Autos vor einer Kontrollstation an der österreichisch-italienischen Grenze
APA/EXPA/Johann Groder
Grenzöffnung

Wie es um die Nachbarländer steht

Hunderttausende Deutsche sowie Österreicher und Österreicherinnen leben im jeweils anderen Land, die wirtschaftliche Verflechtung ist eng. Im Zuge der Coronavirus-Lockerung werden zuerst die Grenzbalken zu Deutschland hochgehen. An einer besonders vorteilhaften Entwicklung der Fallzahlen in Deutschland kann es nicht liegen.

Erst diese Woche sorgte die Nachricht für Unruhe, wonach die effektive Reproduktionszahl in Deutschland über die Schwelle von 1 geklettert ist. Das Coronavirus schien sich im größten EU-Mitgliedsland wieder auszubreiten, doch am Dienstag gab das Robert-Koch-Institut Entwarnung: Der Wert sei auf 0,94 gesunken. Ein Wert von 0,94 bedeutet, dass zehn Infizierte durchschnittlich 9,4 Personen mit dem Coronavirus anstecken.

Mit zwei Coronavirus-Fällen pro 1.000 Einwohner bzw. Einwohnerinnen liegt Deutschland vor Österreich (1,8 Fälle). Während die vier Nachbarländer Tschechien (0,8), Slowakei (0,3), Ungarn (0,3) und Slowenien (0,7) allesamt eine Durchseuchung von weniger als einem Promille der Wohnbevölkerung aufweisen, liegen Italien (3,7), die Schweiz (3,5) und Liechtenstein (2,2) über den österreichischen Werten.

Letzter Fall in Liechtenstein am 26. April

Relevanter ist freilich die Zahl der aktiven Fälle und Neuinfektionen. Nimmt man Letztere als Maßzahl, sollte Österreich als Erstes die Grenze zu Liechtenstein öffnen. Dort wurde laut der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität nämlich am 26. April der bisher letzte Coronavirus-Fall bestätigt. Gerade einmal 26 aktive Fälle gibt es in dem kleinen Fürstentum derzeit.

Ebenfalls weitgehend eingedämmt scheint die Pandemie in der Slowakei und Slowenien zu sein, wo der tägliche Zuwachs im einstelligen Bereich liegt. Die Zahl der aktiven Fälle liegt in diesen beiden Ländern bei 455 (Slowakei) und 1.100 (Slowenien). Freilich hat das viermal kleinere Slowenien damit fast genauso viele aktive Coronavirus-Infizierte wie Österreich (1.190).

Mehr als 18.000 aktive Fälle in Deutschland

In Tschechien und Ungarn haben sich zwar insgesamt weniger Menschen mit dem Coronavirus infiziert als in Österreich, aber die Zahl der aktiven Fälle ist deutlich höher. In Tschechien gelten 3.050 Personen als noch nicht genesen, in Ungarn 1.881. Damit liegt das östliche Nachbarland Österreichs hinter dem früheren Coronavirus-Hotspot Schweiz, der 1.713 aktive Fälle in der Statistik führt. In allen drei Ländern liegt die Zahl der täglichen Neufälle im unteren zweistelligen Bereich, ähnlich wie in Österreich.

Ganz anders die aktuelle Lage in Deutschland: Derzeit gibt es 18.116 aktive Fälle, von Österreichs Nachbarländern steht nur Italien mit einem höheren Wert da (81.266). In Italien konnte die Zahl der Neuerkrankungen mittlerweile an mehreren Tagen unter 1.000 gedrückt werden. In Deutschland kommen derzeit täglich rund 700 neue Fälle hinzu.