Rom warnt vor Eindringen der Mafia in Wirtschaft

Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese warnt in Zeiten des Coronavirus-Notstands vor dem Eindringen des organisierten Verbrechens in die legale Wirtschaft. Daher müsse streng kontrolliert werden, dass die Mafia nicht den jetzigen Notstand im Wirtschaftsbereich nutze, um sich auszubreiten, hieß es in einem heute veröffentlichten Schreiben der Ministerin.

In ihrem Schreiben an die Sicherheitskräfte rief Lamorgese zu besonders strengen Kontrollen in jenen Bereichen auf, in denen die Mafia die Regeln des loyalen Wettbewerbs im Wirtschaftsbereich verzerren könnte. Daher sei es wichtig, Familien in Schwierigkeiten zu unterstützen, damit Fälle von Wucher nicht zunehmen.

„Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten infolge des Produktionsstopps können günstige Bedingungen für eine Expansion illegaler und krimineller Interessen bieten“, hieß es im Schreiben. Das betreffe vor allem die süditalienischen Regionen mit höherer Arbeitslosigkeit, wo mafiöse Clans oft Familien in Schwierigkeiten unterstützen, um sich ihre Dienste zu sichern.

Warnung auch vor sozialen Protesten

Die Ministerin rief die öffentliche Verwaltung zu effizientem Handeln auf, um Unternehmen in Schwierigkeiten zu unterstützen. Bürokratische Engpässe könnten eine unerträgliche Last für Unternehmen werden, die von der Mafia unterwandert werden könnten. Die Innenministerin warnte auch vor sozialen Protesten infolge des verlängerten Lock-downs.

Auch der italienische Polizeichef Franco Gabrielli hatte diese Woche bereits vor der Gefahr gewarnt, dass mafiöse Organisationen von der Coronavirus-Krise profitieren. „Die Experten im Dienste der Mafia sind schon an der Arbeit, um nach großen Profitgelegenheiten zu suchen“, sagte Gabrielli in einem Dossier für die 194 Interpol-Mitgliedsstaaten. Die Mafia habe schon seit längerer Zeit in lebenswichtigen Bereichen investiert, die nicht vom Produktionsstopp betroffen sind, wie Landwirtschaft, Lkw-Transport und Müllentsorgung.

Strenge Kontrollen in Italiens Städten und Urlaubsorten

Die italienischen Behörden setzten indes ihre groß angelegte Offensive fort, um die Bevölkerung über die Osterfeiertage im Haus zu halten. Auf der Zufahrt zur Autobahn bei Rom bildeten sich lange Autoschlangen mit Insassen, die die Stadt verlassen wollten. Jedes Fahrzeug wurde gründlich kontrolliert.

Mit Drohnen, Hubschraubern, Straßensperren und ausgedehnten Kontrollen will man vermeiden, dass das Frühlingswetter mit hohen Temperaturen die Menschen zu Verstößen gegen die drakonische Ausgangssperre bewegt. Die Polizei kontrolliert insbesondere, dass Personen nicht mit dem Privatauto ihre Ferienwohnungen erreichen. Die Kontrollen konzentrierten sich vor allem auf Bade- oder renommierte Gebirgsortschaften.

Italien hat die wegen der Coronavirus-Pandemie verhängte Ausgangssperre um drei Wochen bis zum 3. Mai verlängert. Beschlossen wurde eine leichte Auflockerung des Produktionsstopps. Ab Dienstag sollen unter anderem Buch- und Schreibwarengeschäfte sowie Shops mit Baby- und Kinderkleidung öffnen dürfen. Auch im Bereich der Holzwirtschaft aktive Betriebe können die Produktion neu starten. Seit Mitte März sind in Italien nur Lebensmittelgeschäfte und Apotheken geöffnet.