Laudamotion will Gehälter um mehr als zehn Prozent senken

Die Ryanair-Tochter Laudamotion verlangt wegen der Coronavirus-Pandemie einen neuen Kollektivvertrag. Die Gehälter der Pilotinnen und Piloten sowie der erfahreneren Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sollen um zehn Prozent oder mehr sinken, wie das Onlineportal AviationNet gestern berichtete. In einem Interview mit dem Portal droht die Laudamotion-Führung erneut mit dem Aus der Airbus-Basis in Wien und der Kündigung der 560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Airline hat dem Bericht zufolge gestern ihren Vertragsentwurf für den neuen Kollektivvertrag (KV) an die Wirtschaftskammer und die Gewerkschaft vida übermittelt. Bis 21. Mai soll er unterschrieben werden. Sonst werde man die derzeitige Kurzarbeit per 31. Mai 2020 beenden, ein Monat später würde dann der Kündigungsschutz enden.

„Wir halten die Kündigungsfristen, die in den Verträgen bzw. im aktuellen Lauda-Kollektivvertrag enthalten sind, ein. Diese beträgt bis zu drei Monate und wir würden diese natürlich ausbezahlen, aber dann heißt es ‚Auf Wiedersehen‘ für das Lauda-Personal der Basis Wien“, wird Lauda-Geschäftsführer David O’Brien zitiert.

Andere Lauda-Basen nicht betroffen

Ryanair würde Wien aber nicht verlassen. „Die Strecken von Lauda werden dann mit Wetlease-Flugzeugen von Buzz, Malta Air und Ryanair bedient und die Airbusse auf andere Bases verlegt“, so O’Brien. Derzeit sind in Wien zwölf Airbus A320 von Lauda und drei Boeing 737-800, betrieben von Ryanair, stationiert.

Der Manager betonte laut dem Medienbericht ausdrücklich, dass die anderen drei Lauda-Basen in Palma de Mallorca, Stuttgart und Düsseldorf von einer möglichen Schließung der Airbus-Operation in Wien nicht betroffen sind. Man sei an den genannten Standorten auch nicht mit einem derartig komplexen Kollektivvertrag konfrontiert, den man sich aufgrund der Coronavirus-Pandemie schlichtweg nicht mehr leisten könne, hieß es. Der neue KV soll vorerst bis 2023 gelten.

Der AviationNet vorliegende Vertragsentwurf sieht vor, dass bei den erfahrenen Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern der durchschnittliche Bruttojahreslohn von 36.904 Euro auf 33.150 Euro – ein Minus von zehn Prozent – sinken soll. Bei den „Juniors“ sollen die Einbußen mit drei Prozent deutlich niedriger ausfallen. Statt 25.210 Euro sollen diese nun 24.450 Euro brutto pro Jahr verdienen.

Laudamotion denkt noch nicht an Wiederaufnahme

Bei Lauda-Pilotinnen und -Piloten soll der Jahresverdienst von derzeit 136.839 Euro auf 117.380 Euro sinken. Das würde einem Minus von 14 Prozent entsprechen. Bei Ersten Offizierinnen und Offizieren soll sich der Verdienst von 70.989 Euro um elf Prozent auf 63.138 Euro brutto reduzieren.

Über eine Wiederaufnahme des Flugbetriebs in Wien denkt Laudamotion vorerst im Gegensatz zum Konkurrenten Wizz Air nicht nach. „Auch wenn man theoretisch fliegen könnte, sehen wir keine Nachfrage, wenn man nach der Landung 14 Tage in Quarantäne muss und wenn man nach Österreich nach Hause kommt, gleich wieder“, sagte der Lauda-Geschäftsführer gegenüber AviationNet.

Laudamotion ist mit dem KV-Vorstoß kein Einzelfall. Auch bei der Austrian Airlines (AUA) wurde zuletzt schon über die Kündigung des Kollektivvertrags, Personalabbau und gar die Streichung von Weihnachts- und Urlaubsgeld diskutiert. Die Fluggesellschaften müssen in der Coronavirus-Krise ihre Kosten drastisch senken, um die Wiederanlaufphase nach der Lockerung der Reisebeschränkungen finanziell überstehen zu können.