Chinesische Frauen mit Schutzmasken im Gesicht
Reuters/Carlos Garcia Rawlins
Coronavirus

Chinesische Stadt abgeriegelt

China hat Medienberichten zufolge eine Stadt in der Nähe zur nordkoreanischen und russischen Grenze wegen einer Zunahme an Coronavirus-Fällen gesperrt. Der lokale Ausbruch sei auf eine Frau zurückzuführen, die nicht im Ausland gewesen sei. Zuletzt gab es offenbar mehrere Rückkehrer aus Russland.

Wie die US-Nachrichtenplattform Bloomberg am Montag berichtete, haben die chinesischen Behörden alle nicht wesentlichen Transporte in die Stadt Shulan mit rund 700.000 Einwohnern in der nordöstlichen Provinz Jilin verboten, während ganze Wohngebiete und Dörfer abgeriegelt wurden. Für Schüler und Schülerinnen, die bereits in die Schule zurückgekehrt waren, gilt wieder der Heimunterricht. Shulan sei als Hochrisikogebiet eingestuft worden, der einzige Ort in China mit dieser Bezeichnung, nachdem alle Städte des Landes Tage zuvor als risikoarm galten.

Laut „Guardian“ wurde in Shulan ein Coronavirus-Cluster auf eine Frau zurückgeführt, die nicht im Ausland gewesen sei und keinen wissentlichen Kontakt zu positiv Getesteten gehabt habe. Es handle sich um keinen importieren Fall, hieß es weiter. Am Sonntag verzeichnete die nationale Gesundheitskommission zudem 17 neue Fälle, es war der zweite Tag mit einem zweistelligen Anstieg und die höchste Zahl seit fast zwei Wochen. Fünf Fälle betrafen drei Provinzen, die an Russland oder Nordkorea grenzen – drei in Jilin und je einer in Heilongjiang und Liaoning.

Viele Rückkehrer aus Russland

Alle neuen Fälle in Jilin waren laut „Guardian“ in der Stadt Shulan, einschließlich einer 28-jährigen Frau, eines 45-jährigen Mannes und eines 56-jährigen Mannes. Insgesamt gibt es in der Stadt zwölf positiv getestete Person. Die „Global Times“ berichtete, dass von der Frau ausgehend die elf anderen Personen infiziert wurden. Wegen dieses rasanten Ausbruchs sei die vorübergehende Schließung aller öffentlichen Plätze in Shulan angeordnet worden. Die Einwohner und Einwohnerinnen sollten zu Hause bleiben, der öffentliche Verkehr wurde eingestellt, so die englischsprachige chinesische Zeitung.

In den letzten Wochen hat China Grenzschließungen und weitere Beschränkungen für Gebiete an der Grenze zu Russland erlassen, nachdem bei einigen Menschen, die über Landgrenzen nach China zurückgekehrt waren, Covid-19 diagnostiziert worden war. Nach Informationen des „Guardian“ seien in den letzten drei April-Wochen 308 Einwohner und Einwohnerinnen von Shulan aus Russland zurückgekehrt. Acht Personen seien in einem Krankenhaus in Jilin unter Quarantäne gestellt worden, und die restlichen 300 wurden in Shulan isoliert.

Chinesische Stadt wegen Coronavirus abgeriegelt

Wegen eines lokalen Ausbruchs des Coronavirus wurden alle nicht wesentlichen Transporte in die nordostchinesische Stadt Shulan am Sonntag untersagt. Ganze Wohngebiete und Dörfer wurden abgeriegelt.

Nordkorea hat seine Grenzen bereits im Jänner geschlossen, als die Zahl der Coronavirus-Fälle in China stark stieg. In Nordkorea wurde bisher keine einzige Infektion bestätigt. Es wird jedoch vermutet, dass es durchaus Fälle gibt, denn das Regime von Kim Jong Un hat die Hilfe anderer Nationen zur Bekämpfung des Virus angenommen. So hatte der chinesische Präsident Xi Jinping am Wochenende seine Bereitschaft ausgedrückt, Nordkorea bei der Bekämpfung der Pandemie zu unterstützen – ohne Einzelheiten zu nennen. Auch Russland hatte Hilfe angeboten.

Erster Fall in Wuhan seit Wochen

Am Wochenende hatten die chinesischen Behörden auch in Wuhan den ersten Fall einer Infektion seit mehr als einem Monat gemeldet. Erstmals seit dem 3. April sei eine Ansteckung festgestellt worden, teilte die Nationale Gesundheitskommission am Sonntag mit. Bei dem Infizierten handle es sich um einen 89-jährigen Mann in dem Bezirk Dongxihu im Nordwesten der Stadt.

Auch am Montag meldeten die Behörden fünf Neuinfektionen. Die Infektionsrisikostufe wurde in dem betroffenen Bezirk von „niedrig“ auf „mittel“ hochgesetzt. Neben den neuen Fällen meldete China auch elf neue asymptomatische Fälle in der umliegenden Provinz Wuhan.

Die zentralchinesische Industriemetropole Wuhan ist der Ursprungsort der Coronavirus-Ausbreitung. Um das Virus einzudämmen, stellten die Behörden die gesamte Stadt für mehr als zwei Monate unter Quarantäne. Seit der Aufhebung der Ausgangssperre am 8. April gilt Wuhan jedoch als „risikoarmes“ Gebiet.

Mehrere Fälle in Südkorea

Auch in Südkorea wächst nach einem Anstieg der Zahl lokal übertragener Infektionen die Furcht vor einer möglichen Destabilisierung der Lage. Die Gesundheitsbehörden teilten am Sonntag mit, am Samstag seien 34 zusätzliche Fälle festgestellt worden. Das war der höchste Anstieg seit vier Wochen in dem Land, das wegen seiner entschlossenen Test- und Quarantänemaßnahmen als Vorbild gilt. Bei 26 der neuen Infektionen handle es sich um Übertragungen im Inland, acht Fälle seien importiert, erklärte das Koreanische Zentrum für Seuchenkontrolle (KCDC).

Ein Klassenzimmer in einer südkoreanischen Schule wird desinfiziert
AP/Lee Jin-Man
In Südkorea werden öffentliche Gebäude desinfiziert, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern

Südkorea hatte erfolgreich den ersten größeren Ausbruch der Epidemie außerhalb Chinas bekämpft und in den vergangenen Wochen jeweils keine oder nur sehr wenige Ansteckungen im Inland gemeldet. Vor dem Ausbruch hatte das Land einige Beschränkungen gelockert. Aktuell peilt es die vollständige Wiederöffnung von Schulen und Geschäften an. Flächendeckende Tests, die intensive Nachverfolgung von Kontaktpersonen und Tracing-Apps haben der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens dabei geholfen, die Pandemie ohne harte Ausgangssperren wie in vielen anderen Ländern unter Kontrolle zu bringen.

Präsident Moon Jae In hat aber vor einer zweiten Welle der Pandemie gewarnt, die das Land später in diesem Jahr treffen könnte. Er mahnte in einer Rede zum dritten Jahrestag seines Amtsantritts, bei der Wachsamkeit gegen den Coronavirus-Ausbruch nicht nachzulassen. Zugleich versuchte er, die Menschen zu beruhigen. Es gebe keinen Grund, „aus Furcht stehenzubleiben“. Moon kündigte einen Ausbau der Seuchenprävention an. Die Behörden an Ort und Stelle sollten mit zusätzlichen Fachleuten eigene Strukturen zur Reaktion auf ansteckende Krankheiten einrichten.