Überblick des Instagram-Accounts „tussenkunstenquarantaine“
Instagram/tussenkunstenquarantaine
Instagram-Hit

Kunstklassiker zu Hause nachgestellt

Dass Menschen, die in Zeiten wie diesen zu Hause festsitzen, sich in den Sozialen Netzwerken verstärkt mehr oder weniger witzigen „Challenges“, Kettenrätseln und Buchstabenspielen hingeben, ist wenig überraschend. Eine der charmantesten Ideen kommt aus den Niederlanden: Aufgerufen wird dazu, Gemäldeklassiker zu Hause nachzustellen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, der entsprechende Instagram-Account sorgt für Furore.

Seit 14. März ist der Instagram-Account Tussen Kunst & Quarantaine (Zwischen Kunst & Quarantäne) online. Mehrere hundert Beiträge wurden binnen kurzer Zeit online gestellt, schon nach zwei Wochen gab es mehr als 85.000 Follower, Tendenz rasch steigend. Mittlerweile ist der Spaß weiter über die Grenzen der Niederlande hinausgewachsen.

Entstanden ist das Projekt zufällig. Die beiden Amsterdamerinnen Anneloes Officier und Floor de Weger arbeiteten im Homeoffice – und schnell hatten sie das Gefühl, die Decke fiele ihnen auf den Kopf. Als Blödelei stellte Officier mit zwei Tüchern und Knoblauch Jan Vermeers „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ nach und ließ ein Foto schießen. Per WhatsApp an Freunde verschickt, fand sie bald Nachahmer und teilte das Bild dann auch auf ihrem privaten Instagram-Account.

Als sie binnen kürzester Zeit Dutzende neue Follower hatte, darunter das Rijksmuseum Amsterdam, also das niederländische Nationalmuseum, richtete Officier eine eigene Instagram-Seite ein und lud Nachahmer ein, ebenfalls als Kunstwerk zu posieren. Und innerhalb weniger Tage explodierte die Seite geradezu, auch weil das Rijksmuseum wieder darauf verwies.

Mittlerweile kommt Officier in ihren Arbeitspausen und am Wochenende kaum mehr dazu, alle eingesendeten Beiträge online zu stellen: „Die Menschen bemühen sich sehr, ein Gemälde so schön wie möglich nachzubilden. Ich fühle mich ein wenig schuldig, dass ich nicht alles so schnell wie möglich raufstellen kann, natürlich gibt es auch noch viel zu tun. Die meisten Bilder mache ich in meiner Pause oder am Wochenende“, sagte sie niederländischen Medien. Dennoch: „Jedes neue Foto zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht. Es schafft eine Ablenkung zwischen all der Unruhe und Unsicherheit.“

Vermeer, Klimt, Arcimboldo, Banksy

Während einerseits minimalistische Fotos entstehen, die sich an die ursprünglich ausgegebene Regel halten, nur drei Gegenstände zu verwenden, kommen auch immer ausgefeiltere Fotos. „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ ist wohl – auch aufgrund des Vorbilds – das am häufigsten nachgestellte Motiv. Es dominieren die alten Meister, doch die Palette ist breit: Selbstporträts von Vincent Van Gogh werden ebenso häufig nachgebaut wie Bilder von Gustav Klimt.

Die Bilder von Giuseppe Arcimboldo sind ein beliebtes Motiv. Moderne Kunst stellt offenbar eine eher größere Herausforderung dar. Dennoch: Edvard Munchs „Schrei“ ist freilich ein Klassiker. Aber auch Pete Mondrian wird neu interpretiert, Banksy ebenso.

Alles schon einmal da gewesen

Ganz neu ist die Idee freilich nicht. Vor rund zwei Jahren machte eine ähnliche Aktion auf Twitter die Runde, damals wurden aber unter dem Hashtag „#KunstGeschichteAlsBrotbelag“ Kunstklassiker als Brotbeläge nachgebaut. Und bereits 2010 nahm die mittlerweile aufgelöste französische Band Hold Your Horses! die Idee in einem Video vorweg. Der Clip zu ihrem Song „70 Million“ besteht zur Gänze aus nachgestellten Gemäldemeisterwerken.