Menschen stehen in einer Schlange vor einer Lebensmittelausgabe
Reuters/Mike Segar
30 Millionen ohne Job

Massenarbeitslosigkeit trifft die USA hart

In den USA hat die Coronavirus-Pandemie zu Massenarbeitslosigkeit geführt. Mehr als 30 Millionen Menschen haben seit Mitte März ihren Job verloren. Und auch die weiteren Prognosen sind düster.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche bis einschließlich 25. April belief sich auf 3,8 Millionen, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. In den fünf Wochen zuvor hatten bereits 26,4 Millionen Menschen ihren Job verloren – so viele wie nie zuvor in solch kurzer Zeit. Die neue Gesamtzahl lag damit bei 30,2 Millionen.

Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt. Sie deuteten zuletzt auf einen dramatischen Konjunktureinbruch hin. Vor der Zuspitzung der Pandemie Mitte März hatte die Zahl der Erstanträge noch regelmäßig unter 100.000 pro Woche gelegen.

Arbeitslosenquote bald bei 19 Prozent?

Die Arbeitslosenquote könnte in den USA nun bald bei etwa 19 Prozent liegen, sagte Kevin Hassett, ein Wirtschaftsberater von Präsident Donald Trump. Bei der Veröffentlichung der Statistik für April am kommenden Freitag sei mit der höchsten Arbeitslosenquote seit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zu rechnen, sagte Hassett dem Sender Fox News. Einen genauen Wert gab es noch nicht, weil die Statistik zuletzt nicht mit der Geschwindigkeit der Jobverluste Schritt halten konnte. Viele Amerikaner verlieren auch ihre Krankenversicherung oder können sich diese nicht mehr leisten, wenn sie ihren Job verlieren. Vor der Coronavirus-Krise hatte die Quote noch 3,5 Prozent betragen – der niedrigste Stand seit Jahrzehnten.

Helfer laden Lebensmittel in ein Auto
AP/Nati Harnik
An Orten der Essensausgabe bilden sich lange Schlangen

Fast alle US-Bundesstaaten verhängten im März Ausgangsbeschränkungen, um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus zu bremsen. Damit kam das öffentliche Leben für die große Mehrheit der rund 330 Millionen Amerikaner zum Erliegen. Viele Geschäfte und Betriebe sind geschlossen, Restaurants und Hotels bleiben leer, Flüge und Reisen sind massenhaft gestrichen, Veranstaltungen abgesagt. Viele Mitarbeiter geschlossener Unternehmen müssen daher Arbeitslosenhilfe beantragen. Zudem sind Entlassungen in den USA in der Regel weit einfacher möglich als etwa in Österreich.

2,7 Billionen US-Dollar für Wirtschaft

Regierung und Kongress haben angesichts der Krise seit Ende März gewaltige Konjunkturpakete auf den Weg gebracht, um rund 2,7 Billionen US-Dollar in die leidende Wirtschaft zu pumpen. Davon sollen rund 650 Milliarden Dollar für ein Programm bereitstehen, das kleinen und mittelgroßen Unternehmen für die kommenden Monate weitgehend die Lohnkosten ersetzt, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu begrenzen.

Bis Februar hatte die US-Konjunktur noch floriert, an der Börse wurden Höchststände gemeldet, und Experten rechneten mit einem Wirtschaftswachstum von gut zwei Prozent. Doch die rasante Ausbreitung des Coronavirus seit Anfang März machte die guten Konjunkturaussichten zunichte – nun steuern die USA wegen der CoV-Krise auf eine tiefe Rezession zu. Das dürfte auch Trump höchst ungelegen kommen, zumal er sich bei der Wahl im November um eine zweite Amtszeit bewirbt.

Hoffnung auf Erholung durch Lockerungen

Trump zufolge wird sich die US-Wirtschaft im dritten und vierten Quartal wieder rasch erholen, zumal viele Bundesstaaten bereits ihre Coronavirus-Beschränkungen wieder lockern. Auch sein Berater Hassett zeigte sich optimistisch: „Solange das Virus bald unter Kontrolle ist, dann wird das Schlimmste sehr schnell hinter uns liegen.“ Analysten rechnen jedoch für 2020 mit einer tiefen Rezession.

Demonstranten in Maryland
AP/CQPHO/Tom Williams
Vielen gehen die Maßnahmen der Regierung zu weit

Von Jänner bis einschließlich März ging die US-Wirtschaftsleistung auf das Jahr hochgerechnet im Vergleich zum Vorquartal um 4,8 Prozent zurück, wie das Handelsministerium am Mittwoch mitgeteilt hatte. Es war die größte Konjunkturdelle seit der globalen Finanzkrise. Bei den Daten handelt es sich um die erste Schätzung, der Wert könnte daher Ende Mai oder Ende Juni noch korrigiert werden. Im vierten Quartal 2019 war die US-Wirtschaft noch mit soliden 2,1 Prozent gewachsen.

Fed-Chef: Es wird „einige Zeit“ dauern

Das genaue Ausmaß und die Dauer der Konjunkturdelle werde von der Eindämmung des Coronavirus abhängen, sagte der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell. Die USA steuerten auf eine Phase „bedeutend“ höherer Arbeitslosigkeit und einer „bedeutend“ geringeren Wirtschaftsleistung zu. Bis zu einer Erholung werde es „einige Zeit“ dauern.

Experten zufolge sind die seit Ende Februar in kürzester Folge angekündigten Krisenmaßnahmen der Fed bereits umfassender als jene nach der globalen Finanzkrise 2008/2009. So vergibt sie erstmals auch Kredite an Bundesstaaten, Kommunen und Unternehmen – abgesichert durch Mittel des Finanzministeriums. Die Notenbank hat auch erneut zugesagt, den Leitzins bis auf Weiteres bei nahe null zu belassen.

In den USA haben sich Daten der Universität Johns Hopkins zufolge bisher rund eine Million Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert – das entspricht etwa jeder dritten bekannten Infektion weltweit. Rund 61.000 Menschen sind nach einer Infektion gestorben.