Junge Frau mit Fitnessarmband
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„Corona-Datenspende“

Fitnessdaten sollen Infos zu Virus liefern

In Deutschland will das Robert-Koch-Institut (RKI) mit Hilfe von Fitnessarmbändern und Computeruhren neue Erkenntnisse zur Ausbreitung von Coronavirus-Infektionen in Deutschland gewinnen. Dafür veröffentlichte das RKI am Dienstag die App „Corona-Datenspende“, die auf Daten aus den Geräten zugreifen kann.

Bis Dienstagnachmittag hätten sich laut RKI mehr als 30.000 Nutzerinnen und Nutzer registriert, twitterte das Institut und schrieb von einer „überwältigenden Resonanz“. Das RKI will sich zunutze machen, dass Smartwatches und Fitnessarmbänder unter anderem den Ruhepuls sowie Informationen zum Schlaf und dem Aktivitätsniveau ihrer Nutzer aufzeichnen können. „Bei einer akuten Atemwegserkrankung ändern sich diese Vitalzeichen in den meisten Fällen deutlich. Daher können auch typische Covid-19-Symptome wie Fieber durch die App erkannt werden“, erläuterte das Institut. Die Nutzung der App sei freiwillig, betonte das RKI.

Die nun vorgestellte App diene nicht der Nachverfolgung von Kontaktpersonen, betonte das RKI. Sie solle aber helfen, Infektionsschwerpunkte besser zu verstehen. Das RKI kenne zu keinem Zeitpunkt persönliche Daten wie Name oder Anschrift der App-Nutzer. Man müsse lediglich einmalig die Postleitzahl eingeben. Ortungs- und Standortdaten aus den Geräten würden nicht abgefragt. Die Teilnehmer werden auch gebeten, Geschlecht, Alter sowie Größe und Gewicht anzugeben – auf fünf Zentimeter bzw. Kilogramm genau.

Das RKI hofft darauf, dass zehn Prozent der schätzungsweise zehn Millionen Nutzer von Fitnessbändern und Computeruhren in Deutschland die App verwenden. Aber auch schon eine kleinere Stichprobe – mit 10.000 Nutzern – wäre gut für den Erkenntnisgewinn, sagte RKI-Experte Dirk Brockmann.

Zugriff auf Fitnessplattformen

Die freiwillig zu nutzende App kann bisher auf Daten der Plattformen AppleHealth, wo auch Daten der Apple Watch landen, und Google Fit zugreifen – sowie auf Daten aus Geräten und Diensten der Anbieter Fitbit, Garmin, Polar und Withings. Auch zusätzliche Daten wie Blutdruck, Temperatur und Herzratenvariabilität werden aus den Plattformen abgerufen. Die Informationen werden unter einem Pseudonym – einer langen Abfolge von Buchstaben und Zahlen – gespeichert.

Die App wurde für das RKI von der Berliner Firma mHealth Pioneers programmiert, die auch die Gesundheitsdatenplattform Thryve betreibt. Die Fitnesstrackerdaten werden vom Smartphone verschlüsselt zu ausschließlich in Deutschland laufenden Servern übertragen, wie das RKI betonte. Personenbezogene Daten würden spätestens nach zehn Jahren gelöscht, hieß es.

Technische Probleme zum Start

Am Dienstagvormittag gab es angesichts der vielen Zugriffe zunächst technische Probleme unter anderem bei der Eingabe der Postleitzahl, wie das RKI auf dem Kurznachrichtendienst Twitter einräumte. Wenig später funktionierte die Anmeldung reibungslos. Am Nachmittag berichtete das RKI von weiteren Einschränkungen und bat Nutzer um „etwas Geduld“: Bei einigen Anbietern, darunter Google Fit, sei es aktuell nicht möglich, Armband und Uhr mit der App zu verbinden und die Daten zu teilen. Man stehe in Kontakt mit den betroffenen Herstellern und bemühe sich um Behebung des Problems.