Mitarbeiter verteilt Schutzmasken
APA/Roland Schlager
Geschäfte und „Öffis“

Ausgedehnte Maskenpflicht schlägt Wellen

Seit Montag darf man in Österreich nur noch mit Mund- und Nasenschutz einkaufen gehen. Das soll bis auf Weiteres während der Coronavirus-Pandemie auch so bleiben. In einer Woche kommen sogar noch weitere Bereiche hinzu, in denen eine Maske getragen werden muss: in öffentlichen Verkehrsmitteln und in allen geöffneten Geschäftslokalen. Aufregung gibt es indes über kostenpflichtige Masken beim REWE-Konzern.

Ob ausgegebene oder selbst genähte Masken, Tücher und Schals – wie genau der Mund- und Nasenschutz auszusehen hat, ist nicht von Relevanz. Wichtig ist aber, dass man ihn ab kommenden Montag nicht nur in allen Geschäften, sondern auch in den „Öffis“ trägt und so die Wahrscheinlichkeit einer Tröpfcheninfektion verringert.

Derzeit sind vor allem Lebensmittelhändler, Drogerien, Apotheken und Trafiken geöffnet. Ab 14. April aber dürfen auch andere kleine Geschäfte und Handwerksbetriebe (bis 400 Quadratmeter Verkaufsfläche) wieder Kundinnen und Kunden empfangen. Und auch Bau- und Gartenmärkte dürfen aufsperren. Ab Mai sollen dann alle Geschäfte und auch Friseursalons wieder öffnen dürfen. Alle anderen persönlichen Dienstleistungen, etwa Kosmetiksalons, bleiben geschlossen.

Mitarbeiter verteilen Schutzmasken in einem Einkaufszentrum
APA/Helmut Fohringer
Das richtige Aufsetzen und Tragen der Maske ist wesentlich. Es gilt: möglichst nicht das Gesicht berühren.

Grundsätzlich müssen sowohl Kundinnen und Kunden als auch Angestellte in allen geöffneten Geschäften eine Maske tragen, und es ist nur ein Kunde bzw. eine Kundin pro 20 Quadratmetern erlaubt. Um das sicherzustellen, soll es Einlasskontrollen geben. Die Abstandsregel gilt auch weiterhin. Ob die Maskenpflicht auch an anderen Arbeitsplätzen eingehalten werden muss, bleibt den Betrieben überlassen. Bezüglich der selbstgenähten Versionen und Schals empfiehlt das Gesundheitsministerium übrigens, diese nach einmaligem Tragen bei mindestens 60 Grad zu waschen.

REWE-Märkte verlangen einen Euro pro Maske

Großen Aufruhr verursachte eine Ankündigung des REWE-Konzerns, zu dem die Ketten Billa, Merkur, Penny, Bipa und Adeg, gehören. Dort sollen die Masken künftig etwas kosten und zwar einen Euro. Zum Selbstkostenpreis dürften die Masken aber angeboten werden, so der Standpunkt des Konzerns. Ein Euro sei „unter dem Selbstkostenpreis“, so der Handelsriese. Die Höhe der Selbstkosten wollte das Unternehmen aber nicht bekanntgeben. Bei Billa, Merkur, Penny, Bipa und ADEG wird der Mund- und Nasenschutz ab dieser Woche bereits um drei Euro pro Dreierpackung angeboten.

Im Erlass des Gesundheitsministeriums steht, dass die Masken gratis zur Verfügung gestellt werden müssen. In medienöffentlichen Unterlagen des Bundeskanzleramts hieß es am Montag dazu aber: „Der Mund-Nasenschutz, der in Geschäften aufliegt, wird entweder kostenfrei oder zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt.“

„Wir werden sehr genau kontrollieren, dass maximal der Selbstkostenbeitrag verrechnet wird und hier kein Gewinn erzielt wird“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Die Masken „können mitgenommen werden und sollen auch nicht sofort vernichtet werden“, sagte der Bundeskanzler. Man müsse mit ihnen „verantwortungsvoll umgehen“, sie seien „ein knappes Gut“.

Kritik von Ärztekammer

Der Bedarf an Schutzmasken ist jedenfalls enorm: Allein an den rund 2.550 Standorten, die REWE in Österreich mit etwa 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt, gehen den Konzernangaben zufolge täglich 1,9 Millionen Kundinnen und Kunden ein und aus. Indes äußerte die Österreichische Ärztekammer (ÖAK) Unverständnis über den Fokus auf den Handel, es würden generell die Standards fehlen.

„Warum es in Supermärkten einen Mundschutz gibt, aber nicht in Spitälern, ist nicht nachvollziehbar“, sagte Harald Mayer, der Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte der ÖAK. Die Realität zeige, dass es den Ärztinnen und Ärzten an Schutzausrüstung fehle. Er wies darauf hin, dass ein gewisser Grundstock die Situation enorm entspannen würde. „Es ist absolut notwendig, dass wir hier endlich flächendeckend Material für das Personal und die Patienten erhalten.“ Auch die Ärztekammer Steiermark übte Kritik an zu wenig Schutzausrüstung – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Spar, Hofer und Lidl wollen nichts verlangen

Unterdessen bleiben bei Spar, Hofer und Lidl die Masken weiterhin kostenlos. Spar habe bereits sechs Millionen Masken an die Märkte ausgeliefert, hieß es zur APA. Wie viele pro Tag benötigt werden, könne man nicht sagen, zumal viele Kundinnen und Kunden bereits ihre eigenen Masken hätten, so Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.

