Frau schneidet ihre Haare selbst
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Geschlossene Friseursalons

Zwischen „Corona-Ansatz“ und DIY-Debakel

Die Friseursalons sind angesichts der Coronavirus-Krise vorerst geschlossen, auch Hausbesuche sind verboten. Doch die Haare wachsen weiter. Und viele fragen sich bereits nach wenigen Tagen und Wochen: Haare selbst schneiden – ja oder nein? Und wenn ja, was gilt es da zu beachten?

Die Spitzen sind spröde, die Haare zu lang, die Strähnchen ausgebleicht: Die ungepflegte, unfrisierte Haarpracht in Zeiten der Coronavirus-Krise ist längst zum Meme avanciert. „Nach sechs Monaten Quarantäne: Friseur wird systemrelevanter Beruf“, heißt es da etwa. Auf Instagram machten einige Figaros mit dem Hashtag „#ZeigDeinenAnsatz“ bereits Mut zum Nichtstun. Geschlossen sind die Friseursalons zumindest bis zum 13. April, viele Betreiber kämpfen indes ums wirtschaftliche Überleben.

Tatsächlich beschäftigen sich viele zurzeit mit dem Thema: Google-Suchanfragen wie „Haare schneiden“ und „Haare schneiden Anleitung“ nahmen zuletzt stark zu. Im Onlinehandel führen Haarschneidemaschinen bereits Bestseller-Listen an, unter anderem bei Amazon. Auch Tutorials, ob auf YouTube oder Pinterest, gibt es zu genüge. Nicht zuletzt zeigen sich erste Friseure in der Not erfinderisch und bieten ihrer Kundschaft kurzerhand Videositzungen an, wo etwa eruiert wird, wie man die Haare zu Zeiten sozialer Distanzierung richtig pflegt.

„Das ist eine Lotterie“

Soll man es nun wagen, selbst Hand anzulegen? „Das ist eine Lotterie, das kann sehr gut ausschauen oder echt in die Hose gehen“, sagt Manuel Lenz, der seit 13 Jahren als Friseur in Niederösterreich tätig ist, gegenüber ORF.at. Grundsätzlich rät er aber explizit davon ab, sich selbst die Haare zu schneiden. Ähnlich sieht das die Wiener Friseurin Lizzy Lemon, die den Salon Ginger Lemon Hairspace betreibt. „Für eine Korrektur zahlt man das Dreifache“, so Lemon.

Eine Handvoll Tipps in puncto Schneiden, Färben und Pflegen haben die beiden dennoch parat. Wer beispielsweise seine Stirnfransen nicht im Stile der 70er zu Curtain Bangs auswachsen lassen möchte, der solle kleinsäuberlich vorgehen, so Lenz. Das heißt: erst Haare waschen und föhnen, dann die Stirnfransen mit einem Glätteisen glätten und Millimeter für Millimeter kürzen. Leute mit langen Haaren können die Zeit wiederum nutzen, um mit Flechtfrisuren zu experimentieren.

Besonders heikel sind klassische Männer- bzw. Kurzhaarfrisuren: All jene, die ihre Haare üblicherweise alle paar Wochen trimmen lassen, könnten die nun etwas längeren Haare mit mattem Haarwachs nach hinten – also vom Gesicht weg – stylen, flach drücken und ein wenig flacher föhnen, so Lenz. „Vielleicht entwickelt sich durch die längeren Haare auch ein neuer Look, der gefällt“, so der Friseur. Abgesehen von Kappen und Hauben könne man auch zu Haarbändern oder Tüchern greifen, rät Lemon – eine Notwendigkeit sei ein Haarschnitt momentan aber ohnehin nicht, sind sich die beiden einig.

Langer Bart und dunkler Nachwuchs

Auch vom Selbstfärben raten Lenz und Lemon ab – vor allem in Sachen Blondierung. „Da würde ich auf jeden Fall die Finger weglassen, das geht meistens nicht gut“, so Lenz. „Dunkler Nachwuchs ist zurzeit sowieso extrem modern, ich würde das vorerst einfach auswachsen lassen“, so der Friseur. Wenn man dennoch färben möchte, dann solle man jedenfalls zu dunkleren Farbtönen greifen.

Vermutlich würde aber ohnehin bald der „Corona-Hairstyle“ weite Kreise ziehen – also eine Art „Grunge Look“ mit ausgewachsenem Ansatz oder langem Bartwuchs, spekuliert er. Ähnlich die Prognose von Lemon: „Der nächste Trend? Verschnittene Haare.“

Dem „Guardian“ zufolge ist der Buzzcut die Trendfrisur der Saison. Dabei werden die Haare fast komplett abrasiert – am besten mit Hilfe einer im Haushalt lebenden Person. Für ein gepflegtes Ergebnis rät der GQ-Stylist Teo van den Broeke dazu, die Haare einmal pro Woche zu trimmen. Allerdings würde der Look nicht jedem stehen: Ein rasierter Kopf würde symmetrischen Gesichtern am besten passen – solchen mit langen und schmalen rät er eher ab. Getragen wird die Frisur bereits von Fußballgrößen wie Eden Hazard, Hector Bellerin und Paul Pogba.

Friseurin rät zu Entfettungskur

Geht es nach Lemon und Lenz, dann ist es jetzt aber ohnehin die ideale Zeit, den Haaren eine Pause zu gönnen. Statt Föhnen und Glätten solle man die Zeit dazu nutzen, die Haare mit Masken und Haarkuren zu stärken. „Kokosöl ist mein Favorit, das spendet Feuchtigkeit und Glanz“, so der Friseur. „Viele meiner Kundinnen und Kunden nützen die Zeit für eine Entfettungskur“, sagt Lemon. Das Prinzip ist simpel: Die Haare sollen möglichst selten gewaschen werden, sodass sie in weiterer Folge nicht mehr so schnell fettig werden.

Friseursalons stellt die Coronavirus-Krise momentan jedenfalls vor große Herausforderungen. Während viele Betriebe ums Überleben kämpfen, fürchten zahlreiche Angestellte um ihre Anstellung. Vor Hausbesuchen wird indes gewarnt – mehr dazu in salzburg.ORF.at, tirol.ORF.at und noe.ORF.at. Unterstützen kann man Friseure bzw. Friseursalons dennoch: Abhilfe kann etwa der Kauf von Gutscheinen oder Produkten in Onlineshops – sofern vorhanden – schaffen. Ist kein Onlineshop vorhanden, dann hilft es auch, den Friseur direkt zu kontaktieren.