Johnson will Maßnahmen langsam lockern

Der britische Premierminister Boris Johnson will in der kommenden Woche einige Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie wieder lockern. Zu schnell dürfe das aber nicht geschehen, sonst drohe eine zweite Ausbruchswelle, warnte der Regierungschef gestern im Parlament. Das würde wiederum die Wirtschaft noch härter treffen. Seinen genauen Plan will Johnson am Sonntag vorstellen.

Der Regierungschef kündigte im spärlich besetzten Unterhaus an, bis Ende Mai die Zahl der Coronavirus-Tests auf 200.000 pro Tag zu steigern. Bisher lag Großbritannien im internationalen Vergleich hier weit zurück. Derzeit sollen jeden Tag etwa 100.000 Menschen getestet werden, doch auch dieses Ziel wird nicht immer erreicht.

Großbritannien Land mit höchster Totenzahl in Europa

Britische Medien hatten bereits über einzelne Schritte spekuliert, die Johnson planen könnte: Dazu zählen etwa die Maskenpflicht in bestimmten Situationen und die Öffnung von mehr Parkanlagen.

Großbritannien hat Statistiken zufolge die meisten Todesopfer durch das Coronavirus in Europa. Johnsons Regierung wird vorgeworfen, viel zu langsam auf die Pandemie reagiert zu haben. Zudem gilt der staatliche Gesundheitsdienst NHS seit Jahren als unterfinanziert. Es mangelt zum Beispiel an Ärzten, Pflegern, Schutzausrüstungen und Beatmungsgeräten. Auch Johnson erkrankte an dem Lungenleiden Covid-19 und musste auf einer Intensivstation behandelt werden.

Beraten wird Johnson unter anderem von einer wissenschaftlichen Expertengruppe aus etwa 50 Personen. Einer der beteiligten Forscher, Neil Ferguson, gab zuletzt sein Amt auf, weil er im Zusammenhang mit einer Affäre gegen die strikten Ausgangsbeschränkungen in Großbritannien verstoßen hatte.

Auch Niederlande und Türkei lockern Maßnahmen

Auch die Niederlande und die Türkei lockern die Coronavirus-Maßnahmen: Ab der nächsten Woche dürfen Friseure, Kosmetiksalons und Massagepraxen in den Niederlanden wieder öffnen. Das kündigte Ministerpräsident Mark Rutte in Den Haag an. Ab 1. Juni dürfen auch Restaurants, Cafes, Museen, Kinos und Theater unter bestimmten Bedingungen den Betrieb wieder aufnehmen, und es werden alle Schulen wieder geöffnet. Die Regierung macht auch Mundschutzmasken im öffentlichen Nahverkehr verpflichtend.

Die Türkei rief laut Gesundheitsminister Fahrettin Koca eine „neue Phase“ aus. Dabei gehe es ab kommender Woche um die Wiedereröffnung von Geschäften und neue Leitlinien für den Umgang miteinander, um einen erneuten Virusausbruch zu verhindern. Dazu gehörten etwa Abstandsgebote und Gesichtsmasken.