Juncker fordert in Krise mehr Geld für EU

Der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker fordert in der Krise mehr Geld für die Europäische Union. „Wenn wir jetzt auf alle europäische Solidarität verzichten und den Haushalt mickrig niedrig halten, dann wird in einigen Jahren die Europäische Union ziemlich nackt dastehen“, sagte Juncker.

Düstere Prognosen, wonach die EU wegen der Coronavirus-Krise zerfallen könnte, teilt Juncker nicht. Er habe als junger luxemburgischer Minister 1982 an seinem ersten Ministerrat teilgenommen: „Seither lese ich mindestens einmal im Monat, dass die Europäische Union nicht nur in Atemnot ist, sondern auf dem Sterbebett liegt.“ Bisweilen gebe es ein „gefährlich klingendes Röcheln“, aber keine Todeskämpfe.

Kritik an EU-Reaktion in Krise

„Tatsache aber ist, dass die europäische Reaktion auf die Coronavirus-Krise nicht die Insignien gehobener Staatskunst trug“, fügte Juncker hinzu. Er bezog das unter anderem auf die einseitig verhängten Grenzkontrollen im Schengen-Raum, in dem eigentlich Reisefreiheit herrscht.

Zu Forderungen nach einem raschen Start einer Konferenz zur Zukunft Europas und weitreichenden EU-Reformen äußerte sich Juncker skeptisch. „Ich bin immer sehr zurückhaltend, wenn es um große Zukunftsaktionen geht“, meinte der 65-Jährige. „Unüberlegte Fortschrittsgedanken können sich sehr schnell entpuppen als lahme Enten.“ Wichtiger seien laufende Reparaturarbeiten an der Europäischen Union. „Ich bin für das beharrliche Weiterbohren dicker Bretter, nicht fürs Ersetzen dicker Bretter durch dünne Latten.“