Gedenken an Smolensk-Katastrophe: Polen fordert Wrack zurück

Mit einer Kranzniederlegung haben Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und der Chef der Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, der Opfer der Flugzeugkatastrophe von Smolensk gedacht. Bei dem Absturz am 10. April 2010 starb auch der damalige polnische Präsident Lech Kaczynski. Lech und Jaroslaw waren Zwillingsbrüder. Das Außenministerium in Warschau erneuerte zum Jahrestag seine Forderung an Moskau, das Flugzeugwrack an Polen auszuhändigen.

Die Feier am Mahnmal für die Opfer der Katastrophe am Pilsudski-Platz in Warschau fand wegen der Coronavirus-Epidemie ohne Publikum statt. Zunächst hatte die polnische Regierung geplant, am 10. April mit einer Delegation ins russische Smolensk zu reisen. Doch die Reise wurde kurzfristig auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Als Grund nannten die Polen die schleppende Zusammenarbeit mit den russischen Behörden. Russland bezeichnete die polnische Seite als „undankbar“.

Keine Hinweise auf Anschlag

Bei dem Absturz der polnischen Regierungsmaschine beim Landeanflug in dichtem Nebel auf das russische Smolensk waren 96 Menschen ums Leben gekommen. Sie waren unterwegs zu einer Gedenkfeier für die Opfer der Massaker von Katyn. Dort hatten 1940 Angehörige des sowjetischen Geheimdienstes NKWD Tausende polnische Offiziere ermordet.

Ermittlungen zur Ursache der Flugzeugkatastrophe dauern an. Anhänger der PiS gehen bis heute von einem Mordanschlag auf Kaczynski aus. Bisher vorgelegte Untersuchungen des polnischen Innenministeriums und der russischen Ermittler sprechen von einem Pilotenfehler.

Streit über Wrack

Bereits im Oktober 2018 hatte die Parlamentarische Versammlung des Europarats Russland aufgefordert, Polen das Wrack zurückzugeben. Laut dem Chicagoer Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt müsse das Land, in dem sich das Unglück ereignet habe, die Überreste des Flugzeugs aushändigen, sobald die technischen Untersuchungen zur Unfallursache abgeschlossen seien. Russland hat aber bisher argumentiert, dass ein strafrechtliches Verfahren zu dem Absturz noch laufe. Die Fragmente des Wracks dienten als Beweisstück und könnten daher nicht herausgegeben werden.