Expertin Wild kritisiert „Aktionismus“ der Regierung

Heftige Kritik an den Coronavirus-Maßnahmen in Österreich hat die Gesundheitsexpertin Claudia Wild gegenüber dem „Standard“ (Donnerstag-Ausgabe) geübt. Sie kritisierte dabei den „Aktionismus“ der Regierung und ihre „sehr autoritäre Politik“. Auch bezüglich der Maskenpflicht zeigt sie sich sehr skeptisch.

„Sehr autoritäre Politik“

„Der Politik ist vorzuwerfen, dass sie sich dem Aktionismus hingibt und nicht auf das Volk vertraut. Man könnte den Menschen auch einfach sagen, dass sie weniger Kontakt miteinander haben sollten, anstatt es zu verbieten“, sagte Wild, Geschäftsführerin des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA), der Zeitung. „Unsere Entscheidungsträger haben sich nicht einer moderaten, sondern einer sehr autoritären Politik verschrieben.“

Sie drückte ihre Hoffnung aus, „dass der Hausverstand wieder aufwacht und die Menschen sich die Bevormundung nicht mehr gefallen lassen“. Das AIHTA wurde von der Regierung beauftragt, eine Übersicht der aktuellen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu Covid-19 für die evidenzbasierte Politikberatung zu erstellen.

Wild: Masken womöglich „eher infektionsfördernd“

Wild kritisierte in diesem Zusammenhang auch heftig die Maskenpflicht sowie die Forderungen nach räumlicher Distanz im Freien. Für eine solche Maßnahme gebe es derzeit nicht genug wissenschaftliche Evidenz. „Man könnte derzeit meinen, Viren bekommen Flügel. Etwa bei den empfohlenen Abstandsregeln beim Sport im Freien. Das ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Auch die ganze Maskentragerei wird (…) nichts verändern, hier bräuchte man viel mehr Evidenz.“

Vielmehr könne das Tragen von Masken in der derzeitigen Form „eher infektionsfördernd als virusabstoßend“ sein, gab sie zu bedenken.

Warnung vor Entscheidungen ohne Evidenz

Wild warnte die Politik davor, ohne Evidenzgrundlage weitreichende Entscheidungen zu treffen, und verwies dabei auf den Fall des Grippemittels Tamiflu, das zur Zeit der Vogelgrippe-Epidemie in den Jahren 2005/06 vom österreichischen Staat im großen Stil gebunkert wurde.

„Hier wurde viel Geld investiert, und erst später gab es wissenschaftliche Evidenz. Und zwar dafür, dass das Medikament nur marginal bis gar nicht wirksam ist. Es hat den Entscheidungsträgern damals sehr wehgetan, dass sie nicht ausreichend informiert waren.“