Brasilien bekommt Virus nicht unter Kontrolle

Inmitten einer schweren politischen Krise kämpft Brasilien mit einer Rekordzahl neuer Coronavirus-Fälle. Die Regierung bestätigte 11.385 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, womit sich die Gesamtzahl der Fälle auf 188.974 erhöhte. Bei der Gesamtzahl der Infektionen liegt Brasilien damit vor Frankreich, das nach offiziellen Angaben 177.000 Fälle meldete.

Die fünf Länder, die mehr Infektionen registriert haben als Brasilien, sind die Vereinigten Staaten, Spanien, Russland, das Vereinigte Königreich und Italien. Dennoch drängt Präsident Jair Bolsonaro auf eine schnelle Wiederöffnung der Wirtschaft.

Wochenlanger Streit mit Gouverneuren

Seit Wochen ist er mit den Gouverneuren der Bundesstaaten wegen der verhängten Beschränkungen des öffentlichen Lebens auf Konfrontationskurs: Er vertritt die Auffassung, dass durch verlorene Arbeitsplätze mehr Schaden angerichtet werde als durch die Krankheit selbst. Im Gegenzug werfen ihm die Bundesstaaten vor, die Coronavirs-Krise herunterzuspielen.

Höchstgericht erlaubt Verfahren gegen Bolsonaro

Das Wirtschaftsministerium prognostizierte gestern, dass Brasiliens Wirtschaft infolge der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 um 4,7 Prozent schrumpfen werde, der größte jährliche Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als einem Jahrhundert. Das Ministerium schätze, dass jede weitere Woche unter Quarantänemaßnahmen die Wirtschaft umgerechnet rund 3,15 Milliarden Euro koste.

Bolsonaro steht derzeit politisch unter Druck: Wegen des Verdachts der politischer Einflussnahme auf die Bundespolizei und Amtsmissbrauchs hat das oberste Bundesgericht Brasiliens die Eröffnung eines Verfahrens gegen ihn genehmigt.