Scheidungsanwälte bemerken erhöhte Nachfrage

Die Coronavirus-Krise ist auch eine Belastung für Beziehungen. Im Jahr 2019 wurden laut vorläufigen Daten der Statistik Austria 16.245 Ehen in Österreich rechtskräftig geschieden. Ob sich die Zahl heuer erhöht, wird sich erst weisen. Scheidungsanwältin Katharina Braun bemerkt jedoch bereits eine erhöhte Nachfrage.

„Schockstarre ist vorbei“

„Seit dieser Woche verzeichne ich bei der telefonischen Beratung einen sehr hohen Anstieg. Man merkt, die Geduld der Leute wird weniger, und sie fangen an, sich zu nerven“, sagte Braun. Mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen sei bei Anrufen Aggression ein großes Thema gewesen.

Mittlerweile würden Personen aber wieder vermehrt mit Scheidungsthemen an sie herantreten. „Die Schockstarre ist vorbei“, vermutete die auf Ehe- und Familienrecht spezialisierte Rechtsanwältin.

Auf Termine für Gerichtsverhandlungen dürften Scheidungswillige nun eine Zeit lang warten müssen. Die wegen der Krise auf Notbetrieb beschränkten Gerichte haben einen großen Rückstau abzubauen. Rund 30.000 Verhandlungen mussten schon vertagt werden. „Bisher wurden alle Scheidungen abgesagt. Jetzt gibt es erste Impulse von Gerichten bezüglich möglicher Verhandlungstermine – etwa im Mai“, sagte Braun.

Langes Warten steht bevor

Da abberaumte sowie dringende Verhandlungen wohl zuerst aufgenommen werden, könnten Personen, die sich zuletzt im Verlauf der Krise für eine Scheidung entschieden haben, vielleicht erst im Herbst oder gar Winter einen Termin vor Gericht bekommen, befürchtete die Rechtsanwältin.

Erschwerend komme hinzu, dass Familienrechtssachen normalerweise oft in kleineren Zimmern verhandelt würden und nun aufgrund der einzuhaltenden Abstände wohl in größere Gerichtssäle verlegt werden müssten, so Braun.

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) kündigte an, dass der Einsatz von Videotechnologie für die Einvernahme in Zivilverfahren mit einer Novelle des Covid-19-Maßnahmengesetzes erweitert werde. Grundsätzlich wäre das auch für Scheidungen denkbar, nur hätten viele Gerichte sowie Mandanten nicht die nötige technische Ausstattung, sagte die Scheidungsanwältin.