Tipps zum Umgang mit Schutzmasken
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Spar investiert laut Eigenangaben „viele Millionen“ in Masken, Desinfektionsmittel, Handschuhe und zusätzliches Personal. Die Masken bezieht der Handelskonzern von verschiedenen Herstellern aus verschiedenen Ländern. „Wir haben uns vor Wochen bereits um die Masken gekümmert. Wir haben einfach bei unseren Kollegen in Italien gesehen, dass das auf uns zukommen wird, und wir haben uns daher frühzeitig drum gekümmert“, sagte Berkmann. Bei Spar werden die Masken am Eingang einzeln und unverpackt übergeben.

Auch Lidl habe vorerst genügend Masken zur Verfügung, sagte ein Sprecher. Allerdings seien Masken derzeit am Weltmarkt sehr begehrt, was den Preis dafür nach oben treibe. Hofer habe „sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft, um trotz der aktuellen internationalen Knappheit eine möglichst hohe Verfügbarkeit an MNS-Masken (Mund-Nasen-Schutz, Anm.) zu haben“, so das Unternehmen. Die Filialen seien gut bestückt, weitere Lieferungen aus Asien würden laufend folgen. Bei Hofer werden die Masken durch die Beschäftigten vor den Filialen verteilt, wobei pro Kunde bzw. Kundin eine Maske vorgesehen ist, die mit einer Zange kontaktlos ausgehändigt wird.

Wiener Linien setzen auf breite Informationskampagne

Die Wiener Linien sehen die Ausweitung der Maskenpflicht auf öffentliche Verkehrsmittel grundsätzlich positiv. „Wir helfen da gerne mit“, sagte eine Sprecherin. Man werde die Fahrgäste „auf allen Ebenen“ darauf hinweisen. Masken selbst in Stationen zu verteilen bzw. zu kontrollieren, ob die Passagiere den Mund-Nasen-Schutz auch tragen, sei aber nicht angedacht.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gesundheistsminister Rudolf Anschober (Grüne) mit Mundschutzmasken
APA/Helmut Fohringer
Die Regierungsspitze trug Maske bei der Präsentation der neuen Maßnahmen

Die Kontrolle der Maskenpflicht bzw. die Bestrafung bei der Nichteinhaltung liege in der Verantwortung der Polizei, betonte die Sprecherin. Das Personal der Wiener Linien werde die Kundinnen und Kunden aber schon darauf hinweisen, sollte jemand Nase und Mund nicht bedeckt haben. Zusätzlich werde man breit informieren – etwa in Form von Durchsagen. Ob es auch eigene Aufkleber oder Piktogramme an oder in den Fahrzeugen geben wird, steht noch nicht fest.

„Wir werden uns das alles noch genau anschauen, wenn es schriftlich vorliegt“, sagte die Sprecherin. Das betrifft auch die Frage, ob die Maske erst beim Einstieg in eine U-Bahn, einen Bus oder eine Straßenbahn ein Muss ist, oder schon anzulegen ist, wenn man etwa am Bahnsteig steht oder nur durch ein Stationsgebäude geht. Geklärt werden müsse auch noch die Frage, ob auch Wiener-Linien-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter von der Maskenpflicht umfasst sind – mehr dazu in wien.ORF.at.

ÖBB: „Werden nicht Sheriff spielen“

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) werden ab Gültigkeit der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln keine eigenen Masken verteilen. „Unsere Zugbegleiter werden keine Sheriffs spielen – das dürfen sie nicht und das können sie auch nicht“, erklärte Daniel Pinka von der ÖBB-Medienabteilung, doch sei am Montagnachmittag noch nichts Offizielles bezüglich der Bestimmungen vorgelegen. Man würde Fahrgäste höflich auf die Maskenpflicht hinweisen und bei Nichtbefolgen wahrscheinlich mit der Polizei in Kontakt treten müssen.

Aufregung über kostenpflichtige Masken

Bei REWE werden die Masken zu einem Preis von einem Euro pro Stück abgegeben. Die Regierung hat angekündigt, die Kostenfrage beim Mundschutz neu zu regeln.

Das flächendeckende Austeilen von Masken auf mehr als 1.000 Bahnhöfen in ganz Österreich sei schon aus logistischen Gründen nicht machbar. „Da braucht man Personal zum Verteilen. Die meisten Bahnhöfe sind unbesetzt“, führte Pinka aus. „Unser Auftrag ist, unsere eigenen Mitarbeiter mit Masken zu versorgen. Alle Fahrgäste mit Masken zu versorgen wird sich nicht ausgehen – nehme ich schwer an.“ Ob die Zugsintervalle mit dem schrittweisen Öffnen von Geschäften ab Dienstag nächster Woche wieder verdichtet werden, werde dann aufgrund des Fahrgastaufkommens entschieden.

WHO prüft noch

Im internationalen Vergleich wird das Maskentragen unterschiedlich als Maßnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus aufgefasst. In der Slowakei und in Tschechien etwa muss bereits, sobald man das Haus verlässt, ein Mund- und Nasenschutz getragen werden. In den USA wird das Maskentragen nun vom Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Geschäften und Apotheken empfohlen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prüft noch.

Der WHO zufolge sollten derzeit Menschen mit Symptomen und Covid-19-Erkrankte eine Schutzmaske tragen, jedoch empfiehlt die Organisation das Maskentragen auch zum Schutz von anderen – etwa, wenn man husten oder niesen muss. Die WHO gab zu bedenken, dass ein inkorrektes Tragen einer Schutzmaske jedoch kontraproduktiv sein kann und erst recht zur Infektion führen könnte.