Eine junge Frau mit Schutzmaske blickt in ihr Smartphone
Reuters/Kevin Lamarque
Ungewohnte Allianz

Apple und Google gemeinsam gegen CoV

Das Coronavirus bringt zwei große Rivalen auf dem Smartphone-Markt zusammen: Google und Apple haben am Freitag angekündigt, zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie kooperieren zu wollen. Konkret haben sich die Konzerne auf einen gemeinsamen Standard zur Aufzeichnung des Kontaktverhaltens geeinigt. Das könnte sich auch auf die „Stopp Corona“-App des Roten Kreuzes auswirken.

Die Unternehmen stellten in einer Ankündigung ihr neues System vor, das auf Bluetooth aufsetzen soll und dabei helfen soll, Kontakte zu anderen Menschen nachvollziehen zu können. Sollte eine Person angeben, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, werden sämtliche Personen, mit denen man Kontakt hatte, darüber informiert.

In einem ersten Schritt werden Google und Apple im Mai eine gemeinsame Programmierschnittstelle veröffentlichen – Apps können diese verwenden, um dann das Kontaktverhalten unabhängig vom Betriebssystem der Anwenderinnen und Anwender nachvollziehen zu können.

In einem weiteren Schritt soll im Laufe des Jahres eine entsprechende Funktion auch direkt in die Betriebssysteme iOS und Android eingebaut werden. Damit wären Smartphone-Besitzer nicht mehr auf die Installation einer eigenen App angewiesen.

Datenschutz: Google und Apple beschwichtigen

Das gemeinsame Vorgehen der Technologiegiganten dürfte freilich auch das Thema Datenschutz auf den Plan rufen – einerseits was die Sicherheit der Daten anbelangt, andererseits wer diese letztendlich erhält. Google und Apple betonten schon in ihrer Ankündigung, die Privatsphäre von Anwenderinnen und Anwendern schützen zu wollen.

Kombiniertes Apple- und Google-Logo
Apple/Google
Ungewohnte Einigkeit selbst beim Logo der präsentierten Pläne

So sollen etwa Auskünfte, ob Menschen in Kontakt waren, nicht auf einem auf einem zentralen Server gespeichert werden, wie das Technologieportal The Verge schreibt. Stattdessen tauschen sich die Telefone untereinander aus. Erst wenn eine Infektion vorliegt, werden Daten übertragen – sofern der Betroffene zustimmt.

Details sollen offengelegt werden

Auch bekommen Smartphones keine eindeutige Identifikationsnummer – stattdessen wird ein Schlüssel verwendet, der sich alle 15 Minuten erneuert. Damit ähnelt das Konzept der beiden Konzerne dem Ansatz der paneuropäischen Initiative PEPP-PT, die von 130 Wissenschaftlern und Entwicklern aus acht europäischen Ländern vorgestellt wurde.

Auch die Satellitennavigation GPS spielt bei dem System keine Rolle. Stattdessen wird der Kontakt nur über Bluetooth festgestellt – damit ist eine genaue Ortung durch das System nicht möglich. Google und Apple kündigten darüber hinaus an, die Arbeit an der gemeinsamen Schnittstelle auch zu veröffentlichen. Diese soll einsehbar sein, damit „andere unsere Arbeit analysieren können“, so die Unternehmen in ihrer gemeinsamen Aussendung.

„Wir alle bei Apple und Google glauben, dass es nie einen wichtigeren Moment gegeben hat, um gemeinsam an der Lösung eines der dringendsten Probleme der Welt zu arbeiten“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. „Durch eine enge Zusammenarbeit und Kooperation mit Entwicklern, Regierungen und öffentlichen Dienstleistern im Gesundheitswesen hoffen wir, die Kraft der Technologie nutzen zu können, um Ländern auf der ganzen Welt zu helfen, die Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen und die Rückkehr in den Alltag zu beschleunigen.“

Könnte „Stopp Corona“-App helfen

Dass die zwei Hersteller ausnahmsweise gemeinsam vorpreschen, könnte sich auch auf die österreichische App zur Bestimmung des Kontaktverhaltens auswirken. Die „Stopp Corona“-App des Roten Kreuzes wurde bereits 300.000-mal installiert, wie es am Freitag bei einem Gespräch mit Journalistinnen und Journalisten hieß.

Seit Kurzem erfasst die App Kontakte automatisch – allerdings nicht auf Apples iPhone. Denn um die Nähe zu anderen Telefonen – und damit Menschen – bestimmen zu können, muss die Signalstärke gemessen werden. Um genau das aber zu verhindern, lässt Apple diese Funktion aus Sicherheitsgründen nur zu, wenn man eine App aktiv verwendet – und nicht im Hintergrund, wie der „Standard“ schreibt. Mit der Kooperation von Apple und Google dürfte diese Hürde wohl ab Mai aus dem Weg geräumt sein.