Flammen in einer Erdölraffinerie
AP/Gregory Bull
Unter Dach und Fach

OPEC+ einigt sich auf Förderbremse

Der Weg für eine historisch einmalige Drosselung der Ölproduktion durch die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihre Partner ist frei. Bei einer Sondersitzung per Video am Sonntagabend einigten sich die beteiligten Ölförderländer auf eine Kürzung um 9,7 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag für die Monate Mai und Juni, wie die mexikanische Energieministerin Rocio Nahle auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb. Zuvor hatte Mexiko Widerstand geleistet.

Auch das kasachische Energieministerium bestätigte laut der kasachischen Agentur Tengrinews und russischen Agenturen die Einigung. Die Menge liegt um 300.000 Barrel am Tag unter dem ursprünglichen, am Freitag beschlossenen Ziel. Mexiko hatte sich bis zuletzt geweigert, die geforderten 400.000 Barrel beizusteuern und blieb bei seinem Angebot, 100.000 Barrel aus der Produktion zu nehmen. Die Produktionskürzung entspricht rund zehn Prozent der täglichen Ölförderung weltweit.

Es wird erwartet, dass auch andere Staaten ihre Produktion kürzen. Russlands Präsident Wladimir Putin telefonierte dazu am Abend mit seinem US-Kollegen Donald Trump, wie der Kreml mitteilte. Russland, die USA und Saudi-Arabien würden die Einigung unterstützen. Mit der Drosselung könnten „die globalen Märkte stabilisiert und die Nachhaltigkeit der Weltwirtschaft insgesamt gewährleistet“ werden. Die Gespräche darüber sollten fortgesetzt werden, hieß es. Putin sprach auch mit Saudi-Arabiens Salman bin Abdelasis Al Saud.

Coronavirus löste Preisverfall aus

Ob die Runde auch die Ziele für den Zeitraum bis April 2022 bestätigt hat, blieb unklar. Die OPEC+ genannte Runde mit dem Schwergewicht Saudi-Arabien hatte sich am Freitag darauf geeinigt, die Produktion von Juli bis Dezember um täglich acht Millionen Barrel Öl senken. Zu der Staatengruppe gehören neben den OPEC-Mitgliedern unter Führung von Saudi-Arabien weitere Staaten wie Russland, das sich Anfang März weigerte, die Fördermengen wegen der Coronavirus-Krise weiter zu drosseln.

Das löste den jüngsten Preisverfall aus. Durch die Beschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ist der weltweite Rohölbedarf binnen weniger Wochen um etwa ein Drittel pro Tag zurückgegangen. Die nun vereinbarte Kürzung ist die größte, die jemals vorgenommen wurde. Sie soll schrittweise innerhalb von zwei Jahren bis April 2022 wieder zurückgenommen werden.

Auswirkungen auf Benzinpreis noch unklar

Zwischen Jänner 2021 und April 2022 sollte die tägliche Produktionskürzung dann noch sechs Millionen Barrel umfassen. Als Ausgangsniveau wurde jeweils die Produktionsmenge im Oktober 2018 festgelegt, für Saudi-Arabien und Russland gilt ein eigenes Ausgangsniveau von elf Millionen Barrel pro Tag. Mit der Kürzung will die OPEC+ den in der Coronavirus-Krise rasant gefallenen Ölpreis wieder stabilisieren. Ob die Entscheidung aber den Benzinpreis den Tankstellen wieder steigen lässt, ist noch nicht klar.

Der OPEC mit Sitz in Wien gehören dreizehn Staaten an: Algerien, Angola, Äquatorialguinea, Gabun, der Iran, der Irak, die Republik Kongo, Kuwait, Libyen, Nigeria, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Venezuela. Da der Weltmarktanteil der OPEC-Länder in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist, setzt die Organisation zunehmend auf die Kooperation mit Nicht-OPEC-Staaten wie Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman.

Fünf OPEC-Mitglieder – Saudi-Arabien, der Iran, Kuwait, Venezuela und die VAE – gehören zu den zehn größten Erdölförderern der Welt. Insgesamt fördern sie ungefähr 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion und verfügen über drei Viertel der weltweiten Erdölreserven.