Deutscher Dramatiker Rolf Hochhuth verstorben

Der deutsche Autor Rolf Hochhuth ist tot. Er starb gestern im Alter von 89 Jahren in Berlin, wie sein Herausgeber Gert Ueding mitteilte. Der ebenso erfolgreiche und umstrittene Dramatiker war ein Hauptvertreter des „Dokumentartheaters“ in Deutschland und lieferte bereits mit seinem Debüt, dem Vatikan-Drama „Der Stellvertreter“, einen Skandal ab. Das provokante Stück thematisierte die Rolle des Papstes und des Vatikans im Holocaust.

Geboren wurde Hochhuth am 1. April 1931 im hessischen Eschwege. Er wuchs unter dem NS-Regime auf, die deutsche Vergangenheit wurde sodann auch sein bestimmendes Lebensthema.

Keine Angst vor Kontroversen

1978 wurde er vom damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Hans Filbinger, erfolglos auf Unterlassung geklagt. Anlass war eine in der „Zeit“ abgedruckte Geschichte Hochhuths, in der er die Vergangenheit Filbingers als NS-Richter thematisierte.

Der deutsche Dramatiker Rolf Hochhuth
APA/dpa/Hendrik Schmidt

Auch in anderen Stücken wie „Soldaten, Nekrolog auf Genf“ über den englischen Premier Winston Churchill, „Unbefleckte Empfängnis“, „Wessis in Weimar“ und „McKinsey kommt“ über Massenentlassungen bezog er zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung.

Hochhuth machte auch mit teils bizarren Auftritten auf sich aufmerksam – etwa mit seinen später zurückgenommenen Lobeshymnen auf den britischen Historiker und Holocaust-Leugner David Irving.

Jüdischer Zentralrat würdigte Hochhuth

Der Zentralrat der Juden in Deutschland würdigte Hochhuth als renommierten Dramatiker und „mutigen Tabubrecher“. Das Drama „Der Stellvertreter“ gehöre längst zum Kanon der deutschen Literatur. Hochhuth habe damit die unrühmliche Rolle des Vatikans während des Nationalsozialismus beleuchtet und damit eine überfällige Debatte in Deutschland angestoßen.

„So unverständlich es war, dass Rolf Hochhuth zwischenzeitlich mit dem Holocaust-Leugner David Irving sympathisierte, so bleiben seine Verdienste um die Auseinandersetzung mit der Verstrickung der gesellschaftlichen und kirchlichen Eliten in die Schoa ungeschmälert“, sagte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster.

Der deutsche Dramatiker Rolf Hochhuth bei den Proben zu „Der Stellvertreter“
APA/Keystone

„Er sollte bis heute Schriftstellern als Vorbild dienen, um gesellschaftliche Missstände anzuprangern und sich für eine fortwährende Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit einzusetzen“, so Schuster.

Vielfach ausgezeichnet

Hochhuth erhielt im Laufe seines jahrzehntelangen Wirkens zahlreiche Auszeichnungen. So wurde ihm 1976 der Kunstpreis der Stadt Basel zuerkannt, 1980 der Geschwister-Scholl-Preis und 1981 der Lessing-Preis der Freien Hansestadt Hamburg. 2001 erhielt der Dramatiker, Essayist und Lyriker den Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache.