Die Pandemie-Beauftragte Deborah Birx, Virologe Anthony Fauci und US-Vizepräsident Mike Pence
AP/Alex Brandon
Mitten in Pandemie

Trump will Taskforce auflösen

Die US-Regierung prüft nach Angaben von Vizepräsident Mike Pence die Auflösung der ranghoch besetzten Coronavirus-Arbeitsgruppe im Weißen Haus. Das könne Ende Mai oder Anfang Juni geschehen und sei ein Zeichen des „enormen Fortschritts“ im Kampf gegen das neuartige Coronavirus, sagte Pence am Dienstag. Die Todesfälle und Neuinfektionen steigen derzeit in den USA weiter stark.

Wenn die von ihm geleitete Gruppe aufgelöst werde, würden die beteiligten Behörden, darunter der Katastrophenschutz (FEMA), die Federführung übernehmen, sagte Pence. Zweck der Taskforce war es unter anderem, die nötigen Behörden der Regierung zu mobilisieren und deren Handeln zu koordinieren.

Bei einem Besuch im südwestlichen Bundesstaat Arizona sagte Präsident Donald Trump, die Arbeitsgruppe solle von einem neuen Team abgelöst werden, das sich auf die sichere Wiederöffnung der Wirtschaft konzentriere. „Wir können unser Land nicht für fünf Jahre geschlossen halten“, sagte Trump. Die Menschen in Amerika seien „Kämpfer“. Es sei keine perfekte Situation, und es würden „manche Menschen“ schwer vom Virus betroffen sein. „Aber wir müssen das Land wieder aufmachen, wir müssen es bald aufkriegen“, sagte er.

Pandemie nicht unter Kontrolle

Trotz der von Pence und Trump reklamierten Erfolge im Kampf gegen den Erreger scheint die Pandemie in den USA längst nicht unter Kontrolle zu sein. Bisher wurden in den USA laut Johns-Hopkins-Universität rund 1,2 Millionen Ansteckungen nachgewiesen, rund 70.000 Menschen kamen ums Leben. Einem einflussreichen Modell zufolge, das auch bereits mehrfach von der Regierung herangezogen wurde, könnte die Zahl der Toten bis zum Hochsommer auf etwa 134.000 steigen.

CDC-Chef Robert Redfield, US-Präsident Donald Trump und Pandemie-Beauftragte Deborah Birx
Reuters/Jonathan Ernst
Trump sagte wiederholt Dinge, die den Aussagen der Experten widersprachen

Immer mehr Bundesstaaten öffnen wieder

Der Hintergrund ist, dass immer mehr Bundesstaaten die von ihnen erlassenen Beschränkungen wieder lockern – zum Teil, obwohl es dort weiter eine hohe Zahl an Neuansteckungen gibt. Das entspricht dem Wunsch von Präsident Trump, der Druck macht, das Land wieder zu öffnen, um die verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu begrenzen. Trump bewirbt sich im November um eine zweite Amtszeit.

Gekündigter Arzt wirft Regierung Verharmlosung vor

Unterdessen reichte der abgesetzte Direktor der US-Gesundheitsbehörde (HHS), Rick Bright, eine Beschwerde gegen die Regierung ein. Bright wirft dieser vor, dass seine Warnungen vor dem Coronavirus im Jänner nicht ernst genommen worden seien und er Feindseligkeiten des Gesundheitsministers Alex Azar sowie anderer hochrangiger Mitarbeiter der Behörde ausgesetzt war.

Brights Anwälte argumentierten, dass seine Abberufung als Direktor der „Biomedical Advanced Research and Development Authority“, einer Abteilung der HHS, gegen ein Bundesgesetz zum Schutz von Informanten („Whistleblower“) der Regierung verstoße.

Experte für Impfstoffe

In seiner Beschwerde sagt Bright, dass bereits vor der Coronavirus-Krise Spannungen mit der HHS-Führung bestanden hätten. Seit 2017 habe er gegen „Vetternwirtschaft und Vergabe von Aufträgen an Unternehmen mit politischen Verbindungen zur Regierung“ protestiert, heißt es in der Klage. Bright, ein Experte für Impfstoffe und Therapeutika, wurde 2016 vor Trumps Amtsantritt als Präsident auf den Posten berufen. Er werde am 14. Mai vor einem Gremium des US-Repräsentantenhauses aussagen, sagte eine Sprecherin von Bright am Dienstag. Bright fordere seine Wiedereinstellung und eine vollständige Untersuchung.