Kunden bei Geschäftsöffnung in einem Einkaufszentrum
APA/Roland Schlager
Geschäftsöffnung

Teils lange Schlangen, aber kein Ansturm

Nach fast sieben Wochen verordneter Pause haben am Samstag auch Einkaufszentren, Friseure sowie alle Geschäfte mit über 400 Quadratmeter Verkaufsfläche wieder aufgemacht. Wie erwartet war der Andrang groß – lange Schlangen inklusive. Die waren aber auch den neuen Regeln geschuldet. Der ganz große Ansturm blieb vielerorts noch aus.

Der Handel hatte auf den Tag bereits sehnsüchtig gewartet. Aber auch viele Kundinnen und Kunden konnten es offenbar kaum erwarten, dass Elektro- und Möbelmärkte, aber auch die Einkaufszentren wieder ihre Tore öffnen. Bereits am Vormittag habe es eine „sehr gute Kundenfrequenz“ gegeben, hieß es dazu vom Handelsobmann der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Peter Buchmüller.

Dass der Tag der Wiedereröffnung auch noch auf einen Samstag mitten in einem langen Wochenende fiel, mag dazu sein Übriges beigetragen haben. Mancherorts waren die Parkplätze schon in den Morgenstunden voll. Teilweise bildeten sich noch vor der Geschäftsöffnung lange Schlangen, zum Beispiel bei Ikea Wien-Nord – mehr dazu in wien.ORF.at.

Kunden bei Geschäftsöffnung von IKEA
APA/Robert Jäger
Ins schwedische Möbelhaus zog es am Samstag sehr viele

Doch zugleich blieb der ganz große Ansturm vielerorts aus. Bisweilen wurden Vergleich mit einem „durchschnittlichen Samstag“ gezogen – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Ein Andrang wie an einem Einkaufssamstag vor Weihnachten sei „illusorisch“, hieß es etwa von einem Einkaufszentrumsbetreiber in Villach – mehr dazu in kaernten.ORF.at. In den grenznahen Gebieten führten Beobachter das auch auf das Ausbleiben von Kundinnen und Kunden aus dem benachbarten Ausland zurück – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Elektromärkte als Kundenmagnete

Das Interesse verteilte sich überdies nicht auf alle Geschäfte gleichmäßig. In den Einkaufszentren zogen vor allem die großen Elektronikketten Kundschaft an. Im zweitgrößten Einkaufszentrum Vorarlbergs reichte etwa die Schlange an der Kasse des Mediamarkts durch das halbe Geschäft – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Im Einkaufzentrum Gerngross auf der Wiener Mariahilfer Straße kam es bei den Rolltreppen zur Blockabfertigung. Der Grund dafür: Bereits in der ersten Etage begann die Warteschlange vor der Saturn-Filiale, die im vierten und fünften Stock beheimatet ist.

Kunden bei Geschäftsöffnung in einem Einkaufszentrum
APA/Roland Schlager
Bei vielen waren in den vergangenen Wochen offenbar Wünsche nach neuen Elektrogeräten geweckt worden

Die anderen Geschäfte im Gebäude konnten von einem solchen Ansturm am Wiedereröffnungstag nur träumen. Wiens Spartenobmann Rainer Trefelik sprach denn auch von einem „Baumarktphänomen“, das bei Elektronik und bei Ikea zu beobachten gewesen sei. „Aber ansonsten ist das Sackerlaufkommen noch sehr ausbaufähig“, so der Wirtschaftsvertreter.

Regelwerk fürs Einkaufen

Lange Schlangen waren nicht allein dem Kundenandrang geschuldet. Zumeist hatten sie ihren Ursprung auch in den neuen Abstandsregeln. Weiterhin dürfen sich Kundinnen und Kunden nicht näher als einen Meter kommen. Zugleich ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Pflicht. In Einkaufszentren gilt das nicht nur in den einzelnen Geschäftslokalen, sondern für alle Innenbereiche. Beschäftigte können allerdings alternativ zur Maske auch Gesichtsvisiere tragen.

Alle Geschäfte haben wieder offen

Nach sieben Wochen Sperre haben Samstagfrüh auch wieder Geschäfte über 400 Quadratmetern, Einkaufszentren und Friseure aufmachen dürfen.

