Am Donnerstag berichtete der britische „Guardian“, dass Crewmitglieder aus allen möglichen Ländern „auf mindestens 50 Schiffen“ mit Coronavirus-Infizierten an Bord festsäßen, und das bei mangelnder medizinischer Versorgung, „einige ohne Bezahlung und kein Ende in Sicht“.
Die meisten Urlauber auf den Schiffen – für viele musste erst einmal nach einem Hafen, wo sie anlegend durften, gesucht werden – seien inzwischen von Bord, schrieb die britische Zeitung am Dienstag. Für viele Crews sei aber „kein sicherer Hafen in Sicht“.
„Von Häfen ausgesperrt“
Rund um den Globus dürfte das rund 100.000 Menschen, die auf den Urlauberschiffen arbeiteten, betreffen, schätzt der „Guardian“ unter Verweis auf eine entsprechende Recherche. „Sie sind von Häfen ausgesperrt“ und könnten derzeit alternativ auch nicht auf dem Luftweg in ihre Heimatländer zurückkehren.
Viele Crews seien „in winzigen Kabinen“ unter Quarantäne gestellt worden, einigen seien die Gehälter gekürzt worden. „Sie sind effektiv zu einer Nation von schwimmenden Schiffbrüchigen geworden, ausgesetzt auf Schiffen“ irgendwo zwischen den Galapagosinseln und dem Hafen von Dubai.
Zahlreiche Beschwerden
Vielfach fehlten noch Möglichkeiten, mit der Außenwelt, Familien und Freunden zu kommunizieren. Das mache ihre Situation nur noch schwieriger. Mindestens 17 Personen, die auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet hatten, seien an den Folgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 verstorben, Dutzende mehr hätten von ihren Schiffen gebracht und in Krankenhäusern behandelt werden müssen, schrieb der „Guardian“.
Die britische Zeitung zitierte einen Angestellten auf einem Kreuzfahrtschiff vor der Küste Südamerikas mit den Worten: „Wir alle haben Familie, wir wollen nach Hause.“ Bezahlt werde er, während er dort festsitzt, nicht. Erst hätten sich die Crews wenigstens noch frei an Bord bewegen können, dann seien sie angewiesen worden, in ihren Kabinen zu bleiben, da es einen positiven Test an Bord gegeben hatte.
Informationen, wann es zurück nach Hause gehe, gebe es keine. Man sitze währenddessen wie ein Gefangener in seiner Kabine. „Zumindest“ eine Reederei, namentlich nicht genannt, habe die Gehaltszahlungen an die Crews, die an Bord gefangen seien, eingestellt, berichtete die britische Tageszeitung unter Berufung auf ausgewertete Dokumente.
Oft im rechtsfreien Niemandsland
Zumeist stammte das Personal an Bord der Kreuzfahrtschiffe aus Ländern wie Indien, Indonesien, oder wie im Fall der zuletzt vorübergehend in Australien gestrandeten „Ruby Princess“, mehrheitlich von den Philippinen. Viele Länder, darunter auch die USA, würden sich sträuben, „wenigstens minimale“ Hilfe zu leisten. Viele der Crews befänden sich faktisch in einem Niemandsland, sagte der auf Seerecht spezialisierte US-Anwalt John Hickey dem „Guardian“.
Die Rechte, die sie in ihren jeweiligen Heimatländern haben, hätten sie an Bord der Schiffe nicht. Dazu komme, dass viele Schiffe an Destinationen wie Panama und Liberia registriert und unter Flagge etwa der Bahamas unterwegs seien. Die Reedereien betonten, es sei wegen gesperrter Häfen, Reisebeschränkungen und der Stilllegungen im Flugverkehr aktuell „extrem schwierig“. Länder wie Indien hätten ihre Grenzen praktisch komplett geschlossen, selbst für ihre eigenen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger.