Heckflossen von geparkten AUA-Flugzeugen
APA/Austrian Airlines
Coronavirus-Krise

AUA spricht über Staatshilfen

Die Coronavirus-Krise hat auch die Austrian Airlines (AUA) hart getroffen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag berichtete, spricht die Fluglinie mit der Regierung deswegen im Moment über Staatshilfen. Der AUA-Mutterkonzern Lufthansa kündigte ebenfalls harte Einschnitte an – und schließt seine Tochter Germanwings.

Im Fall der AUA soll es laut Bloomberg-Bericht um 500 Millionen Euro oder mehr an Staatshilfen gehen. Ein AUA-Sprecher dementierte dies allerdings Dienstagnachmittag gegenüber der APA, nannte aber keine Zahlen. „Bloomberg“ berichtete, dass sich die Gespräche zwischen AUA und der Regierung unter anderem um die Themen Gehälter und Steuerstundungen drehen sollen, eine direkte Staatsbeteiligung sei für das Finanzministerium kein Thema, so die Agentur mit Verweis auf involvierte Kreise.

Derzeit ist der reguläre Flugbetrieb der Lufthansa-Konzerntochter bis 3. Mai ausgesetzt, die rund 7.000 Beschäftigten befinden sich in Kurzarbeit. Die Airline geht davon aus, dass sie für den Sommer 2020 eine Nachfrage von nur 25 bis 50 Prozent im Vergleich zu 2019 haben wird. „Auch für 2021 rechnet Austrian mit deutlich reduzierter Nachfrage, und das ‚Vor-Corona-Niveau‘ wird wohl frühestens 2023 wieder erreicht“, so die AUA.

Geparkte AUA-Flugzeuge am Flughafen Wien-Schwechat
APA/Austrian Airlines
Erst 2023 soll die Nachfrage wieder das „Vor-Corona-Niveau“ erreichen, erwartet man bei der AUA

Mit der Regierung, dem Eigentümer Lufthansa und den Sozialpartnern seien daher bereits Gespräche aufgenommen worden, hieß es. Zu den Veränderungen gehörten eine Verkleinerung der Flotte und eine konsequente Restrukturierung. In welchem Ausmaß diese passieren werde, sei aktuell noch nicht endgültig definiert, versicherte die Lufthansa-Tochter.

Lufthansa verkleinert Flotte

Der Lufthansa-Konzern teilte Dienstagnachmittag ebenfalls mit, seine Flotte deutlich verkleinern zu wollen. Der derzeit eingestellte Flugbetrieb der Tochterfirma Germanwings werde nicht wiederaufgenommen, erklärte Lufthansa. Die weiteren Konsequenzen wolle man mit den Sozialpartnern besprechen, kündigte das Unternehmen an.

Bei der Kerngesellschaft Lufthansa sollen dauerhaft 18 Langstreckenflugzeuge und elf Mittelstreckenjets auf dem Boden bleiben. Darunter sind sechs Maschinen des Superjumbos Airbus A380, die ohnehin ab 2022 an den Hersteller Airbus zurückgehen sollten. Auch das Langstreckenangebot der Eurowings wird deutlich verkleinert, wie der Vorstand beschlossen hat. Auch für die übrigen Töchter AUA Brussels und Swiss kündigte der Konzern Flugzeugstilllegungen an. Zugleich wurden sämtliche Mietverträge mit anderen Fluggesellschaften gekündigt.

Flugzeuge der Airline Germanwings
Reuters/Wolfgang Rattay
Die Flugzeuge von Germanwings werden auch nach Ende der Coronavirus-Krise auf dem Boden bleiben

Der Lufthansa-Vorstand erwartet keine schnelle Rückkehr der Luftverkehrsindustrie auf das Niveau vor der Coronavirus-Krise. Nach seiner Einschätzung werde es Monate dauern, bis die globalen Reisebeschränkungen vollständig aufgehoben sind und Jahre, bis die weltweite Nachfrage nach Flugreisen wieder dem Vorkrisenniveau entspricht.

