Mann schamponiert sich unter der Dusche seine Haare
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Eindeutige Zahlen

Homeoffice senkt Standards bei Körperpflege

Der Mensch ist ein soziales Wesen und richtet sein Verhalten wesentlich danach aus, wie andere ihn bewerten. Mit dem „Lock-down“ ist viel alltägliche soziale Kontrolle weggefallen. Das hat Folgen: Mit der Körperpflege dürften es viele jetzt weniger genau nehmen – darauf deuten zumindest die Absatzzahlen des Unilever-Konzerns hin.

Das niederländisch-britische Unternehmen ist einer der größten Hersteller von Verbrauchsgütern wie Lebensmitteln, Kosmetika und Putzmitteln. Die Absatzzahlen geben daher in einer zumindest allgemeinen Form Auskunft über das Alltagsverhalten ganzer Gesellschaften.

Millionen Menschen sind derzeit weltweit arbeitslos oder arbeiten von zu Hause aus. Die Folge: Viele legen offenbar weniger Wert auf tägliche Körperpflege – darauf lassen jedenfalls die Absatzzahlen von Unilever schließen. Viele dürften sich weniger oft die Haare waschen, sich seltener rasieren und auch weniger häufig zum Deodorant greifen.

Ein Viertel normalerweise für Büro

Bei der Präsentation des ersten Quartals betonte Unilevers Finanzchef Graeme Pitkethly laut „Financial Times“, dass etwa ein Viertel der Pflege wie Hautcreme, Deo, Shampoo von den Leuten verwendet werde, um sich für den Arbeitsplatz oder die Schule zurechtzumachen. Dass sich nun so viele Menschen im Homeoffice befinden, lasse die Nachfrage nach Produkten in diesen Bereichen zurückgehen.

Mann beim Rasieren
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Auch rasiert wird derzeit weltweit weniger

So sei etwa der Absatz von Haar- und Hautpflegeprodukten in China und Indien betroffen. Der Verkauf von Deos stieg zwar bis März, Pitkethly erwartet aber, dass dieser auch unter den weltweiten „Lock-down“-Maßnahmen leiden wird.

Sich einstellen auf anderes Konsumverhalten

Der Manager betonte, das Konsumentenverhalten werde sich ändern – und der Konzern versuche, sich dem anzupassen. Unilever geht davon aus, dass die Menschen es sich mehr als vor der Pandemie zu Hause gemütlich machen werden – und etwa mehr kochen werden; aber auch weniger für Körperpflege ausgeben werden.

Der Absatz von Seife nahm dagegen zu, was sich wohl mit den Hygienevorschriften erklären lässt. Auch Desinfektionsmittel wurden deutlich mehr verkauft. Gleichzeitig verzeichnete Unilever einen Boom bei Putzmitteln für Wohnung oder Haus.

Billigprodukte und Onlinehandel

Unilever-Chef Alan Jope betonte, dass sich die Leute zwar „weniger rasieren“, die Tatsache, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mehr als zuvor online kaufen, werde aber eigene digitale Marken wie den „Dollar Shave Club“ stärken. Die Stärkung des Onlineshoppings auf Kosten des stationären Handels hält Jope für dauerhaft. Das werde auch nach Ende der Pandemie bleiben, zeigte er sich überzeugt.

Der Absatz von Luxusprodukten werde angesichts der erwarten Rezession zurückgehen. Unilever setzt daher für die nächsten Jahren verstärkt auf Billigprodukte.

Nicht mehr wie vorher

Pitkethly wiederum verwies auf China. Dort wird die Wirtschaft seit Wochen wieder hochgefahren. Trotzdem sehe man, wie die gesellschaftlichen Veränderungen fortdauerten. Etwa 70 Prozent der Restaurants, die zusperren mussten, hätten wieder aufgemacht. Aber sie alle hätten geringere Kapazitäten und damit geringere Umsätze, „weil sie die Vorschriften für Social Distancing einhalten müssen“.