„Zimmer Frei“-Schild
ORF.at/Günther Rosenberger
Hilfspaket

Staat stützt taumelnden Tourismus

Bund und Länder haben die verzweifelten Appelle der letzten Tage aus der Branche wahrgenommen und die Unterstützung für den Fremdenverkehr aufgestockt. Oberstes Ziel sei es, die Liquidität trotz Umsatzausfällen aufrechtzuerhalten, teilte das Tourismusministerium am Freitag mit.

Der Haftungsrahmen für Überbrückungskredite wird von bisher 100 Millionen Euro auf bis zu eine Milliarde erhöht, sechs Bundesländer – Tirol, Salzburg, Wien, die Steiermark, Kärnten und das Burgenland – übernehmen dabei die Zinskosten für ihre Betriebe. Außerdem bietet die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) ihren Kreditnehmern an, die Tilgungen für 2020 zu stunden. Es müssen also nur Zinsen bezahlt, aber kein Kapital zurückgezahlt werden. Das könne mit einem einfachen Formular auf der ÖHT-Website beantragt werden.

Für einen Überbrückungskredit mit Staatshaftung müssen sich die Betriebe an ihre Hausbank wenden. Die Höchstsumme sind 500.000 Euro Kredit pro Betrieb. Das Tourismusministerium übernimmt Bearbeitungskosten und Haftungsprovision, zusammen 1,8 Prozent der aushaftenden Summe. Abgewickelt wird auch das über die ÖHT.

Haftung für 80 Prozent der Kreditsumme

Zahlreiche Banken hätten bereits Zwischenfinanzierungen mit einem Richtwert von nur einem Prozent Zinsen versprochen, teilte das Ministerium mit. Die Hausbanken, die den Überbrückungskredit vergeben, müssen allerdings 20 Prozent des Risikos übernehmen, die Staatshaftung gilt für 80 Prozent der Kreditsumme.

Bisher sind mehr als 4.000 Anträge auf Haftungsübernahmen eingegangen. Damit war der bisherige Rahmen von 100 Mio. Euro ausgeschöpft. Für Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ist die hohe Nachfrage ein Zeichen, „dass unsere Maßnahmen wie etwa die Haftungsübernahmen sehr gut angenommen werden. Wir werden alles tun, um der Branche durch diese Krise zu helfen.“

Die Plattform Openhotels.at soll Unternehmen, die Unterkünfte in den Bundesländern für Schlüsselarbeitskräfte suchen, mit den noch offenen Hotels zusammenbringen. Abgesehen von spezifischen Hilfen können die Tourismusbetriebe auch alle allgemein zugänglichen Unterstützungen aus dem 38 Mrd. Euro schweren Hilfspaket der Regierung beantragen.

Reiseveranstalter „finanziell ausgequetscht“

Gregor Kadanka, Obmann des Fachverbandes der Reisebüros in der Wirtschaftskammer (WKÖ), hatte Mitte der Woche in einem Schreiben an das Wirtschaftsministerium auf die Situation der Reisebranche hingewiesen und um Hilfe gebeten. Besonders die Reiseveranstalter würden derzeit stark leiden: „Dem Kunden sind alle bezahlten Beträge zurückzuerstatten, während der Reiseveranstalter seinerseits auf den Kosten gegenüber Leistungsträgern (Airlines, Hotels etc.) in aller Regel sitzen bleibt. Airlines verweigern großteils die Refundierung bezahlter Tickets, und auch Hotels halten vielfach an ihren Stornogebühren fest. Reiseveranstalter werden somit von beiden Seiten finanziell ‚ausgequetscht‘, während es gleichzeitig für den Sommer keine Perspektive gibt", schrieb Kadanka.

Er forderte „rasch Soforthilfemaßnahmen“ und „Instrumente, die die Liquidität sicherstellen. Helfen würden somit sofort verfügbare Beihilfen, um insbesondere die massiven Ausfälle durch Stornierungen bzw. Ausfälle von Provisionen bei Vermittlern auszugleichen.“ In diesen Punkten sind Bund und Länder der gebeutelten Branche nun entgegengekommen.

Minus fünf Prozent in jedem geschlossenen Monat

Doch es ist nur ein kleiner Lichtblick: Nach einer ersten Schätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) erhöhen sich die Nächtigungsverluste jeden Monat, in dem die Betriebe geschlossen bleiben und die Nachfrage nahezu vollständig ausfällt, um rund fünf Prozentpunkte, „von minus zwölf Prozent der gesamten Nächtigungen 2020 bei einer Schließung von Mitte März bis Ende April bis auf minus 22 Prozent, wenn die Betriebe erst mit Juli wiedereröffnen könnten“. Wären auch die wichtigsten Sommermonate Juli und August betroffen, würden die Ausfälle noch einmal „deutlich“ steigen.