Kunden in einem Supermarkt
Reuters/Leonard Föger
Maskenpflicht

Offene Fragen für Supermärkte

Die von der Regierung angekündigte Schutzmaskenpflicht in Supermärkten wirft einige Unklarheiten auf – insbesondere bezüglich der Organisation der Maskenverteilung in den Geschäften. Eine einheitliche Handhabung ist bisher nicht in Sicht – in den meisten Lebensmittelketten dürfte die Verteilung der Masken wohl auf die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entfallen.

Ab spätestens 6. April gilt die Schutzmaskenpflicht in heimischen Lebensmittelketten. Ein entsprechender Erlass des Gesundheitsministeriums wurde am Dienstag in die Länder geschickt. Darin heißt es etwa, dass die Masken in den Supermärkten „kostenlos“ verteilt werden müssen und in das Eigentum der Kundin bzw. des Kunden übergehen.

Bei Hofer seien die Mund-Nasen-Schutzmasken (MNS) künftig an den Kassen erhältlich, hieß es in einem Statement gegenüber der APA. Zudem sei der mehrmalige Gebrauch der Masken durchaus erwünscht. „Wir ersuchen unsere Kunden, die MNS-Masken so oft wie möglich zu verwenden, damit wir eine längerfristige Verfügbarkeit sicherstellen können“, hieß es vom Unternehmen. Kunden und Kundinnen könnten auch ihre eigenen Masken mitnehmen.

Experte bei Wiederverwertbarkeit skeptisch

Ähnlich sieht man das bei der Billa- und Bipa-Mutter REWE. „Wir werden niemanden wegweisen, solange Mund und Nase in der Filiale bedeckt sind“, so ein Sprecher zur APA. „Unsere Kunden können auch von zu Hause mitgenommene bzw. selbst produzierte Masken für ihren Einkauf verwenden – die Verwendung von selbst hergestelltem Schutz aus Stoff, etwa aus Tüchern und Schals, ist ebenfalls zulässig“, so REWE. Auch die mehrmalige Verwendung sei erlaubt und erbeten. Das merkt auch Lidl an, „ansonsten wird es innerhalb kürzester Zeit zu weiteren Engpässen kommen“.

Der Wiederverwertbarkeit von Mund-Nasen-Schutzmasken skeptisch gegenüber stehen jedoch Experten. So betonte der Vizerektor der MedUni Wien, Oswald Wagner, im Ö1-Mittagsjournal, das zu unterlassen. „Die Maske aus dem Supermarkt bitte nicht wiederverwenden“, sagte Wagner darauf angesprochen. Selbst gebastelte Masken z. B. aus Stoff könnten indes nach einem Waschgang mit 60 Grad wieder benutzt werden, hielt er fest.

Masken derzeit knappes Gut

Wie genau die Masken verteilt werden sollen, ließ REWE offen. Ein erstes Kontingent an MNS-Masken steht laut dem Sprecher zur Verfügung. Dabei soll nur maximal ein Stück pro Kunde vergeben werden und nur, „solange der Vorrat reicht“. Man bemühe sich um Nachschub, allerdings seien Schutzmasken derzeit ein knappes Gut, und Lieferungen unterlägen Hindernissen wie Grenzsperren, Ausfuhrverboten und Lieferverzögerungen.

Der Diskonter Hofer hofft darauf, dass die Maskenlieferungen in den kommenden Tagen eintreffen werden. „Bis zu dem Zeitpunkt einer lückenlosen Verfügbarkeit wird es Kunden auch ermöglicht, ohne MNS-Maske in unseren Filialen einkaufen zu gehen“, so das Unternehmen. Der Diskonter unterstütze überdies die Vorgehensweise der Regierung, die mit Hofer akkordiert gewesen sei.

Hohe Kosten für Supermarktketten

Nicht so einfach dürfte es für Nah&Frisch sein – der Lebensmittelhändler hatte bereits am Montagabend bekanntgegeben, nicht von den Maßnahmen der Regierung informiert worden zu sein. Es sei sehr schwer, Masken zu bekommen, sagte Geschäftsführer Hannes Wuchterl im Ö1-Mittagsjournal. Wuchterl rechne mit Kosten von knapp unter einem Euro pro Maske. Insgesamt werde die Maßnahme Hunderttausende Euro pro Woche kosten, da voraussichtlich auch Hunderttausende Masken pro Woche benötigt würden.

Laut einer Aussendung des Handelsverbands vom Montag dürften die Händler jeden Tag vier Millionen Masken benötigen. Wer die Kosten am Ende übernehmen soll, sei noch nicht klar – für die Kunden und Kundinnen sollen sie laut Erlass gratis sein. Die Verteilung der Masken werde wohl auf die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entfallen, für Kontrollen beim Eingang gebe es nicht genügend Personal, so Wuchterl.

Auch bei Spar werden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit der Verteilung betraut werden. „Die Masken werden ganz sicher nicht einfach aufliegen“, so eine Spar-Sprecherin. Damit sollen „Masken-Hamsterer“ verhindert und gewährleistet werden, dass jeder Kunde auch nur eine Maske bekommt. Spar habe bis zu 20 Millionen Masken bestellt, berichtete das Ö1-Mittagsjournal. Zu den Kosten wollte sich die Sprecherin nicht äußern. Man habe via Handelsverband aber die „Ansage“ an die Regierung gerichtet, „dass wir das vergütet bekommen“.

Lidl mit Kritik

Der Diskonter Lidl tut zwar eigenen Angaben zufolge auch alles, um den Menschen ein sicheres Einkaufen mit baldiger Maskenpflicht zu ermöglichen. In einer Aussendung von Dienstagabend klingt aber auch leise Kritik an. „Die Anforderungen an den Lebensmittelhandel hinsichtlich der Corona-Krise ändern sich ständig – die Erfüllung führt zu hohen Mehrkosten“, heißt es dort.

„Nicht alle Forderungen, Wünsche und Erwartungen sind im Hinblick auf die globale Nachfrage nach Schutz-Materialien zeitnah möglich“, schreibt der Diskonter weiter. Aber: „Ab morgen werden wir an Kunden, die keinen eigenen Mundschutz haben, erste MNS-Masken verteilen.“ Die Erstmengen seien noch relativ gering „und werden schnell vergriffen sein“. Daher dürften Kunden, die keine Maske haben, trotzdem beim Diskonter einkaufen.

„Die verfügbaren Mengen an Masken werden bis Freitag deutlich steigen. Pro Kunde gibt es eine Maske, die bis auf Weiteres kostenlos ist. Die Masken sollen öfter verwendet und nicht weggeworfen werden, ansonsten wird es innerhalb kürzester Zeit zu weiteren Engpässen kommen“, wird Alessandro Wolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Lidl Österreich, in der Aussendung zitiert.