Ein Mädchen steht auf einem Balkon und blickt auf einen Hafen mit Booten
Reuters/Vincent West
Spanien

Kinder dürfen wieder ins Freie

Im von der Coronavirus-Krise besonders hart getroffenen Spanien hat die Regierung harte Maßnahmen gesetzt, die auch die kleinsten Bürgerinnen und Bürger stark eingeschränkt haben. So durften Kinder unter 14 sechs Wochen lang praktisch gar nicht mehr aus dem Haus. Doch das ändert sich mit Sonntag.

Kinder dürfen dann zu Spaziergängen in Begleitung eines Erwachsenen aus ihrem Haushalt erstmals wieder ins Freie – für eine Stunde und nicht weiter entfernt von ihrer Wohnung als einen Kilometer. Zwar sind die Spielplätze geschlossen, aber immerhin sollen Rollschuhe und Roller sowie Ballspielen erlaubt sein.

In Spanien gilt seit dem 15. März für alle knapp 47 Millionen Bürgerinnen und Bürger ein Notstandsgesetz zur Bekämpfung der Pandemie, das gerade zum dritten Mal bis einschließlich 9. Mai verlängert wurde. Erwachsene dürfen nur zum Supermarkt, zur Apotheke oder zur Arbeit aus dem Haus – und um mit dem Hund Gassi zu gehen. Sport im Freien ist noch verboten. Doch auch hierbei kündigte Regierungschef Pedro Sanchez am Samstag Lockerungen an. Ab dem 2. Mai ist Sport im Freien und Spazieren wieder erlaubt.

Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Infiziertenzahlen sich weiter abschwächen. „Wenn die Pandemie sich weiter in eine positive Richtung entwickelt, dann wird es ab 2. Mai erlaubt sein, für Individualsportarten oder Spaziergänge mit den Menschen, mit denen man zusammen wohnt, ins Freie zu gehen“, sagte Sanchez. Er kündigte zudem an, dass die Regierung am Dienstag einen Plan für weitere Lockerungen der Ausgangssperre ab Mitte Mai vorstellen wolle.

Vizepremier entschuldigt sich bei Kindern

Vizeregierungschef Pablo Iglesias wandte sich schon am Freitag direkt an die Kinder und bat sie um Entschuldigung für die harten Regeln der Regierung. „Das war für euch nicht einfach, und deshalb bitten wir euch um Verzeihung“, sagte Iglesias. „Du musstest aufhören, zur Schule zu gehen, du musstest aufhören, eine Menge Freunde und Familie zu sehen, du musstest zu Hause spielen und konntest nicht nach draußen gehen und spielen“, so der Vizepremier bei einer Pressekonferenz direkt an die Kinder gerichtet.

Der spanische Vizepremier Pablo Iglesias
APA/AFP/Jose Maria Cuadrado Jimenez
Iglesias bat die Kinder Spaniens um Entschuldigung

Iglesias entschuldigte sich auch für die Verwirrung, die zuletzt wegen der Coronavirus-Maßnahmen entstanden war. Die Regierung Sanchez hatte zunächst erklärt, Kinder dürften ab Sonntag nur nach draußen, um ihre Eltern zum Supermarkt oder zur Apotheke zu begleiten. Nach starker Kritik machte sie dann aber einen Rückzieher. Eine scharfe Kritikerin war etwa Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau, selbst Mutter von zwei neun und drei Jahre alten Kindern. Sie forderte auf Facebook: „Befreit unsere Kinder!“ Wie andere klagte auch sie, man dürfe mit dem Hund Gassi gehen, aber nicht mit den Kleinen an die frische Luft.

Iglesias, Chef der an der Regierung beteiligten linken Partei Podemos, erklärte nun, dass Kinder „einmal am Tag, eine Stunde lang und im Umkreis von einem Kilometer von ihrem Zuhause auf der Straße spazieren gehen und spielen können“. Ein Erwachsener darf demnach mit bis zu drei Kindern nach draußen gehen. Die Gruppen sollten dennoch „die Maßnahmen der sozialen Distanzierung respektieren“, sagte er.

Hinweise auf Abschwächung

Aus Spanien gab es am Samstag erneut hoffnungsvolle Hinweise auf eine weitere Abschwächung der Pandemie. Den zweiten Tag in Folge wurden mehr von der Lungenkrankheit Genese als neu mit dem SARS-CoV-2-Virus Infizierte registriert, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. In den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 3.500 Covid-19-Patientinnen und -Patienten als geheilt entlassen worden, während die Zahl der neuen Fälle bei knapp 3.000 gelegen sei.

Im gleichen Zeitraum seien 378 Menschen im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit gestorben, teilte das Ministerium mit. Zum Höhepunkt der Pandemie in Spanien im März waren es mehr als doppelt so viele pro Tag. Insgesamt stieg die Zahl der Coronavirus-Toten damit auf fast 23.000, die Zahl der Infizierten auf mehr als 220.000 und die Zahl der Genesenen auf mehr als 95.000.