COVID-19 PCR-Tests
AP/Lee Jin-man
Coronavirus bei Genesenen

Forscher vermuten fehlerhafte Testergebnisse

Meldungen aus Südkorea und China, wonach bereits Genesene erneut positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, haben im April für weltweites Aufsehen gesorgt. Südkoreanische Forscher wollen nun eine Erklärung dafür gefunden haben. Grund seien falsche positive Testergebnisse.

In Südkorea lag die Zahl an Genesenen, die später jedoch erneut positiv getestet worden waren, bis Dienstag bei 277. Für Beunruhigung sorgte das deshalb, weil unter anderem befürchtet worden war, dass es sich um eine Reaktivierung des Virus bzw. Wiederinfektionen handeln könnte. Es bestehe eine „hohe Wahrscheinlichkeit“, dass jene Testergebnisse fehlerhaft waren, stellte der Experte Oh Myoung Don jüngst bei einer Pressekonferenz klar.

Der direkte Virusnachweis wird mit PCR-Tests (Polymerasekettenreaktion) erbracht, die eigentlich als äußerst zuverlässig gelten. Allerdings habe sich nun herausgestellt, dass die südkoreanischen Tests nicht verlässlich zwischen den Überbleibseln toter Viruspartikel und infektiösen, aktiven Viruspartikel unterscheiden können, so der Experte. Das sei in weiterer Folge der Grund für die falsch positiven Testergebnisse.

Passagiere am Bahnhof von Seoul
AP/Ahn Young-joon
Südkorea gilt als Vorbild für die Bekämpfung des Virus

Experte glaubt nicht an Reaktivierung des Virus

Es sei sehr unwahrscheinlich, dass das Virus reaktiviert werden könne, so Oh. Die südkoreanischen Forscher – allen voran die Chefin des Koreanischen Zentrums für Krankheitsbekämpfung (KCDC) Joeng Eun Kyeong – gingen dabei noch vor wenigen Wochen davon aus, dass sich das Virus bei den eigentlich Genesenen reaktiviert habe. Auch Fehler bei der Probeentnahme wurden damals von Experten als mögliche Erklärung genannt.

Labortests an Tieren würden Oh zufolge zudem darauf schließen lassen, dass Covid-19-Erkrankte ihre Immunität für zumindest ein Jahr nach der Infektion behalten. Auch erste Studien deuteten zuletzt darauf hin, dass die meisten Genesenen ausreichend Antikörper gegen das Coronavirus gebildet haben. Allerdings produziert bei manchen Menschen das Immunsystem Fachleuten zufolge zwar genügend Antikörper, um die Krankheit zu besiegen, aber nicht genug für eine längerfristige Immunität.

Kaum Ansteckungsgefahr trotz CoV-Nachweis

Einem Bericht der südkoreanischen Zeitung „Korea Herald“ zufolge würden die Ergebnisse des von Oh geführten Komitees auch frühere Erkenntnisse von KCDC bestätigen, wonach erneut positiv auf das Virus getestete Personen kaum bis gar nicht infektiös seien. KCDC berief sich dabei auf Viruskulturtestungen, die allesamt kein lebendes Virus bei Genesenen feststellen konnten.

Wie einige Studien schon zeigten, scheiden manche Infizierte das Virus noch Monate nach Abklingen der Krankheit in geringen Mengen aus. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass diese noch infektiös sind. „Was aber mit dem PCR-Test detektiert wird, ist nicht das Virus, sondern das Virusgenom. Und es kommt sehr wohl oft vor, dass noch Virusgenom vorhanden ist, aber kein infektiöses Virus mehr. Bei Masern ist das oft über Monate der Fall“, sagte Florian Krammer, Professor für Vakzinologie an der Icahn School of Medicine in New York, bereits vor Wochen.

Erstmals seit Februar keine lokalen Neuinfektionen

Für Erleichterung sorgte am Donnerstag unterdessen auch die Meldung, dass landesweit erstmals seit Februar keine lokalen Neuinfektionen gemeldet wurden. Wie die Gesundheitsbehörden am Donnerstag mitteilten, wurden am Mittwoch lediglich auf dem Flughafen vier importierte Fälle festgestellt. Dabei handelte es sich um Personen, die aus dem Ausland eingereist oder zurückgekehrt sind.

Die Gesamtzahl der erfassten Infektionen stieg den Angaben zufolge auf mehr als 10.700. Bisher gab es rund 250 Todesopfer in Verbindung mit SARS-CoV-2. Seit Südkorea den Ausbruch im März dank eines rigiden Testprogramms und der entschlossenen Nachverfolgung von Infektionsketten weitgehend unter Kontrolle gebracht hat, gilt das Land als ein Vorbild für die Bekämpfung des Virus. Seit Mitte April wurden offiziell stets weniger als 20 neue Infektionsfälle an einem Tag gemeldet.

WHO warnt vor Immunitätsausweisen

Die Frage, ob sich von einer Infektion genesene Menschen erneut mit dem Coronavirus anstecken können, ist freilich weltweit von Bedeutung. Viele Regierungen hoffen, dass Genesene eine Immunität gegen das Virus entwickeln und mit der Zeit ein genügend großer Bevölkerungsteil immun gegen die Krankheit ist, um ein Wiederaufflammen der Pandemie zu verhindern.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuvor jedoch vor Immunitätsnachweisen für Menschen nach durchgemachter Coronavirus-Infektion gewarnt. Einige Regierungen hatten vorgeschlagen, Ex-Infizierten mit Coronavirus-Antikörpern im Blut eine Art Pass auszustellen, damit sie beispielsweise früher zurück zur Arbeit können.

Doch laut WHO ist die Annahme, dass Antikörper im Blut immun gegen das Virus machen, nicht ausreichend wissenschaftlich gedeckt: „Es gibt im Moment keinen Nachweis, dass Menschen, die sich von Covid-19 erholt und Antikörper haben, vor einer zweiten Infektion geschützt sind“, teilte sie mit.

Warnung vor qualitativ mangelhaften Tests

Es sind verschiedene Antikörpertests auf dem Markt. Deren Genauigkeit und Zuverlässigkeit müsse aber weiter geprüft werden, so die WHO. Qualitativ mangelhafte Tests könnten bei Menschen, die infiziert waren, keine Antikörper anzeigen. Bei Menschen, die nie mit dem neuen Virus SARS-CoV-2 infiziert waren, könnten fälschlicherweise Antikörper nachgewiesen werden. Das liege etwa daran, dass Tests womöglich auf eines der anderen Coronaviren reagieren, die bereits seit Längerem bekannt sind und unter anderem die ganz normale Erkältung auslösen.

Die WHO unterstütze Tests, die Aufschluss darüber geben, welcher Prozentsatz der Bevölkerung schon Antikörper gegen das Virus SARS-CoV-2 produziert hat. „Die meisten dieser Tests sind aber nicht darauf ausgelegt festzustellen, ob diese Menschen gegen eine zweite Infektion immun wären“, schrieb die WHO.