Polens liberale Opposition hat die Wähler und Wählerinnen zum Boykott der Präsidentschaftswahl am 10. Mai aufgerufen, die die regierenden Rechtskonservativen trotz der Coronavirus-Pandemie weiterhin abhalten wollen.
„Lasst uns diese Wahlen boykottieren, euer Leben ist das Wichtigste“, sagte die liberale Präsidentschaftskandidatin Malgorzata Kidawa-Blonska vor gestern Journalisten in Warschau. Kidawa-Blonska selbst setzte den Wahlkampf aus, um den Kampf gegen die Ausbreitung des Virus nicht zu behindern. „Die Präsidentschaftswahlen in der gegenwärtigen Situation zu organisieren, ist kriminell“, teilte sie in einer Erklärung mit.
Deutliche Mehrheit für Verschiebung
In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage sprachen sich 72 Prozent der Polen für eine Verschiebung der Wahl aus. Breite Kritik gab es an der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die das Wahlgesetz dahingehend änderte, dass Bürger über 60 Jahre und unter Quarantäne stehende Menschen per Briefwahl wählen können.
Präsident Andrzej Duda, der für eine zweite Amtszeit kandidiert, äußerte sich im Fernsehsender TVP Info zur Wahl: Er hoffe, dass die Polen nach Ostern wieder zu einem „normalen Leben“ zurückkehren können und die Voraussetzungen für die Abstimmung gegeben sind. Duda werden bei einer Wahl im Mai bessere Chancen eingeräumt als bei einem Termin im Herbst. In Polen haben sich nach offiziellen Angaben bisher 1.771 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt, 20 von ihnen starben.