Zugleich gilt sowohl für einzelne Geschäfte wie auch für Einkaufszentren insgesamt eine Begrenzung der Besucheranzahl. In Österreichs drittgrößtem Einkaufszentrum, der Plus City nahe Linz, wurde das Aufkommen bereits über die Parkplätze geregelt. Zugleich sollte das Sicherheitspersonal verhindern, dass sich Menschengruppen bilden. Außerdem wurden an zentralen Punkten Wärmebildkameras aufgestellt – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Kundinnen und Kunden sollten „das Gefühl der Sicherheit haben, sodass sie sich auch im Center wohlfühlen“, fasste der Betreiber eines Einkaufszentrums im niederösterreichischen Krems die Bemühungen zusammen – mehr dazu in noe.ORF.at. Wie anderswo war auch in Tirol der Andrang bei Elektronik- und Möbelgeschäften am größten – mehr dazu in tirol.ORF.at.

(Halb)volle Friseursalons

Maskenpflicht und Sicherheitsabstand (zwischen den Kundinnen und Kunden) gelten auch in Friseurläden und Kosmetikstudios. Überdies sind Friseurumhänge in der kommenden Zeit Einwegartikel. Das hielt die Menschen am Samstag aber nicht von einem Besuch ab. Vor allem Friseurinnen und Friseure hatten am ersten Tag nach der mehrwöchigen Pause alle Hände voll zu tun.

Kundin nach Geschäftsöffnung beim Friseur
APA/Barbara Gindl
Auch Haareschneiden geht nur mit Maske oder Plexiglasschild

Wer sich Hoffnungen auf einen spontanen Termin gemacht hatte, wurde enttäuscht. Und auch in den kommenden Tagen sind Friseurinnen und Friseure weitgehend ausgebucht – allein schon deshalb, weil in vielen Friseursalons wegen des nötigen Abstands nur die Hälfte der Sessel besetzt werden darf. Ein voller Terminkalender muss deshalb auch noch lange keinen Rekordumsatz bedeuten.

Hoffen auf Gastronomie – Sorge wegen fehlender Touristen

Überhaupt dürften die Umsatzverluste durch die mehrwöchige Zwangspause für die meisten Geschäftstreibenden ohnehin uneinholbar sein. „Man wird dort und da noch Umsatz reinholen“, erwartet WKÖ-Vertreter Buchmüller. Doch „am Jahresende wird ein Umsatzminus übrig bleiben“. Finanziell werde es für zahlreiche Handelsbetriebe „sehr knapp“. Auch Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will ortete für Samstag einen Umsatz-„Einmaleffekt“. In den nächsten Tagen erwartet Will aber „noch mal eine rückläufige Entwicklung“ bei den Erlösen.

Erst mit der Wiedereröffnung der Gastronomie am 15. Mai und einer damit verbundenen Frequenzsteigerung in Innenstädten, Einkaufsstraßen und Shoppingcentern werde es eine Umsatzstabilisierung geben, aber auf niedrigerem Niveau als vor der Krise, so der Handelsverband-Geschäftsführer. Sowohl Will als auch Buchmüller gaben zu bedenken, dass in den kommenden Monaten weiterhin ausländische Touristinnen und Touristen fehlten. Diese seien aber für den heimischen Handel ein wichtiger Umsatzbringer.

Gewerkschaft: Öffnungszeiten bis Mitte Mai einschränken

Auf die Wiedereröffnung der Gastronomie verwies am Samstag auch die Gewerkschaft – wenn auch mit einer anderen Stoßrichtung: Zumindest bis die Gastronomie Mitte Mai wieder die Tore öffnet, sollen für den Handel weiterhin eingeschränkte Öffnungszeiten gelten, so die Gewerkschaft. „Gerade bei Handelsangestellten in Einkaufszentren stellt sich die Frage, ob es wirklich notwendig ist, dass sie bis 21.00 Uhr arbeiten müssen“, sagte die KV-Verhandlerin der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Anita Palkovich, am Samstag. 19.00 Uhr hielte sie für ausreichend. In Einkaufszentren würden die Betreiber die Öffnungszeiten vorschreiben.

Mit der entsprechenden Verordnung vom Donnerstag sind wieder die ursprünglichen Öffnungszeiten in Kraft. „Es gelten mit 1. Mai wieder die Zeiten von vorher. Die Beschränkungen sind aufgehoben“, bestätigte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums auf Anfrage. Zahlreiche Supermarktketten – von REWE über Spar bis Hofer – haben bereits angekündigt, zu ihren ursprünglichen Öffnungszeiten zurückzukehren. Laut Öffnungszeitengesetz dürfen Geschäfte unter der Woche von 6.00 bis 21.00 Uhr und an Samstagen von 6.00 bis 18.00 Uhr offen halten, insgesamt also bis zu 72 Stunden pro Woche.