Airline-Verband: 25 Mio. Jobs weltweit in Gefahr

Die Luftfahrtbranche fürchtet wegen der Folgen der Pandemie den Verlust von 25 Millionen Jobs und ruft Regierungen in aller Welt zu Finanzhilfen auf. Weltweit hänge der Lebensunterhalt von 65,5 Millionen Menschen von Fluggesellschaften ab, der Großteil davon in benachbarten Branchen wie dem Tourismus, teilte der Weltluftfahrtverband IATA mit.

Sollten die starken Reisebeschränkungen drei Monate lang anhalten, sieht die IATA mehr als ein Drittel dieser Arbeitsplätze in Gefahr, darunter 11,2 Millionen in der Region Asien-Pazifik. Europa wäre mit 5,6 Millionen bedrohter Jobs am zweitstärksten betroffen.

Dabei geht die IATA davon aus, dass die Einnahmen der Branche im Passagiergeschäft 2020 weltweit rund 44 Prozent geringer ausfallen als 2019. Im zweiten Quartal dürfte die Nachfrage sogar um bis zu 70 Prozent zurückgehen. Dabei würden die Airlines Geldmittel in Höhe von 61 Mrd. US-Dollar (56,5 Mrd. Euro) praktisch verbrennen.

Dringender Appell an Regierungen

„Es gibt keine Worte, die die verheerenden Folgen von Covid-19 auf die Luftfahrtbranche angemessen beschreiben“, sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac. Der Verband rief die Regierungen auf, Fluggesellschaften „umgehend“ in Form von direkten Finanzhilfen, Krediten, Bürgschaften und einer Unterstützung des Markts für Unternehmensanleihen unter die Arme zu greifen. „Eine Rettungsleine für die Airlines ist jetzt entscheidend“, sagte er. Wenn die Pandemie eingedämmt sei, müssten Fluggesellschaften überlebensfähige Unternehmen sein, die die Erholung der Wirtschaft anführen könnten.

Für das Wiederhochfahren des Flugbetriebs sind aus Sicht der IATA noch weitere Hürden zu nehmen. „Wir haben darin keine Erfahrung“, sagte Juniac. So könnten Lizenzen und Zulassungen zwischenzeitlich ihre Gültigkeit verloren haben, sodass man hier neue Regelungen brauche. „Um erfolgreich zu sein, müssen sich Branche und Regierungen abstimmen und zusammenarbeiten.“ Allerdings dürfte die Luftfahrtbranche nach der Krise nicht mehr dieselbe sein wie davor, so Juniac.

„Keine Drehkreuzänderung angedacht“

Am Wochenende hatte ein Bericht der „NZZ am Sonntag“ für Aufregung gesorgt. Die Lufthansa soll der Zeitung zufolge überlegen, den Flughafen Wien nicht länger als Drehkreuz zu nutzen. Seitens der AUA-Mutter wurde das dementiert: „Es gibt überhaupt keine Planung für eine Änderung in der Drehkreuzlogik für die Zeit nach der Corona-Krise“, sagte Lufthansa-Konzernkommunikationschef Andreas Bartels zur APA.

Flughafen Wien Schwechat
ORF.at/Christian Öser
Der Flughafen Wien solle seinen Status als Drehkreuz verlieren, berichtete eine Schweizer Zeitung – die Lufthansa dementiert

Im Jänner, vor der Coronavirus-Krise, hatte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech noch erklärt, dass das AUA-Drehkreuz Wien stärker wachsen solle. Wenn das Liniennetz nur mehr von Wien heraus beflogen werde, mache es Sinn, wenn die Crews ihren Arbeitsplatz nur mehr in Wien hätten, meinte der AUA-Chef damals. Zu den Drehkreuzen des Lufthansa-Konzerns gehören neben Wien und Frankfurt auch München, Zürich und Brüssel.