Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un
AP/KCNA
Berichte

Kim zeigt sich nach drei Wochen wieder

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hat sich nach Berichten von Staatsmedien wieder der Öffentlichkeit gezeigt. Drei Wochen war er von der Bildfläche verschwunden. Das hatte Spekulationen über seinen Gesundheitszustand ausgelöst. Diese dürften nun mit der neuen Inszenierung vorläufig beendet sein.

Am Samstag wurde berichtet, dass Kim bereits am Freitag an einer Zeremonie zur Fertigstellung einer Düngemittelfabrik nördlich von Pjöngjang teilgenommen habe. Diese Feierlichkeiten sollen am Freitag stattgefunden haben. Die offizielle Zeitung „Rodong Sinmun“ zeigte Bilder eines lächelnden Kim, wie er in einem dunklen Mao-Anzug ein rotes Band zerschneidet und sich lächelnd im Kreis von Funktionären bewegt.

Alle Anwesenden hätten „Hurra“ gerufen, um Kims Einsatz um die Düngemittelindustrie zu würdigen. Ein Grund für die mehrwöchige Abwesenheit Kims in der Öffentlichkeit wurde in den Staatsmedien nicht genannt. Südkorea bestätigte laut der Nachrichtenagentur AP den Auftritt Kims. Die Echtheit der Bilder kann aber nicht von unabhängiger Seite überprüft werden. US-Präsident Donald Trump sagte in Washington angesprochen auf den Bericht: „Ich möchte das lieber noch nicht kommentieren.“ Man werde sich zu gegebener Zeit äußern.

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Nordkoreanische Medien berichten von Kims erstem Auftritt seit fast drei Wochen

Schwester begleitet Zeremonie

Bei der Zeremonie waren den Berichten auch der nordkoreanischen Nachrichtenagentur (KCNA) zufolge mehrere hochrangige Funktionäre. Darunter auch Kims Schwester Kim Yo Jong. Einige Nordkorea-Experten vermuten, dass sie die Regierungsgeschäfte übernehmen würde, wenn ihr Bruder plötzlich nicht mehr regieren könne.

„Die Welt ist weitgehend unvorbereitet für eine Instabilität in Nordkorea“, warnte der Nordkorea-Experte Leif-Eric Easley von der Ewha-Universität in Seoul. Er forderte eine engere Koordination der USA, Südkoreas und Japans für Notfallspläne.

Berichte über Herzoperation

Der US-Nachrichtensender CNN hatte zuletzt unter Berufung auf einen Regierungsbeamten berichtet, Kim sei „nach einer Operation in ernsthafter Gefahr“. Vor allem das Fehlen Kims bei den Feierlichkeiten zum Geburtstag seines Großvaters und früheren Staatschefs Kim Il Sung Mitte April hatte die Gerüchte über eine ernsthafte Erkrankung befeuert. Zuletzt war Kim am 11. April aufgetauscht, als er ein wichtiges Parteitreffen in Pjöngjang geleitet hatte.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un
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Kims Schwester war bei der Zeremonie dabei

Südkorea hatte aber Zweifel, dass der nordkoreanische Machthaber in „ernsthafter Gefahr“ gewesen sei. Nach Angaben des Präsidialamts in Seoul gab es zunächst keine Hinweise auf größere Gesundheitsprobleme Kims. Auch war die Regierung in Südkorea davon ausgegangen, dass Kim weiter die Kontrolle über die Regierungsgeschäfte gehabt habe und außerhalb von Pjöngjang gewesen sei.

Die auf Nordkorea spezialisierte Internetzeitung Daily NK in Südkorea hatte berichtet, Kim habe sich einer Operation am Herzen unterziehen müssen. Er erhole sich aber wieder außerhalb der Hauptstadt. Seoul kritisierte die Gerüchte der vergangenen Wochen. „Grundlose“ Spekulationen hätten „unnötige Verwirrung und Kosten“ für die südkoreanische Gesellschaft und die Finanzmärkte gebracht.

Sechs Wochen Absenz bereits 2014

Bereits 2014 war Kim schon einmal längere Zeit von der Bildfläche verschwunden. Damals trat er sechs Wochen nicht in Erscheinung. Danach zeigte er sich mit einem Gehstock. Der südkoreanische Geheimdienst vermutete damals, dass Kim eine Zyste am Sprunggelenk entfernt worden war. Bei den aktuell veröffentlichten Bildern wird Kim ohne Gehstock gezeigt, er soll aber in einem grünen elektrischen Wagen ähnlich wie 2014 gefahren sein.

Kim ist nach Angaben Südkoreas 36 Jahre alt. Er ist übergewichtig und gilt als starker Raucher. Sein Vater Kim Jong Il, von dem er die Macht übernommen hatte, war Ende 2011 an einem Herzinfarkt gestorben.