Der TUI-Cruiser „Mein Schiff 3“.
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2.900 an Bord

Coronavirus-Fall auf TUI-Kreuzfahrtschiff

An Bord des TUI-Cruises-Kreuzfahrtschiffs „Mein Schiff 3“ ist zumindest eines der 2.900 Crewmitglieder positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das bestätigte TUI am Freitagabend gegenüber ORF.at. Demnach hätten sich 15 Besatzungsmitglieder bereits am Dienstag mit „leichten grippeähnlichen Symptomen“ an das Bordhospital gewandt.

Danach wurden Tests durchgeführt, von denen einer positiv ausfiel. Die 15 Besatzungsmitglieder, die sich mit Grippesymptomen in Behandlung begeben hatten, wurden in ihren eigenen Kabinen isoliert, sie werden laut Angaben von TUI medizinisch betreut. Gäste befinden sich bereits seit 23. März keine mehr auf Schiffen der „Mein Schiff“-Flotte von TUI Cruises.

Die „Mein Schiff 3“ hatte zuvor, einem Sammeltaxi nicht unähnlich, die Crews von anderen Kreuzfahrtschiffen der TUI-Flotte aufgenommen – deshalb die hohe Zahl der exakt 2.899 Crewmitglieder – und legte am Dienstag im deutschen Cuxhaven an.

Heimgeschickt ohne Info

Noch am Donnerstag wurden Crewmitglieder von Bord gelassen, um in verschiedene europäische Länder heimzukehren, darunter auch Österreich; laut einer Zeugenaussage gegenüber ORF.at, ohne davor über die Coronavirus-Verdachtsfälle an Bord informiert worden zu sein.

Das bestätigte auch TUI gegenüber ORF.at. Das Vorgehen sei aber eng mit den örtlichen Behörden abgestimmt worden. Demnach gingen seit Dienstag 252 Crewmitglieder von Bord. Sie gehörten verschiedenen Nationalitäten an. 117 waren Deutsche, die Nationalität der anderen lag ad hoc am Freitagabend nicht vor. Erst am Freitagnachmittag wurden die Crewmitglieder, die bereits abgereist waren, per E-Mail informiert – auch hier nach Absprache mit den Behörden.

„Leider müssen wir euch darüber informieren …“

Die E-Mail mit der Information über den Coronavirusfall erhielt ein österreichischer Zeuge, mit dem ORF.at gesprochen hat, am Freitag zwischen 14.00 und 15.00 Uhr – als er bereits einige Stunden zu Hause war und im Rahmen des Erlaubten Kontakt mit Menschen hatte. In der E-Mail heißt es wörtlich:

„(…) wir hoffen, Ihr seid wieder gut zuhause angekommen. Leider müssen wir euch darüber informieren, dass an Bord der Mein Schiff 3 gestern ein Crewmitglied positiv auf Covid-19 getestet wurde. Entsprechend der behördlichen Vorgaben zur Prävention von Viruserkrankungen, müssen wir euch deshalb bitten euch unverzüglich für 14 Tage in häusliche Quarantäne zu begeben. Solltet ihr erste Krankheitssymptomen verspüren, informiert bitte das örtliche Gesundheitsamt bzw. den Hausarzt.“

Nun weitere Tests an Bord

Laut Angaben von TUI gegenüber ORF.at lag das positive Testergebnis am Donnerstagabend vor. Schnelltests wären eigentlich vorhanden gewesen, mit denen man schon am Dienstag ein Ergebnis erzielen hätte können. Allerdings arbeitete man umgehend mit Behörden und Labors am Festland zusammen, weshalb man die eigenen Tests an Bord nicht eingesetzt habe. Nun würden weitere Tests an Bord durchgeführt, in „enger Zusammenarbeit“ mit dem hafenärztlichen Dienst des Landkreises Cuxhaven, sowie der dortigen helios-Klinik.

Keine Maskenpflicht an Bord

An Bord galt bis zuletzt keine Maskenpflicht. Das argumentiert TUI schriftlich so: „Die gesamte Besatzung aller Schiffe befindet sich seit mehr als vier Wochen im Isolations-Zustand an Bord: Der letzte Kontakt der Mein Schiff Flotte zur Außenwelt an Land war am 23. März 2020 – an diesem Tag sind die letzten Gäste von Bord gegangen. Seitdem wurde eine umfangreiche Überwachung der Krankheitssymptome an Bord durchgeführt.“

Der TUI-Cruiser „Mein Schiff 3“.
TUI Cruises GmbH Hamburg/Carolin Otersen
Die „Mein Schiff 3“ hat in den vergangenen Tagen mehrere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aufgesammelt

Außerdem seien beim Crewtransfer von Schiff zu Schiff alle Besatzungsmitglieder routinemäßig medizinisch untersucht worden, hätten einen umfangreichen Gesundheitsfragebogen ausfüllen müssen und seien zuvor 14 Tage ohne Symptome gewesen: „Dennoch gab es trotz allem so genannte ‚soft social distancing‘-Maßnahmen, um die Besatzung an das Thema zu gewöhnen und hier präventiv zu arbeiten.“