Der britische Premier Boris Johnson
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Coronavirus

Britischer Premier in Spital eingeliefert

Der britische Premierminister Boris Johnson ist wegen seiner Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus gebracht worden. Das teilte der Regierungssitz Downing Street in London Sonntagabend mit. Der Spitalsaufenthalt diene für Tests, nachdem die Symptome bei dem Regierungschef bisher nicht abgeklungen sind.

Johnson soll vorerst auch im Krankenhaus bleiben, sagte Wohnbauminister Robert Jenrick am Montag. Der Premierminister werde dort laufend über die aktuelle Entwicklung informiert und leite weiterhin die Regierungsgeschäfte, so der Minister weiter. Es habe sich nicht um einen Notfall gehandelt, weshalb er davon ausgehe, dass Johnson bald in den Amtssitz an der Downing Street zurückkehren werde.

„Auf Rat seines Arztes wurde der Premierminister heute Abend im Spital zwecks Tests aufgenommen“, so eine Sprecherin zuvor. „Das ist eine vorbeugende Maßnahme, weil der Premierminister anhaltende Symptome zeigt – zehn Tage, nachdem er positiv auf das Virus getestet wurde.“ Dazu zählt laut BBC auch Fieber. Um welche Untersuchungen es sich genau handelte, teilte Johnsons Büro nicht mit.

Der britische Premier Boris Johnson
AP/Pierre Teyssot
Johnson leidet seit Tagen an Fieber

Johnson danke den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des britischen Gesundheitssystems NHS für ihre „unglaublich harte Arbeit“ und fordere die Briten und Britinnen auf, dem Rat der Regierung zu folgen, zu Hause zu bleiben und so Leben zu retten. Johnson bleibt im Amt und in Kontakt mit seinen Ministern, er verbringt laut BBC aber zumindest diese Nacht im Krankenhaus. Sein Stellvertreter, Außenminister Dominic Raab, soll am Montag das Treffen der britischen Regierung leiten.

Verlobte auf dem Weg der Besserung

Der 55 Jahre alte konservative Politiker hatte vergangene Woche seine Infektion bekanntgemacht und sich in Selbstisolation in seiner Dienstwohnung zurückgezogen. Auch Johnsons schwangere Verlobte Carrie Symonds hat nach eigenen Angaben eine Woche mit Symptomen der Lungenkrankheit Covid-19 im Bett verbracht. Das teilte die 32 Jahre alte ehemalige Kommunikationschefin der Konservativen Partei am Samstag per Twitter mit. Getestet worden sei sie aber nicht.

„Nach sieben Tagen Ausruhen fühle ich mich stärker und bin auf dem Weg der Besserung“, so Symonds. Schwanger zu sein mit Covid-19 sei offensichtlich beunruhigend, fügte sie hinzu und teilte eine Infobroschüre mit ihren Followern. Johnson und Symonds hatten erst Ende Februar ihre Verlobung und die Schwangerschaft bekanntgegeben. Das Kind soll im Frühsommer auf die Welt kommen.

TV-Ansprache der Queen

Sonntagabend rief die britische Königin Elizabeth II die Briten in einer seltenen TV-Ansprache zum Durchhalten und zu Disziplin im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie auf. Es würden wieder bessere Tage kommen, und das Virus werde besiegt, so die Queen in ihrer Rede, in der sie sich ausdrücklich bei Helferinnen und Helfern bedankte.

„Ich richte mich an Sie in einer Zeit, die, wie ich weiß, zunehmend herausfordernd ist“, sagte die Queen in der im Fernsehen übertragenen Rede. „Eine Zeit der Unterbrechung des Lebens in unserem Land, die manche in Trauer gestürzt hat, für viele finanzielle Schwierigkeiten gebracht hat und für uns alle enorme Veränderungen in unserem täglichen Leben bedeutet“, so die 93 Jahre alte Monarchin.

Härtere Maßnahmen möglich

Zuvor hatte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock gegenüber der BBC angekündigt, dass die Kontakt- und Ausgangssperren wegen der Coronavirus-Krise notfalls verschärft würden. Die große Mehrheit der Bevölkerung halte sich derzeit an die Vorgaben, falls nicht, müssten weitere Maßnahmen ergriffen werden. Der neu gewählte Labour-Parteichef Keir Starmer erklärte, man arbeite mit der Regierung zusammen und werde sie unterstützen, falls eine Verschärfung der Maßnahmen beschlossen werde.

Das britische Gesundheitsministerium verzeichnete am Samstag mit 708 Toten die bisher höchste Zahl an Todesfällen innerhalb eines Tages, darunter auch ein fünfjähriges Kind. Insgesamt starben nach Angaben des Ministeriums vom Sonntag in britischen Kliniken 4.934 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19. Positiv auf das Coronavirus getestet wurden bis dahin 47.806 Menschen.

Regierungsexpertin verstößt gegen Auflagen

Für Empörung sorgte unterdessen die oberste Gesundheitsexpertin der schottischen Regierung. Catherine Calderwood gab am Sonntag zu, an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden zu einem Landhaus ihrer Familie gefahren zu sein. Zuvor hatte die Zeitung „Scottish Sun“ Fotos der Expertin von einem beliebten Ausflugsziel an der Küste veröffentlicht. „Ich habe den Ratschlag nicht befolgt, den ich anderen gegeben habe“, sagte Calderwood bei einer Pressekonferenz. „Es tut mir sehr leid.“

Die Medizinerin hatte die wegen der Coronavirus-Pandemie angeordneten Auflagen immer wieder auch vor laufender Kamera verteidigt und zu deren Einhaltung aufgerufen. Die schottische Polizei teilte mit, Calderwood sei von Beamten ermahnt worden, die Auflagen einzuhalten. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon sprach sich gegen einen Rücktritt Calderwoods als Chief Medical Adviser aus, gab aber am Abend bekannt, dass diese ihren Rücktritt eingereicht habe.