Proteste im Libanon per Autokorso

Im wirtschaftlich kriselnden Libanon haben heute zahlreiche Menschen mit einem Autokorso gegen Korruption in den Reihen der politischen Führung des Landes protestiert. In der Hauptstadt Beirut schwenkten die Demonstranten Fahnen und lehnten sich mit Gesichtsmasken aus ihren Fahrzeugen.

Junge Libanesen in Beirut hängen sich bei einem Protest im Autokorso aus dem Fahrzeug
APA/AFP/Ibrahim Amro

Das libanesische Parlament billigte derweil die Inanspruchnahme eines Darlehens der Weltbank in Höhe von 120 Millionen Dollar (110 Mio. Euro). Die Abgeordneten trafen sich in angemessenem Abstand im tausend Sitze fassenden Konferenzsaal des UNESCO-Gebäudes in Beirut und begannen mit ihrer dreitägigen Sitzung. In dieser soll es auch um die Bedingungen zur Aufhebung der Immunität von Ministern und Abgeordneten gehen.

Akute Liquiditätskrise

„Wir wollen das gestohlene Geld zurück“, sagte der junge Demonstrant Dschad Assaileh auf der Straße und bezog sich dabei auf die Vorwürfe, dass die herrschende Elite des Libanon Milliarden aus dem Land transferiert habe, während die Bürger durch die Banken daran gehindert wurden, ihre Ersparnisse abzuheben. Ähnliche Proteste fanden in der Stadt Sidon im Süden des Landes und in der nördlichen Stadt Tripoli statt.

Der Libanon ist eines der am höchsten verschuldeten Länder der Welt. Im vergangenen Monat war Beirut in Zahlungsverzug geraten. Da das Land mit einer akuten Liquiditätskrise konfrontiert ist, haben die Banken Auslandsüberweisungen ausgesetzt und die Dollar-Abhebungen nach und nach unterbunden.

Seit Mitte Oktober wird der Libanon von Protesten gegen Korruption und Misswirtschaft erschüttert, die auch nach der Bildung einer neuen Regierung im Januar fortgesetzt wurden. Die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus verschlimmern die Wirtschaftskrise weiter.