Mächtigste Frau Kasachstans muss Posten räumen

Die mächtigste Frau Kasachstans in Zentralasien ist überraschend als Vorsitzende des Oberhauses entlassen worden. Dariga Nasarbajewa stand damit nur gut ein Jahr an der Spitze des Senats, der für die Gesetzgebung im Parlament mitverantwortlich ist.

Ihr seien die Befugnisse per Dekret entzogen worden, teilte das Präsidialamt heute in der Hauptstadt Nur-Sultan (früher Astana) mit. Präsident Kassym-Schomart Tokajew dankte Nasarbajewa auf dem Kurznachrichtendienst Twitter für ihre „fruchtbare Arbeit“. Gründe für den Schritt wurden nicht genannt.

Nasarbajewa ist die älteste Tochter des langjährigen Präsidenten Nursultan Nasarbajew, der im Frühjahr vergangenen Jahres überraschend zurückgetreten war. Die Amtsgeschäfte übernahm dessen Vertrauter Tokajew. Nasarbajewa erhielt mit dem Machtwechsel den Spitzenposten im Parlament. Im Falle einer Amtsenthebung des Präsidenten oder dessen Tod hätte sie die Amtsgeschäfte vorübergehend übernommen.

Probleme für Präsidenten?

Beobachter sahen die 56-Jährige als mögliche künftige Präsidentin des ölreichen Landes. „Sie schuf wahrscheinlich für Tokajew gewisse Probleme und Schwierigkeiten, die ein vollwertiges Arbeiten störten“, sagte der Politikwissenschaftler Andrej Grosin der Agentur Interfax. Ihre Entlassung zeige, dass Tokajew allmählich zu einem souveränen Präsidenten gewachsen sei. Der Experte geht aber davon aus, dass seine Entscheidung mit Nasarbajew vorher abgesprochen gewesen sei.