Clinton will auch Sanders gegen Trump unterstützen

Die frühere US-Außenministerin, Ex-First-Lady und Donald Trump unterlegene Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton will jeden Kandidaten ihrer Demokratischen Partei bei der Wahl im November unterstützen – selbst ihren im linken Spektrum angesiedelten, parteiinternen Ex-Konkurrenten Bernie Sanders. Das sagte Clinton im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“.

Archivbild aus dem Jahr 2016 zeigt Hillary Clinton neben Bernie Sanders
Reuters/Brian Snyder

„Aber in jedem Fall unterstütze ich die Person, die nominiert wird. Ja, ich habe meine Meinung zu den einzelnen Kandidaten. Aber es kommt letztlich darauf an, Donald Trump zu besiegen. Das allein ist wichtig. Und wer sich am Schluss des Vorwahlprozesses als Stärkster erweist, an den knüpfe ich meine Hoffnungen. Und auf dessen Seite stehe ich“, sagte Clinton. Neben Sanders ist nur noch Ex-Vizepräsident Joe Biden im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten.

Clinton sieht viele Hindernisse

Es gebe aber Hindernisse, um eine Wiederwahl Trumps zu vereiteln: „Das sind die Einmischung ausländischer Mächte, die Propaganda auf sozialen Medien, der Diebstahl von Informationen, die dann gegen uns Demokraten gezielt eingesetzt werden. Die Republikaner versuchen auch gern, Wähler und Wählerinnen, die nicht für sie stimmen, aus den Listen zu streichen. Das sind alles ganz schöne Herausforderungen, mit denen jeder Kandidat konfrontiert ist. Doch wir müssen das schaffen.“

Zu ihrer eigenen Wahlniederlage 2016 sagte Clinton: „Ich möchte daran erinnern, dass ich drei Millionen Wählerstimmen mehr als Trump geholt habe. Und alle Prognosen sprachen für mich. Erst im Nachhinein hat man analysiert, wie sehr das Ergebnis letztlich zum Beispiel durch Fehlinformationen beeinflusst wurde.“

„Putin tat alles, um mich zu besiegen“

Zu ihrer E-Mail-Affäre – Clinton hatte einen privaten Server für dienstliche Zwecke genutzt, die Republikaner warfen ihr deswegen kriminelles Verhalten und Gefährdung der nationalen Sicherheit vor – sagte die ehemalige Außenministerin, sie habe nichts Illegales getan. „Vermutlich wäre nichts passiert, wenn der FBI-Direktor (James Comey, Anm.) das Ganze nicht wenige Tage vor der Wahl noch einmal hervorgeholt hätte. Dann hat er wiederum alles entkräftet, aber das war zu spät. Vermutlich hat das in Gegenden, wo das Ergebnis besonders knapp ausfiel, den Ausschlag gegeben.“

Die Frage, ob es eine Verschwörung gegen sie im Wahlkampf gab, beantwortete Clinton: „Es gibt einfach Leute, die das ablehnen, wofür ich stehe, und die gaben viel Geld aus, um die Wahlen zu manipulieren. Das war eine hoch organisierte Kampagne. Das begann schon zu der Zeit, als ich versucht habe, für die meisten Amerikaner eine Krankenversicherung auf die Beine zu stellen. Und auch ein Wladimir Putin wusste genau, wofür ich stehe. Deshalb tat er alles, um mich zu besiegen. Trump setzt nun das um, was in Putins Strategiebüchlein steht: Er untergräbt die NATO und die EU, er steigt aus dem Klimaabkommen aus, ebenso aus dem Atomabkommen mit dem Iran. Die Rolle der USA in der Welt ist geschwächt. Das entspricht exakt Putins Absichten.“

Trump unterschätzt?

Auf die Frage, ob sie Trump als Gegner unterschätzt habe, sagte die Demokratin: „(Präsident Barack) Obama, andere führende Demokraten und ich machten uns schon große Sorgen wegen Trump. Vor allem, wenn wir uns historische Analogien zum Faschismus anschauten. Aber wir dachten einfach nicht, dass er gewinnen könnte.“

Und weiter: „Wir wollten ja auch schon früher publik machen, dass sich die Russen in den Wahlkampf einmischen. Aber der republikanische Fraktionschef im Senat, Mitch McConnell, leistete Widerstand. Und da ich in allen Umfragen vorn lag, wollten wir keinen großen Disput anzetteln.“