Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)
APA/Georg Hochmuth
Schulöffnungen

Unterricht auch an Fenstertagen geplant

Damit nach den Schulöffnungen die Zeit bis zum tatsächlichen Schulschluss möglichst gut genützt werden kann, will ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann, dass auch an den Fenstertagen im Mai und Juni unterrichtet wird. Zudem wird der Notenschluss nach hinten verschoben, kündigte er am Samstag im Ö1-Mittagsjournal an. Auch zusätzliche Angebote in Form einer Summerschool werden ausgearbeitet.

An den Fenstertagen nach Christi Himmelfahrt und Fronleichnam soll es an den Schulen Unterricht geben, so Faßmann in der Ö1-Interviewreihe „Im Journal zu Gast“, damit „möglichst“ viel Zeit genützt werden könne. Diese brauche man, um die Tage wieder einholen zu können. Der Notenschluss soll möglichst knapp vor den Ferienbeginn verschoben werden, derzeit ist er meist am Beginn der vorletzten Schulwoche. Schon bisher habe in der Woche nach Notenschluss keiner so recht gewusst, was man mit dieser Zeit tun solle, sagte Faßmann.

Gefragt, ob er die Schulen gerne früher geöffnet hätte, sagte der Minister, er glaube, es sei der richtige Zeitpunkt anzukündigen, was in Sachen Schule weiter geschehen soll. Umfragen, wonach viele Eltern ihre Kinder lieber erst im September wieder in die Schule geschickt hätten, hätten bei der Entscheidung und dem Zeitpunkt der Bekanntgabe keine Rolle gespielt. Es gehe um Sachpolitik, und es sei klar, dass ein zu langes Aussetzen zu Effekten führe – Stichwort Bildungsungleichheit –, „die wir nicht wollen“ – Audio dazu in oe1.ORF.at.

Grafik zur Schulöffnung
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Bildungsministerium

Laut einer Umfrage begrüßen nur 53 Prozent der Eltern mit Kindern bis 14 Jahre die gestaffelte Öffnung der Schulen im Mai. Laut der von Unique Research für das „profil“ durchgeführten Umfrage hätten es 41 Prozent der Eltern vorgezogen, wenn die Schulen erst wieder im September aufgesperrt hätten. Ein nahezu gleiches Bild zeigt sich in der Gesamtbevölkerung. 51 Prozent der Österreicher befürworten die Öffnung der Schulen im Mai, 37 Prozent hätten den Herbst bevorzugt.

Kinder können auch entschuldigt zu Hause bleiben

Sollten Eltern Angst haben, dass ihre Kinder in der Schule angesteckt werden, etwa auch bei Gefahrensituationen für Eltern durch Kinder, die sich in der Schule infizieren könnten, können diese Kinder entschuldigt zu Hause bleiben. Homeschooling gebe es allerdings keines mehr, die Kinder müssten sich den Stoff über Mitschüler und Lehrer besorgen, so Faßmann. Faßmann geht nicht davon aus, dass viele Eltern diese Möglichkeit nutzen, denn sie wüssten, dass die Schule am besten für ihre Kinder und deren Qualifikation sei.

Angesprochen auf Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus in den Schulgebäuden sagte der Minister weiter, dass in Schulen, wo es etwa kein Warmwasser gebe, zumindest Desinfektionsmittel vorhanden sein sollen. Auch häufiges Lüften sei ein „Gebot der Stunde“, er setze da auf die Managementqualitäten in den Schulen selbst, das zu regeln, es werde dafür keine zusätzliche Direktive geben.

Schulgebäude sollen früher öffnen

Um große Ansammlungen zu vermeiden, sollen die Schulen jedoch die Öffnungszeiten der Gebäude vorverlegen. Wenn etwa bereits um 7.30 Uhr und nicht um 7.45 Uhr geöffnet werde, kämen weniger Kinder gleichzeitig an. Dadurch dass der Unterricht gestaffelt wird, erwartet Faßmann auch weniger Gedränge in den Schulbussen.

Grafik zur Hygiene in der Schule
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Bildungsministerium

Weiterhin soll es auch Betreuungsmöglichkeiten in den Schulen geben, gerade für die Hausübungstage, sofern die Kinder nicht von den Eltern zu Hause betreut werden können. Faßmann hofft in diesem Fall, dass nicht alle Eltern ihre Kinder in die Schule schicken, die Vorkehrungen seien aber getroffen. Die Betreuung soll in den seperaten, möglichst großen Klassen erfolgen, unter Einhaltung der Mindestabstände sowie der Hygienevorschriften.

Summerschool im August möglich

Um Defizite aufholen zu können, werde eine Summerschool bereits konkret geplant, so der Minister weiter. Möglich sei diese etwa im August. Dann seien vielleicht auch „all jene zufrieden, die meinen, dass die Sommerferien zu lang sind“. Er, Faßmann, glaube das nicht, neben Wiederholungsprüfungen und Praktika sollten die Schülerinnen und Schüler auch tatsächliche freie Zeit haben.

Dort, wo für berufsbildende Schulen Praktika möglich sind, soll es sie auch geben, sagte der Bildungsminister. Jedoch werde das etwa in Tourismusschulen nicht funktionieren. Für Faßmann ist das für den weiteren Schulfortschritt aber keine unabdingbare Notwendigkeit angesichts der Coronavirus-Krise. Entweder sie könnten später nachgeholt werden oder sie würden entfallen.

Opposition stellt weitere Forderungen auf

Die Opposition begrüßte die Schulöffnungen, stellte aber weitere Forderungen auf. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid sprach sich für einen Ausbau des Förderunterrichts sowie einen entsprechenden Plan für Sommerschulen aus. Zudem forderte sie einen Ausbau von Ganztagsschulen sowie eine Digitalisierungsoffensive, um die Bildungsschere zu schließen.

NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre forderte einen Plan für Kindergärten, Lehre und die Erwachsenenbildung, denn Bildung betreffe nicht nur die Schule. Es sei nicht ganz verständlich, warum Gottesdienste und Gastronomie wieder geöffnet werden, Kurse und Veranstaltungen an Bildungsinstituten aber nicht stattfinden.

FPÖ-Unterrichtssprecher Hermann Brückl wiederum kritisierte, dass von der Regierung versucht werde, zum großen Teil die Betreuungspflicht wieder auf die Eltern abzuschieben, etwa im Rahmen der Hausübungstage. Wenn es keine Möglichkeit für Sonderurlaub oder Homeoffice mehr gebe, werde das ein schwieriges Unterfangen.