Restmülltonne mit Plastik und Holzresten
ORF.at/Carina Kainz
Wohin mit dem Müll?

Appelle gegen das große Ausmisten

Selten haben die Österreicher mehr Zeit, sich dem Frühlingsputz zu widmen, als jetzt. Neben Brotbacken und Maskennähen eignen sich die Ausgangsbeschränkungen theoretisch gut dafür, sich von Ballast in Haus und Wohnung zu trennen. Doch die Entsorgungsmöglichkeiten sind vielerorts geschlossen. Die Folge: Statt etwas abzustoßen, muss man nun horten.

Die japanische Aufräumberaterin Marie Kondo empfiehlt Menschen, die durch die momentanen Ausgangsbeschränkungen zu Hause sind, die Zeit zu nutzen. Sie gibt ihrem Publikum auch im Homeoffice Tipps, ihre Umgebung zu ordnen: durch Aufräumen, Dekorieren und auch durch richtiges Wegwerfen. „Wie man den Arbeitsplatz zu Hause angenehmer gestalten kann“, so der Titel eines Beitrags der Bestsellerautorin vom Dienstag auf dem Lifestyleportal Mindbodygreen.

Die Ausgangsbeschränkungen fallen zusätzlich noch in die Zeit des traditionellen Frühjahrsputzes. Laut einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes Market stehen auf dem nun veränderten Alltagsprogramm der Österreicher Ausmisten, Aufräumen und Putzen weit vorne. Die Frage, wohin der Sperrmüll soll, ist aber offen. Vielerorts sind die entsprechenden Sammelstellen geschlossen.

Keine baldige Öffnung in Sicht

In Wien gibt es etwa derzeit keinen Zugang zu den Mistplätzen der Stadt für Privatpersonen. Auch Problemstoffe wie Altöl und Chemikalien wird man derzeit nicht los, denn auch die mobilen Sammelstellen sind zu. Eine baldige Öffnung sei derzeit auch nicht geplant, hieß es aus dem Büro der zuständigen Umweltstadträtin Uli Sima (SPÖ). Die Stadt argumentiert damit, dass „auf den Mistplätzen große Menschenansammlungen schwer zu vermeiden sind“. Daher appelliert die MA 48, „das Entrümpeln derzeit zu verschieben“. „Wir haben Verständnis für die Anliegen der Bürger, aber Gesundheit geht vor.“ Vier Mistplätze sind für Kleingewerbetreibende, die dringend notwendige Arbeiten durchzuführen haben, geöffnet.

Überfüllter Altpapiercontainer
ORF.at/Christian Öser
Volle Papiercontainer machen Wiener Wohnen zu schaffen

Eine Begleiterscheinung des „Lock-down“ ist zudem, dass viel online bestellt wird. Die Folge sind viele Pakete und abermals vermehrtes Müllaufkommen. In den Altpapiercontainern der Gemeindebauten stapeln sich bereits die Kartons, wie es von Wiener Wohnen hieß – mehr dazu in wien.ORF.at. In den Gemeindebauten wurde im März auch ein Anstieg bei Entrümpelungen registriert.

Auch in anderen Bundesländern kämpft man gegen die illegale Entsorgung von Sperrmüll im Freien. Die Stadt Klagenfurt appellierte vorige Woche dazu, Sperrmüll auf dem eigenen Grundstück zwischenzulagern oder Aufräumaktionen überhaupt zu verschieben.

Mehr Sperrmüll, mehr Hausmüll

Entsorgungsstadtrat Wolfgang Germ (FPÖ) sagte: „Wir haben jetzt das Problem, dass es im ganzen Stadtgebiet illegale Ablagerungen gibt. Wir haben das jetzt sofort entsorgt, aber wir bitten die Bevölkerung zu warten. Viele Dinge liegen seit Jahren im Keller oder auf dem Dachboden, die sollen auch die nächsten Wochen dort bleiben.“

Im Stadtgebiet von Klagenfurt wurden sechs bis acht illegale Sperrmüllablagerungen pro Tag verzeichnet. Die Abteilung Entsorgung stellte die Sperrmüllabholung ein, um alle Kapazitäten für die Aufrechterhaltung der Müllabfuhr in Klagenfurt einzusetzen. Doch nicht nur Sperrmüll fällt an, auch Hausmüll. Zwischen zehn und 30 Prozent mehr sind es jetzt schon – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Tricks auf dem Recyclinghof

Probleme mit Sperrmüll, der in der Natur entsorgt wird, gibt es auch im Burgenland. „Wir haben natürlich verschiedene Informationen und Meldungen aus den Gemeinden bekommen. Wo wir sehen, dass sogar Möbel, Kleidungsstücke und alles Mögliche entsorgt wird“, so der Chef des Gemeindevertreterverbandes, Erich Trummer (SPÖ). Er regte die Gemeinden an, bedarfsorientiert Altstoffsammelstellen zu öffnen „und den Müll zu übernehmen, damit er nicht in der Natur und der Umwelt landet“.

Nespresso-Kapseln in einer Gelben Tonne
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Die normale Abfallentsorgung funktioniert – dazu gehört aber auch das richtige Mülltrennen

Auch in Salzburg sind viele Recyclinghöfe geschlossen oder Gewerbetreibenden vorbehalten. Mancher Salzburger versuche diese Regelung auszutricksen, sagte Jürgen Wulff-Gegenbauer vom Abfallservice der Stadt Salzburg. Viele würden behaupten, sie seien Gewerbetreibende: „Sie haben dann keinen Gewerbeschein, oder sie hätten ihn vergessen. Wir merken, dass wir jetzt schon verstärkt kontrollieren müssen, wer was bringt. Der Einfallsreichtum kennt hier keine Grenzen“, sagte er – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Altkleidersammlung ausgesetzt

Der vermehrte Hang zum Ausmisten führte auch in der Steiermark zu Problemen. Dort wurde vor wenigen Tagen die Altkleidersammlung ausgesetzt. Die Entsorgungsdienstleister könnten die derzeit anfallenden Mengen gebrauchter Textilien nicht mehr schaffen, wie das Land Steiermark mitteilte. Nach der Krise würden die Altkleider wieder wie gewohnt für eine Wiederverwendung aufbereitet. „Sie sind daher für viele unserer Mitmenschen eine wertvolle Ressource“, sagte der für die Ressourcenwirtschaft zuständige Landesrat Seitinger – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Die normale Entsorgung durch die Müllabfuhren funktioniert unterdessen überall wie gewohnt, auch die Mülltrennung. Haushalte mit positiv auf das Coronavirus getesteten Personen sollten aber auf die Trennung des Abfalls verzichten – alles soll separat in einem reißfesten Kunststoffsack gesammelt werden und anschließend verschlossen in die Restmülltonne wandern. Gleiches gilt für verwendete Mund-Nasen-Schutzmasken: Auch sie kommen nach Verwendung unverzüglich in den Restmüll – mehr dazu in help.ORF.at.