213 Erntehelfer aus Ukraine in Linz gelandet

Gestern sind 213 Erntehelferinnen und Erntehelfer aus der Ukraine auf dem Linzer Flughafen gelandet. Sie wurden via Sonderflug nach Oberösterreich geholt, um in den kommenden Wochen bzw. Monaten Erdbeeren, aber auch anderes Obst und Gemüse zu pflücken. Es handelt sich um eingespielte Teams, die von „ihren“ Bauern erleichtert in Empfang genommen wurden.

Die Erntehelfer – darunter viele Frauen – waren in Kiew schon gruppenweise, entsprechend der Zuteilung zu ihren Arbeitgebern in den Flieger eingestiegen. Nach der Ankunft mussten sie zuerst zum Coronavirus-Test. Nach dem PCR-Test und der Erledigung der Einreiseformalitäten durch die Landespolizeidirektion Oberösterreich wurden sie von den jeweiligen Landwirten abgeholt. Sie müssen dann noch in den Betrieben in ihren Quartieren in Isolation bleiben, bis die Testergebisse vorliegen.

Auftraggeber für den Flug war der Verband der Obst- und Gemüseproduzenten Oberösterreich. Daher werden laut Geschäftsführer Stefan Hamedinger die meisten Erntehelfer auch in oberösterreichischen Betrieben arbeiten. Nur eine Person kommt zu einem kleinen Betrieb in Vorarlberg und zwei zu einem Landwirt nach Niederösterreich. Wie Obmann Ewald Mayr vorrechnete, koste das den einzelnen Landwirt 240 Euro pro Arbeiter plus den Coronavirus-Test. „Die öffentliche Hand kostet das keinen Cent.“

Flüge aus dem Kosovo „dringend“

„150 Leute aus dem Kosovo einzufliegen wäre genauso dringend“, sagte Hamedinger. Doch leider sei die Hürde, dass die Leute kein Visum bekämen. Die Bauern würden sich wünschen, dass man für diese „systemrelevanten Kräfte“ eine Sonderregelung trifft. Auch Mayr bekräftigt den Bedarf: Es würden etwa 200 Leute aus dem Kosovo – vor allem für die Frischgemüseernte – und rund weitere 500 aus der Ukraine noch fehlen. „Das wären drei Flieger.“

Ukraine erleichtert

Für viele osteuropäischen Erntearbeiter ist die Ernte in Österreich oft die Haupteinnahmequelle. Dementsprechend erleichtert zeigte man sich auch in der Ukraine, dass die Luftbrücke geklappt hat: „Nach Österreich ist ein lettisches Charterflugzeug mit 200 ukrainischen Arbeitern gestartet. Ich hoffe, dass alle logistischen Fragen in Bälde ohne zusätzliche Koordination vonseiten der (ukrainischen, Anm.) Regierung gelöst werden. Einstweilen bedanke ich mich für die koordinierte Arbeit beim ukrainischen Außenministerium, dem ukrainischen Infrastrukturministerium und dem österreichischen Außenministerium“, twitterte der zuständige ukrainische Vizepremierminister Wadym Prystaiko kurz vor der – einige Stunden verspäteten – Landung des Airbus 321 in Linz.

„Echte Schlüsselarbeitskräfte“

Laut Mayr handelt es sich bei vielen der nun eingeflogenen Ukrainer und Ukrainerinnen um „echte Schlüsselarbeitskräfte“, denen man dann auch nicht so versierte Leute von der Erntehelferplattform zur Seite stellen könne. „Den Saisonauftakt konnten unsere Gemüsebauern mit einer Mischung aus bereits vor Ort befindlichen Stammkräften und den vielen Freiwilligen aus der Bevölkerung meistern. Jetzt nimmt die Erntearbeit aber voll an Fahrt auf, gleichzeitig kehren die Lebensmittelhelferinnen und -helfer an ihre regulären Arbeitsplätze zurück“, sagte auch Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) in einer Aussendung den Bedarf.

In der Bundesregierung und in der Landwirtschaftskammer (LKÖ) zeigte man sich zuletzt nicht so erfreut über das Einfliegen von Arbeitskräften. Solche Schritte seien aber durch die Branche zu entscheiden und zu organisieren, hieß es etwa von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). „Das sehen wir österreichweit kritischer, es ist aber eine Entscheidung der Regionen“, sagte LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger (ÖVP) Anfang April.