Screenshots der „Stopp Corona“-App des Roten Kreuzes
Rotes Kreuz; ORF.at (Montage)
„Stopp Corona“-App

Fragen zu Praxistauglichkeit

Die „Stopp Corona“-App des Roten Kreuzes soll eine Art Kontakttagebuch via Smartphone sein und schnell über Verdachtsfälle sowie positive Tests von Personen informieren, mit denen man in den letzten 48 Stunden in Kontakt stand. Auch die Regierung erwartet durch den Einsatz digitaler Hilfsmittel einen Beitrag zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus. Die aktuelle Umsetzung der App wirft bei Nutzerinnen und Nutzern aber Fragen bezüglich der Praxistauglichkeit auf.

Die „Stopp Corona“-App ist seit einigen Tagen im App Store für iPhones und auf Google Play für Android-Smartphone verfügbar. Die Bewertungen zeigen ein durchwachsenes Bild. Die meisten Nutzer finden die Idee gut, zweifeln aber an der Umsetzung. „Die Idee ist grundsätzlich sehr gut. Aber es müsste automatisch funktionieren (…). Kann mir nicht vorstellen, zum Beispiel beim Einkaufen zu jedem hinzulaufen und zu fragen, ob sie die App haben und wir uns verbinden könnten“, heißt es in einer Bewertung. „Sinnvoll wäre, wenn die App im Hintergrund läuft und alle Personen in der Nähe aufgezeichnet werden“, meint ein anderer Nutzer.

„Der Sinn der App habe ich verstanden. Wirklich genial! Jedoch arbeite ich zum Beispiel im Einzelhandel und müsste nun jeden Kunden fragen, ob er die App hat und ob wir einen ‚Handshake‘ durchführen können“, so eine Userin. Ein weiterer Nutzer findet: „Die App macht nur Sinn, wenn sie automatisch Kontakte erfasst! Und auch dann ist die Erfassung noch lückenhaft, weil nicht jeder die App installieren wird.“

Rotes Kreuz: Arbeiten an Automatik

Das Rote Kreuz ist sich der fehlenden Praxistauglichkeit bewusst. „Ja, der digitale Handshake ist im Moment nur manuell möglich. So stellen wir sicher, dass nur die notwendigsten Daten angegeben werden müssen. In einer Ausbaustufe soll auch eine Automatisierung optional möglich sein.“ Das müsse datenschutzrechtlich genau überprüft werden. „Genau daran arbeiten wir gerade“, so das Entwicklerteam in Antworten auf kritische Bewertungen.

Manche Nutzer hinterfragen auch, warum die App Zugriff auf das Mikrofon des Geräts braucht. Das Rote Kreuz erklärte das folgendermaßen: „Beim digitale Handshake wird die Verbindung zwischen den Smartphones mit Bluetooth und Ultraschall aufgebaut. Zweiteres benötigt die Zustimmung zur Nutzung des Mikrofons. Diese Umsetzung ermöglicht uns, die Anonymität Ihrer Daten zu wahren.“

Wunsch nach öffentlichem Quellcode

Einige Nutzer fordern, dass das Rote Kreuz den Quellcode veröffentlicht, sodass unabhängige Programmierer die Funktionalität der App nachvollziehen können. Experten attestieren der „Stopp Corona“-App Datensicherheit. Der Datenschützer Max Schrems sieht aber ebenfalls wenig Mehrwert, da die meisten Menschen „nicht 24 Stunden auf der App Leute suchen und sich verbinden“.

Bundesrettungskommandant Gerry Foitik sagte vergangene Woche, die Rückmeldungen nach dem Start seien positiv, „wir haben auch viel Wert auf Datenschutz gelegt“. Nach Ostern will das Rote Kreuz die neue Version der Applikation präsentieren, die ein automatisiertes „Pairing“ über Bluetooth mit anderen Usern ermöglicht, sofern der User das wünscht. Im Google Play Store wurde die App bisher mehr als 50.000-mal heruntergeladen und über 300-mal bewertet, im App Store von Apple waren es bis Dienstag 129 Bewertungen. Eine Zahl der Downloads wird im App Store nicht ausgewiesen.