Estland hebt Zugangssperre für Ostsee-Inseln auf

In Estland hat die Regierung die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit zwischen den Ostsee-Inseln und dem Festland aufgehoben. Auf Beschluss der Regierung in Tallinn können seit heute wieder alle Estinnen und Esten frei pendeln.

Die Entscheidung sei in Anerkennung der Tatsache gefallen, dass die zuletzt eingeführten Erleichterungen die Lage auf der stark betroffenen größten estnischen Insel Saaremaa nicht verschlechtert haben, teilte Regierungschef Jüri Ratas mit. Weiter gelten aber Abstandsregeln und Hygienevorschriften.

Ratas war einer der Ersten, die von der wiederhergestellten Freizügigkeit Gebrauch machten. „Saaremaa zu besuchen und die Menschen dort zu treffen ist für mich äußerst wichtig. Es ist ein Gebiet, dessen Bewohner den Ausbruch des Virus und seiner Folgen am stärksten gespürt haben“, sagte der Ministerpräsident des baltischen EU-Landes.

Konzentration von Fällen auf „Corona-Insel“

Estland verzeichnete bisher 1.725 bestätigte Coronavirus-Infektionen und 56 Todesfälle. Saaremaa mit seinen rund 30.000 Einwohnern gilt dabei als Epizentrum des Virus und wird im Volksmund bereits „Corona-Insel“ genannt. Gerechnet auf 100.000 Einwohner verzeichnet die Insel mit einem Wert von 164,9 landesweit mit deutlichem Abstand die meisten Infektionen in dem Baltenstaat. Auch etwa die Hälfte aller Todesfälle in Verbindung mit dem Virus wurden dort registriert.

Die ersten Coronavirus-Fälle auf Saaremaa waren im März kurz nach dem Gastspiel eines Volleyballteams aus Italien aufgetreten. Die Regierung hatte daraufhin den Personenverkehr zwischen dem Festland und der beliebten Ferieninsel eingestellt und sie zwischenzeitlich faktisch komplett unter Quarantäne gestellt. Angesichts der hohen Zahl an Infektionen und der beschränkten Kapazität der Inselklinik hatte die estnische Armee vorübergehend ein mobiles Feldlazarett auf Saaremaa errichtet.