zu verhindern. Und man habe erste Erfolge in der Beschaffung von Schutzausrüstung verzeichnen können. Elf Millionen Handschuhe sollen am Freitag eintreffen, am Samstag eine Großlieferung Masken, am Montag Schutzanzüge, so der Minister: „Wir sind sehr intensiv in diesem Bereich unterwegs, um den Schutz noch deutlich zu stärken.“

Dazu sollen wie bereits angekündigt die Tests deutlich nach oben gefahren werden. Ziel ist es, vor allem medizinisches und Pflegepersonal möglichst umfassend zu testen.

Bereits 42 Tote

Aktuell gibt es 42 Todesfälle aufgrund des Coronavirus. Die Erkranktenzahl lag bei 6.001, ein Plus von 13,6 Prozent gegenüber dem Vortag. Das ist laut Anschober aber nur ein wenig aussagekräftiger Tageswert. Entscheidend sei es, in den einstelligen Bereich zu kommen, betonte er erneut.

Entlastung der Spitäler als Stärke

Generell gehe es darum, beim Zuwachs nicht die Gesamtkapazität der Spitäler zu übersteigen. Genau das habe in Teilen Spaniens und Italiens nicht funktioniert, so der Gesundheitsminister. Es sei eine Stärke der österreichischen Strategie, dass sehr viele Patienten zu Hause bleiben können. Derzeit seien 547 Personen hospitalisiert, 96 auf der Intensivstation.

Bei 87 Prozent gebe es einen sehr milden Krankheitsverlauf. Anschober verwies auch darauf, dass, was Ökonomen in der Vergangenheit immer wieder kritisierten, sich nun als Vorteil für Österreich erweise: die vergleichsweise hohe Zahl an Spitalsbetten.

Für Verschärfung der Lage vorgesorgt

Anschober erinnerte an bereits gemachte Schritte, um das Gesundheitssystem leistungsfähig zu halten: Man habe mit den jüngsten Parlamentsbeschlüssen das Ärztegesetz geändert, was Laboruntersuchungen auch ohne Ärzte, vor allem aber auch den Einsatz von Turnusärzten, pensionierten Medizinern und von Fachärzten in anderen Bereichen ermöglicht habe. Und Medizinstudentinnen und -studenten seien derzeit etwa schon an der Telefonhotline 1450 im Einsatz.

Sonderkliniken als Zusatzkapazitäten

Erweitert werden zudem die Kapazitäten in vorsorglich errichteten Sonderkliniken für Menschen mit mildem Krankheitsverlauf. 12.000 Betten seien es mittlerweile. Man gehe in Richtung 20.000 Betten. Der freie Bettenbestand werde laufend mit den Prognoserechnungen abgestimmt, sagte Anschober.

Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, verwies in dem Zusammenhang auf Modellrechnungen, ab wann es zu wenige Intensivbetten geben würde. Dieser Wert liege bei 30.000 bis 35.000 Neuinfektionen. Die Annahme ist dabei, dass sich die Bevölkerung wie bisher an die Verhaltensregeln hält.

Herwig Kollaritsch, Rudolf Anschober und Herwig Ostermann
APA/Georg Hochmuth
Herwig Kollaritsch, Anschober und Herwig Ostermann präsentieren die aktuelle Lage

Bei Tests klare Priorität

Bei den derzeit verwendeten DNA-Tests gibt es von den Labors her mittlerweile die Kapazität, 15.000 täglich durchzuführen. Hier sollen vor allem Spitalspersonal und jenes in Pflegeheimen breiter getestet werden. Allerdings braucht es dafür die nötigen Reagenzien – und diese müssen ebenfalls auf dem Weltmarkt gekauft werden. Dort sei das Angebot derzeit eng, auch wenn die Produktion bereits drastisch nach oben gefahren werde, so Anschober.

Da derzeit deutlich weniger andere Laboruntersuchungen durchgeführt werden, würden die in Österreich vorhandenen Kapazitäten aber jedenfalls bis nach Ostern reichen, betonte Herwig Kollaritsch, Facharzt für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, bei der Pressekonferenz.

Im Vergleich hohe Testrate

Kollaritsch sagte, dass Österreich bereits jetzt bei der Anzahl an Tests je 1.000 Personen weltweit an fünfter Stelle liege. In absehbarer Zeit rechnet er zudem damit, dass auch verlässliche Antikörpertests auf den Markt kommen. Damit könne man dann ganze Samples von Personen testen und die Inzidenz feststellen, also die Häufigkeit von Ansteckungen in einem bestimmen Zeitraum, etwa einem Jahr. Das würde helfen, die Dunkelziffer an nicht erkannten Infektionen zu berechnen.

Weiter Ringen um Darstellung der Daten

Wachsende Kritik gibt es sei Tagen daran, dass die von den Behörden zur Verfügung gestellten Daten zeitlich nicht abgestimmt sind und nicht in maschinenlesbarer Form vorliegen. Diese Daten sind für die Entscheidungsträger und auch für Medien zur grafischen Abbildung eines aktuellen Standes der Pandemie-Entwicklung entscheidend.

Anschober betonte, das vom Ministerium entwickelte, aber noch nicht funktionsfähige „Dashboard“ solle möglichst am Donnerstag wieder online gehen. Dieses soll einen etwa 15-minütig aktualisierten Gesamtüberblick liefern. Anschober machte aber klar, dass es bei der zeitgerechten Dateneinspeisung in einigen Bundesländern noch Probleme gibt.

Kritik von FPÖ

Kritik an Anschober übte FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak. Mit seinen Kurzfristprognosen verunsichere der Gesundheitsminister die Bevölkerung. Kaniak warf Anschober vor, sich dem „ÖVP-Krisen-Marketing“ unterzuordnen, anstatt „ehrliche Krisenkommunikation“ zu betreiben.