Attentäter von Halle soll gestanden haben

Der mutmaßliche Attentäter von Halle in Deutschland hat einem Bericht zufolge ein ausführliches Geständnis abgelegt. Nach heute veröffentlichten Recherchen von Nord- und Westdeutschem Rundfunk sowie „Süddeutscher Zeitung“ bedauerte Stephan B., nicht noch mehr Menschen getötet und keine Migranten getroffen zu haben. B. hatte nach eigenen Aussagen in erster Linie Juden töten wollen.

Am 9. Oktober hatte er während der Feierlichkeiten zum jüdischen Feiertag Jom Kippur versucht, bewaffnet in die Synagoge der Stadt an der Saale einzudringen und die dort versammelten Menschen zu töten. Nachdem ihm das nicht gelungen war, erschoss er den Ermittlungen zufolge auf offener Straße eine Frau, drang in einen Dönerimbiss ein und tötete dort einen Mann. Auf seiner Flucht verletzte er zwei weitere Menschen schwer.

Waffen selbst gebaut

B. handelte ganz offensichtlich ohne Helfer und Netzwerk. Den Medienberichten zufolge berichtete er den Ermittlern, wie er seine Waffen selbst zusammengebaut habe – aus Metallrohren und mit einem 3-D-Drucker. Auch seine Molotowcocktails und Splitterbomben, die er bei sich hatte, habe er selbst hergestellt.

In seiner rassistischen und rechtsextremen Weltanschauung fand er den Angaben zufolge geistige Unterstützung im Internet. Er traf sich im Netz anonym auf Imageboards mit Gleichgesinnten vor allem aus den USA, die einander in ihrem Juden- und Frauenhass bestärkten.

Auslöser für seine Tat war laut Bericht der rechtsextremistische Anschlag im März 2019 auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch, bei dem der Attentäter 51 Menschen tötete. Das sei für ihn eine Zäsur gewesen, und er habe sich entschieden, sich zu bewaffnen, sagte B. dem Bericht zufolge den Ermittlern. Die Patronen habe er gebraucht im Internet gekauft und selbst befüllt. Er habe der ganzen Welt zeigen wollen, dass Waffen sehr günstig hergestellt werden könnten.

Zurückgezogenes Leben

B. lebte sehr zurückgezogen in einem kleinen Zimmer in der Wohnung seiner Mutter in einem Dorf bei Eisleben. Er hatte nach Angaben seiner Familie keine Freunde, keine Partnerin, er war nicht Mitglied in Vereinen oder einer Partei. Offenbar radikalisierte er sich nach einer schweren Operation, nach der er sein Chemiestudium aufgab, allein durch Kontakte im Internet. Der Mann gilt nach Einschätzung von Experten als schuldfähig.

Die Bundesanwaltschaft sieht dem Bericht zufolge darin Taten, die geeignet seien, das Ansehen der Bundesrepublik in der Staatengemeinschaft zu schädigen.