Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck
ORF
500.000 pro Tag als Ziel

Offensive bei heimischer Maskenproduktion

Der Bedarf nach einfachen Mund-Nasen-Schutzmasken (MNS) und Atemschutzmasken für medizinisches Personal wird gleichermaßen weiter steigen. Bei Zweiteren jedenfalls ist Improvisieren kein guter Ratgeber. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) sprach am Samstag von einem internationalen Wettlauf um Schutzkleidung und von Qualitätsmängeln. Ergo würde man nun die heimische Produktion „anwerfen“, bald sollen österreichische Unternehmen 100.000 Stück der ersten Maske quasi „Made in Austria“ herstellen, das Ziel seien 500.000 pro Tag.

Grundsätzlich, sagte Schramböck, kämpfe auch der Staat mit den Problemen von Angebot und Qualität. Man sehe einen Wettbewerb der Staaten um Schutzkleidung und medizinisches Material, einzelne arbeiteten dabei mit „Wildwestmethoden“. Daneben gebe es unseriöse Anbieter ziemlich überall auf der Welt bzw. stimme die gebotene Qualität häufig nicht, wie die Ministerin auf Nachfrage sagte. Von dieser Situation dürfe man sich nicht abhängig machen.

Ergo sei wichtig, „dass wir die inländische Produktion anwerfen“, erklärte Schramböck und präsentierte die erste Schutzmaske, die in Österreich produziert und geprüft werde. Man müsse sicher sein, „dass das, was draufsteht, auch drin ist“. Man dürfe die, die an vorderster Stelle im Einsatz sind, vor allem Ärztinnen und Ärzte und Pflegepersonal, keinem Risiko aussetzen.

Erste Etappe: 100.000 pro Tag

Hergestellt würden die Atemschutzmasken, die laut der Ministerin einen 95-prozentigen Schutz gegen Viren bieten, der Schutzklasse FFP2 entsprächen und damit für medizinisches Personal geeignet seien, von einem Konsortium aus mehreren Vorarlberger Unternehmen, wiederverwertet werde mit Know-how aus der Steiermark – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Wirtschaftsministerin Schramböck präsentierte die neue Maske

Die Nachfrage nach Atemschutzmasken ist derzeit enorm hoch. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) hat am Samstag die ersten in Österreich produzierten Masken präsentiert. Das sei ein wichtiger Schritt in Richtung Autarkie, sagte sie.

Bald sollen nun 100.000 Stück der Masken pro Tag in Österreich hergestellt werden können. „In zwei bis drei Tagen“, präzisierte die Wirtschaftsministerin auf Nachfrage. „In den nächsten Tagen“ könne dann die Produktion auf 500.000 Stück pro Tag hochgefahren werden. Aber: Es brauche Näherinnen und Näher, und zwar „einige hundert“ und quer über die Bundesländer. Per Onlineformular können sich Menschen, die Schutzmasken zusammennähen wollen, direkt bei dem Vorarlberger Konsortium melden.

Zwölf Mio. Stück für vier Wochen benötigt

Aktuell liege die Tagesproduktion bei etwa 15.000 Stück, sagte Schramböck auf eine weitere Journalistenfrage. Den Bedarf pro Tag könne man nicht einfach beziffern, auf Sicht von vier Wochen werde man zwölf Mio. Stück brauchen. Allerdings: Es gibt laut Schramböck auch Restbestände und Bestellungen, etwa aus China.

Zum grundsätzlichen Thema Versorgungssicherheit bzw. Unabhängigkeit von anderen in Krisen sagte die Ministerin bei der Pressekonferenz, die unter dem Titel „Produktion von Schutzmasken in Österreich“ angekündigt war, die aktuelle Coronavirus-Pandemie sei auch ein Weckruf dahingehend, dass mehr einschlägige Produkte in Europa und Österreich produziert werden müssten. Das gelte etwa auch für Medikamente. Autarkie sei wichtig.

„Sicher auch etwas in Beschaffungswesen verändern“

Es müsse sich folglich „sicher auch etwas in unserem Beschaffungswesen verändern“. Man werde auch bei Schutzkleidung und Desinfektionsmittel gemeinsam mit österreichischen Unternehmen dafür sorgen, dass genug davon da ist, versprach die Ministerin. Einige Betriebe haben ihre Produktion umgestellt bzw. aufgestockt – mehr dazu in noe.ORF.at.

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck mit einer in Österreich hergestellten Schutzmaske
APA/Herbert P. Oczeret
Schramböck schätzt Bedarf für vier Wochen auf zwölf Millionen Stück

Beschwerden über Engpässe

Medizinerinnen und Mediziner, vor allem niedergelassene, hatten zuletzt mehrfach auf Engpässe bei Schutzausrüstung hingewiesen, speziell bei Masken. Die Wiener Ärztekammer etwa begann in den letzten Tagen eine Verteilungsaktion, die Masken würden auf Bestellung an die Ordinationen geliefert, hieß es, sowohl FFP2-Schutz- als auch OP-Masken.

Zusatz: Nicht für andere Bundesländer, und außerdem bitte man auch um Verständnis, „dass wir die Schutzmasken nur im entsprechend zur Verfügung stehenden Umfang und gemäß den Notwendigkeiten so gut wie möglich zuteilen können“, was darauf hindeutet, dass Schutzmasken bisher Mangelware sind. Das hat auch noch eine weitere aktuelle Konsequenz.

Fälle von Betrug häufen sich

Aufgrund der hohen Nachfrage nach Atemschutzmasken, Schutzausrüstung generell und Desinfektionsmittel und der damit verbundenen Knappheit sei es derzeit schwierig, als Privatperson an größere Mengen zu kommen. Diesen Umstand nützten Betrüger, warnte am Samstag die Polizei in einer Aussendung. Sie böten entsprechendes medizinisches Material in „Fake-Shops“ im Internet an, kassierten Geld per Vorauskasse, Lieferung komme keine, warnten das Landeskriminalamt (LKA) Niederösterreich und die niederösterreichische Arbeiterkammer (AK). Vorsicht sei geboten, Onlineshops sollten vor Bestellungen jedenfalls kritisch geprüft werden – mehr dazu in noe.ORF.at.