FMA: Betrügereien haben zugenommen

Betrügerische Delikte im Finanzsektor haben im Zuge der Coronavirus-Krise zugenommen. Besonders im Zusammenhang mit Kryptoassets und Verbraucherkrediten sei es zuletzt vermehrt zu betrügerischen Tätigkeiten gekommen, sagten heute die Vorstände der Finanzmarktaufsicht (FMA), Helmut Ettl und Eduard Müller.

„Der Betrug passt sich dynamisch an die Rahmenbedingungen an“, so Müller. Auch das Faktum, dass sich viele Mitarbeiter im Homeoffice befinden, werde derzeit von Kriminellen verstärkt ausgenützt. So sei die FMA von fingierten Anforderungen von Vorgesetzten an Mitarbeiter, Auszahlungen in Millionenhöhe zu tätigen, informiert worden.

Im Bereich der Verbraucherkredite seien dagegen unerlaubt von Kreditnehmern geforderte Vorwegzahlungen ein Problem, so Müller weiter. Auch Ettl verwies auf eine „deutliche Zunahme unseriöser Aktivitäten“. Der FMA-Vorstand mahnte die Anleger zur Vorsicht. „Hohe Renditenversprechen sind auch mit hohen Risiken behaftet“, so Ettl. Manchmal könnten außerdem „Gaunereien“ hinter zu hohen Versprechungen lauern.

Skepsis gegenüber Kryptowährungen

Generell steht Ettl Kryptowährungen skeptisch gegenüber. Der Handel mit Bitcoin sei „hochspekulativ“ und nicht als Anlage zur Wertsicherung geeignet, so der FMA-Vorstand auf die Frage, ob Bitcoin Gold als Krisenwährung ablösen könnte. Auch Facebooks Libra ist Ettl als „privat geschaffene Kryptowährung“ ein Dorn im Auge. Dennoch zeige sich, dass daran Interesse bestehe, daher sei es für Notenbanken und Staaten wichtig, sich damit näher zu beschäftigen.

Um die Verbraucher vor Betrügereien am Finanzmarkt zu schützen, setze die FMA vor allem auf Prävention durch Information der Verbraucher, auf Transparenz der Anbieter von Finanzprodukten und auf den Ausbau des „Market Monitorings“, so Ettl. Im vergangenen Jahr hat die Behörde 97 Warnmeldungen (2019: 61) ausgegeben und 131 Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft eingebracht.

Krise als „Schock für Finanzwirtschaft“

Die Coronavirus-Krise wird auch an den Finanzunternehmen nicht spurlos vorübergehen. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass das auch ein großer Schock für die Finanzwirtschaft sein wird“, so Ettl. Allerdings sei der Sektor aktuell deutlich besser aufgestellt als noch in der Finanzkrise.

Der Krisenpolster der heimischen Banken sei mittlerweile doppelt so hoch wie im Jahr 2008 und das Volumen fauler Kredite (Non-performing Loans, NPL) mit zwei Prozent deutlich geringer. Was seit 2008 an Regulierung aufgebaut wurde, sei gut gewesen und habe die Situation für jetzt klar stabilisiert, so Müller. Das mache den Finanzsektor in der aktuellen Krise zu einem Teil der Lösung anstatt des Problems, wie es in der Finanzkrise der Fall war, so die beiden Vorstände.