Neue Töne bei Bolsonaro: „Größte Herausforderung“

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat seinen Ton im Hinblick auf das Coronavirus geändert, nachdem er es wochenlang
heruntergespielt und Einschränkungen des öffentlichen Lebens kritisiert hatte.

„Das Virus ist eine Realität. Wir stehen vor einer der größten Herausforderungen unserer Generation“, sagte Bolsonaro
in einer Fernsehansprache gestern Abend (Ortszeit), der vierten zur Coronavirus-Krise, in der er sich ungewohnt empathisch gab.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro
APA/AFP/Isac Nobrega

Den Inhalt behielt er weitgehend bei und sagte, dass er sich Sorgen um das Leben und auch um den Erhalt der Arbeitsplätze mache. Das Mittel gegen die Pandemie dürfe jedoch nicht schlimmer sein als deren Auswirkungen. „Was wird mit dem Straßenverkäufer, der Haushaltshilfe und anderen Selbstständigen, mit denen ich während meines ganzen öffentlichen Lebens Kontakt halte?“, fragte Bolsonaro.

Mehr als 40 Prozent der Brasilianer gehen einer informellen Arbeit nach und haben kaum Rücklagen. Bolsonaro führte die Maßnahmen an,
die die Regierung schon ergriffen habe, und hob das Einfrieren der Preise für Medikamente für 60 Tage hervor.

Gericht hob Kirchenschließungen auf

Ein Berufungsgericht in Rio de Janeiro hob laut Medienberichten eine erstinstanzliche Entscheidung zur Schließung von Kirchen auf. Damit ist ein Dekret Bolsonaros wieder gültig, das Kirchen und Lottoannahmestellen zu systemrelevanten Einrichtungen erklärt, die im Zuge der Krise nicht geschlossen werden dürfen, wie Kathpress meldet.

Bolsonaro hatte sich mit seinem Dekret gegen die von Bürgermeistern und Gouverneuren verhängte Schließung der Kirchen gewehrt. Zudem plant die Regierung, Hilfszahlungen an Bedürftige in den Lottoannahmestellen auszahlen zu lassen. Die Lokalregierungen hatten jedoch auf der Schließung bestanden, um die Zahl von Passanten zu reduzieren. Am Freitag hatte ein Gericht in der ersten Instanz Bolsonaros Dekret für ungültig erklärt.