Journalistenmord in Slowakei: 23 Jahre Haft

Im Fall des ermordeten slowakischen Investigativjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova ist ein weiteres Urteil gefallen. Das spezialisierte Strafgericht in der Kleinstadt Pezinok hat gestern Miroslav M. wegen vorsätzlichen Mordes für schuldig befunden und zu 23 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Der Angeklagte habe zwei Menschen ermordet, die ihr Leben noch vor sich hatten, begründete Senatsvorsitzende Ruzena Sabova nach der Urteilsverkündung.

Gegen den eigentlichen Ausführenden des Mordes wurde in einem getrennten Verfahren vorgegangen, da dieser geständig ist und mit der Polizei zusammengearbeitet hatte. M. stand wegen dreifachen Mordes vor Gericht. Er hatte neben den Todesschüssen auf Kuciak und seine Verlobte auch noch einen länger zurückliegenden Raubmord an einem Unternehmer zugegeben.

Das Strafgericht, das lediglich noch über das Strafausmaß zu entscheiden hatte, sah das Geständnis und die Kooperation von M. dennoch als mildernde Umstände an und blieb zwei Jahre unter den von der Staatsanwaltschaft geforderten 25 Jahren. Zugleich soll M. Entschädigungsgelder an Hinterbliebene der Opfer in der Gesamthöhe von 180.000 Euro bezahlen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der zuständige Staatsanwalt kündigte bereits Berufung an.

Bereits zweites Urteil

Im Kuciak-Mordfall geht es um das bereits zweite Urteil in der Reihe. Ende Dezember letzten Jahres wurde ein Kronzeuge, der mit der Staatsanwaltschaft eine Vereinbarung unterzeichnet hatte, zu 15 Jahren verurteilt. Ihm wurde zur Last gelegt, den Mordauftrag gegen Bezahlung an weitere Auftragstäter geleitet zu haben.

Die eigentliche Hauptverhandlung, in der zusammen mit dem mutmaßlichen Auftraggeber Marian K. noch zwei weitere Mitangeklagte vor Gericht stehen, soll am 15. April fortgesetzt werden. Die für März angesetzten Verhandlungstage wurden wegen der Coronavirus-Pandemie gestrichen. Alle drei Angeklagten bestanden bei der Eröffnung der Hauptverhandlung im Jänner auf ihrer Unschuld. Im Falle einer Verurteilung droht ihnen bis zu lebenslang.

Kuciak und Kusnirova wurden am 21. Februar 2018 in ihrem Haus im westslowakischen Velka Maca erschossen. Der Journalist hatte zuvor zu Korruption und Verstrickungen von Politik und Geschäftemacherei recherchiert, womit er dem einflussreichen Geschäftsmann Marian K. in die Quere gekommen sein dürfte. Die Bluttat hat die Slowakei politisch und gesellschaftlich zutiefst erschüttert und führte bei der Parlamentswahl Ende Februar zur Abwahl der seit Jahren regierenden sozialdemokratischen Smer-Partei. Ihr wurde die Hauptschuld für mafiaähnliche Zustände und wuchernde Korruption im Land zugeschrieben.