Die großen Handelsketten preschen bei der Öffnung ihrer Geschäfte offenbar unerlaubt vor. Schon vor einigen Wochen hatte Wolfgang Krejcik mit einem Rampenverkauf von Elektrogeräten als Obmann seiner Handelssparte in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) für Kritik gesorgt. Das Ö1-Mittagsjournal berichtete heute von mehreren Anbietern, die das aktuell ermöglichen.
Hervis etwa bietet neben vier offiziell geöffneten Filialen in neun Filialen das Abholen von Waren an. „Wir haben ‚Click and Collect‘ nur dort gemacht, wo es sinnvoll möglich ist, dass die Verkaufsfläche nicht betreten wird. Dort, wo davor Parkplätze sind, kann sich der Kunde die bestellte Ware abholen. Er wird derzeit nicht ins Geschäft gelassen“, so Oliver Seda von Hervis gegenüber Ö1 – Audio dazu in oe1.ORF.at.
Laut Sozialministerium nicht zulässig
Aus dem Sozialministerium heißt es allerdings, dass das kein zulässiges Geschäftsmodell für jene ist, die derzeit nicht offenhalten dürfen. Dort wären derzeit nur Lieferungen zulässig und keine Abholungen. Auf zwei Anzeigen gegen Hervis reagierte Seda gelassen. Auch die Buchhandelskette Thalia verkauft vor den Geschäften Bücher, bestätigte Thalia-Geschäftsführer Thomas Zehetner. Man halte sich genau an das Kundenbetretungsverbot.
Nun wollen sich auch Möbelhäuser wie XXXLutz und Ikea anschließen. Diese Praxis funktioniere auch in anderen Ländern problemlos, meinte Ikea Marketingleiterin Maimuna Mosser gegenüber Ö1: „Wir sehen in dem Zusammenhang, dass die Verordnungslage momentan sehr viel Interpretationsspielraum ermöglicht.“
NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn unterstützt die Wirtschaftstreibenden in ihrer Interpretation. „Es findet sich meines Erachtens keine Verordnung, die das verbietet.“ Er sieht ein „Kommunikationswirrwarr des Gesundheitsministers und des ganzen Krisenmanagements“. Aus der WKO hieß es dazu gegenüber Ö1, man empfehle „Click and Collect“ nicht, man könne aber die Auslegung der Verordnung verstehen.