Sänger Little Richard
Reuters/Fred Prouser
1932–2020

Rock-’n’-Roll-Pionier Little Richard tot

Little Richard ist tot. Der US-Musiker und Rock-’n’-Roll-Pionier starb mit 87 Jahren, wie das Musikmagazin „Rolling Stone“ am Samstag unter Berufung auf den Sohn des Musikers berichtete. Mit Hits wie „Tutti Frutti“ und „Long Tall Sally“ riss Little Richards seine Fans mit und prägte das Genre nachhaltig. Es folgte ein Leben zwischen Religion und Musik.

Es ist ein ikonischer Ruf, der eine ebenso legendäre Nummer eröffnet: Mit einem beherzten „A wop bop a loo lop a lop bam boo“ und dem dazugehörigen Lied „Tutti Frutti“ wurde Little Richard 1955 gleichermaßen zum Musikvisionär und zum Chartstürmer. Das Lied habe „eine neue Ära“ eingeleitet, so die US-Nationalbibliothek zu dem Kulturgut.

In einem zweijährigen Karrierehöhenflug folgten Songs wie „Long Tall Sally“, „Good Golly, Miss Molly“ und „Lucille“, die von Stars wie Elvis Presley gecovert und weiterentwickelt wurden – der Rock’n’Roll war geboren. Little Richards Nummern mit ihrem vom Piano dominierten Boogie-Woogie- und Rhythm-and-Blues-Stil, seinem stakkatoartigen, prägnanten Gesangsstil und dem exaltierten Bühnenauftritt sollten die Musikwelt erobern.

Little Richard
AP
Little Richard in den 1960ern

Aus dem Slum auf die Bühne

Geboren wurde Richard Wayne Penniman 1932 in äußerst ärmlichen Verhältnissen einer afroamerikanischen Familie mit zwölf Kindern im südlichen US-Bundesstaat Georgia – mitten in die brutale Rassentrennung hinein. „Ich komme aus den Slums – das vergisst man nie“, sagte der als Kind sehr schmächtige und deshalb „Little Richard“ gerufene Musiker einmal. Seine Bisexualität sorgte für ein konfliktbehaftetes Verhältnis zu seinem Vater, der Anfang der 1950er erschossen wurde. Bis zu seinem Durchbruch hangelte er sich mit Hilfsjobs durch, während er in den US-Südstaaten an seiner Musikerkarriere arbeitete.

1955 führte ein Demotape zu einem Plattenvertrag mit dem Label Specialty Records in Kalifornien. Zwischen 1955 und 1957 entstanden Little Richards größte Hits und Verkaufsschlager. Mit diesen Hits und seiner Liveband The Upsetters ging er auf ausgedehnte Konzerttourneen. Sein schrilles Bühnenoutfit mit den auftoupierten Haaren, der grellen Schminke und den Kostümen, die wilden Auftritte und schlüpfrig-spaßigen Texte schockierten und begeisterten das Publikum in den 1950er Jahren gleichermaßen.

Berufung zum Priester

Nur zwei Jahre nach seinem Durchbruch beschlich ihn dann ein Sinneswandel: 1957 entschied sich Little Richard während einer Tournee, seine Rock-’n’-Roll-Karriere an den Nagel zu hängen und Priester zu werden. Er begründete das damit, dass sein Lebenswandel und sein Glaube unvereinbar wären. Er predigte einige Jahre in verschiedenen Kirchen der Erweckungsbewegung und widmete sich musikalisch dem Gospel. Doch schon Mitte der 1960er versuchte er sich an einem Comeback. Die auch für den Funk und Soul prägenden Alben dieser Dekade konnten aber nicht mehr an seine alten Erfolge anknüpfen. Nicht zuletzt kämpfte er gegen den veränderten Publikumsgeschmack.

Little Richard und Jerry Lee Lewis bei den 50. Grammy Awards in Los Angeles
Reuters/Mike Blake
Little Richard und Jerry Lee Lewis

Das Tauziehen zwischen Religion und Musik begleitete ihn auch in den kommenden Jahren. In den 1970ern veranlassten ausbleibende Erfolge und gesundheitliche, auch durch Drogenkonsum verursachte Probleme Little Richard zu seinem erneuten Rückzug in die Religion und zum Gospel. Ab 1985 widmete er sich dann verstärkt schauspielerischer Tätigkeit, war unter anderem in „Zoff in Beverly Hills“, „Full House“ und „Miami Vice“ zu sehen. In den folgenden Jahren blieb er als „Legende des Rock ’n’ Roll“ auch bei Konzerten in der Öffentlichkeit präsent.

Inspiration für viele

Auch wenn nach seiner erfolgreichsten Phase in den 1950ern die Erfolge in den Charts ausblieben, sein Einfluss blieb nachhaltig. Stars von Elvis Presley über Otis Redding, Jerry Lee Lewis, Tina Turner, Prince, Mick Jagger, Rod Stewart, David Bowie, Elton John, Paul McCartney, Bob Dylan und Freddie Mercury bis hin zu Bruno Mars geben Little Richard als ihr musikalisches Idol an. „Ich habe immer gedacht“, schrieb Dylan einmal, „dass ‚A wop bop a loo lop a lop bam boo‘ alles gesagt hat.“

Die Todesursache von Little Richard blieb zunächst unklar. Sein Gesundheitszustand dürfte nach einer Hüftoperation aber bereits angeschlagen gewesen sein. Zuletzt hatte er zurückgezogen im US-Bundesstaat Tennessee gelebt.