„Großvater der Klimawandelleugner“: Fred Singer gestorben

Er galt als „Großvater der Klimawandelleugner“ – der aus Österreich stammende US-Atmosphärenphysiker Fred Singer ist bereits am 6. April 95-jährig in Rockville (US-Bundesstaat Maryland) gestorben, berichtet die „Washington Post“. Singer war zunächst angesehener Wissenschaftler, ging dann aber dazu über, verschiedene Umweltprobleme zu bestreiten – vom Passivrauchen bis zur menschengemachten Klimaerwärmung.

Als Siegfried Frederick Singer am 27. September 1924 in Wien geboren wurde er nach dem Einmarsch der Nazis in Österreich mit einem Kindertransport nach England geschickt und kam dann in die USA. 1943 absolvierte er ein Bachelor-Studium in Elektrotechnik an der Ohio State University und studierte anschließend Physik an der Princeton University, wo er 1948 promoviert wurde.

Angesehener Wissenschaftler

Singer war in den 1950er Jahren Professor an der University of Maryland und wurde 1964 Leiter des Fachbereichs für Umwelt- und Planetenstudien an der University of Miami. 1971 wechselte er an die University of Virginia. In diesen Jahren führte er Experimente mit Höhenraketen und Satelliten durch, um die kosmische Strahlung und Komponenten in der oberen Atmosphäre zu messen. Er war Berater während des Starts des US-Raumfahrtprogramms in den 1950er Jahren und in seiner späteren Tätigkeit für die heutige US-Wetterbehörde NOAA an den frühen Bemühungen für den Einsatz von Satelliten in der Wettervorhersage beteiligt. Ende der 1980er Jahre war er als Wissenschaftler im US-Transportministerium und in den 1990er Jahren an der George Mason University tätig.

„Es ist alles Quatsch“

Zunehmend begann Singer bei vielen wissenschaftlichen Themen eine dem aktuellen Forschungsstand entgegengesetzte Position einzunehmen. Der „Guardian“ bezeichnete Singer einmal als „Großvater der Klimawandelleugner“ und beschrieb ihn als jemanden, der „zeit seines Lebens die entgegengesetzte Meinung in praktisch jeder vorstellbaren wissenschaftlichen Disziplin vertreten hat – saurer Regen, nuklearer Winter, radioaktiver Abfall, Atomkrieg, Rückgang der Ozonschicht, Passivrauchen, Rückgang amphibischer Lebewesen“.

Singer galt aufgrund dieser Positionen als einer der bedeutendsten „Händler des Zweifels“, wie die beiden US-Wissenschaftshistoriker Naomi Oreskes und Erik Conway in ihrem Buch „Merchants of Doubt“ (2010) die organisierte Wissenschaftsleugnung bezeichnet hatten. „Es ist alles Quatsch“, habe Singer oft zu den Warnungen anderer Wissenschaftler gesagt, schreibt die „Washington Post“. Diese sahen ihn umgekehrt als Scharlatan und Spinner an.

1990 hatte Singer das in Virginia ansässige Science and Environmental Policy Project (SEPP) gegründet, „um die auf schlechter Wissenschaft basierende Umweltpolitik der Regierung infrage zu stellen“. 2007 war er an der Gründung des Nongovernmental International Panel on Climate Change (NIPCC) beteiligt – ein klimaskeptisches Pendant zum Weltklimarat IPCC. Er arbeite zudem für eine Vielzahl weiterer konservativer Denkfabriken wie das Cato Institute und das Heartland Institute, die alle von der Industrie direkt oder indirekt Geld erhielten.